Hessen: Mehr Arbeitslose als im Vorjahr
Die Quote der arbeitslosen Menschen in Hessen bleibt auf dem Niveau des Vormonats. Im Vergleich zum Vorjahr spielen ukrainische Geflüchtete eine wesentliche Rolle. Deren Integration macht aber Fortschritte.
Im Februar dieses Jahres waren in Hessen 179 436 Menschen arbeitslos gemeldet, das waren 767 mehr als im Januar; ein Jahr zuvor waren es 16 353 weniger. Die Arbeitslosenquote betrug im Februar 5,2 Prozent und war damit genauso hoch wie im Vormonat. Als wesentlichen Grund für den Anstieg gegenüber dem vorigen Jahr nannte Direktionschef Frank Martin am Mittwoch den Zugang ukrainischer Geflüchteter. Derzeit zählten etwa 16 260 Leute mit ukrainischer Staatsbürgerschaft als arbeitslos.
Gleichwohl sieht Martin die Integration der Schutzsuchenden auf einem guten Weg: Viele Ukrainer:innen seien schon „auf dem hessischen Arbeitsmarkt angekommen“. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten mit ukrainischem Pass lag im Dezember 2022 laut Hochrechnungen bei 9700 – fast doppelt so hoch wie im Vorjahr, als es rund 5000 waren. Martin erwartet, dass die Werte in den nächsten Monaten weiter steigen werden, nicht zuletzt, weil zurzeit etwa 10 000 dieser Geflüchteten in Integrationskursen Deutsch lernten.
Da etwa 70 Prozent von ihnen alleinerziehende Frauen mit minderjährigen Kindern seien, hänge die Entwicklung der Beschäftigtenzahlen von der Integration der Kinder in Schulen und Kitas ab, sagte Martin. Es wäre „bedauerlich“, wenn die Frauen aus der Ukraine nicht arbeiten könnten, „da viele eine qualifizierte Ausbildung oder ein Studium mitbringen“. Fachkräfte werden dringend gebraucht, in Hessen sind 49 300 unbesetzte Stellen gemeldet.
Aus der Statistik geht zudem hervor, dass nach wie vor großer Nachwuchsmangel herrscht. Rund 27 400 Ausbildungsstellen stünden lediglich 22 130 Bewerber:innen gegenüber. Dies stelle zwar einen kleinen Fortschritt gegenüber dem Vorjahr, aber keine Trendumkehr dar, obwohl nach der Hochzeit der Corona-Pandemie schon seit längerer Zeit wieder Praktika und Berufsberatung an Schulen möglich seien.
Der DGB Hessen-Thüringen fordert mehr Einsatz für eine höhere Erwerbsbeteiligung von Frauen, auch um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Der DGB-Vorsitzende Michael Rudolph verwies auf Zahlen des Statistischen Bundesamts, nach denen jede zweite Frau in Teilzeit arbeitet und mehr als die Hälfte davon mehr arbeiten wolle, dies aufgrund von Pflege oder Kinderbetreuung aber nicht könne. „Die Sorgearbeit zwischen den Geschlechtern muss fairer aufgeteilt werden“, sagte Rudolph. Darüber hinaus müssten frauendominierte Berufsfelder, etwa im Handel oder in der Pflege, finanziell aufgewertet und der Ausbau der Kinderbetreuung vorangetrieben werden.
Die Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände (VhU) verlangt derweil schnellere, passgenaue Anstrengungen der Jobcenter gegen Langzeitarbeitslosigkeit. „Ein Verwahren in sogenannten Ein-Euro-Jobs oder Qualifizierungen ins Blaue hinein darf es nicht geben“, sagt VhU-Hauptgeschäftsführer Dirk Pollert.