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Hessen: Familie wird bei Abschiebung getrennt - wegen Vorgaben der Fluggesellschaft

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Von: Hanning Voigts

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Die iranische Familie hatte jahrelang in Büdingen gelebt. (Symbolbild)
Die iranische Familie hatte jahrelang in Büdingen gelebt. (Symbolfoto) © Monika Müller

Eine iranische Frau und ihre 13-jährige Tochter wurden von Büdingen aus in den Iran abgeschoben, der Vater musste zurückbleiben. Der hessische Flüchtlingsrat ist entsetzt.

Büdingen – Der hessische Flüchtlingsrat übt scharfe Kritik an der Trennung einer seit Jahren in Büdingen im Wetteraukreis lebenden iranischen Familie durch eine Abschiebung. Nach Angaben der Organisation waren eine Frau und ihre 13 Jahre alte Tochter am vergangenen Mittwoch (16.03.2022) überraschend nach Teheran abgeschoben worden. Ihr Mann musste demnach zurückbleiben, weil es für ihn keinen Platz im Flugzeug gab.

Die Familie lebe bereits seit 2012 in Büdingen und habe eine eigene Wohnung, beide Eltern seien berufstätig gewesen, teilte der Flüchtlingsrat mit. Ihre Tochter, die zuletzt die sechste Klasse besucht habe, habe fast ihr ganzes Leben in Deutschland verbracht. Im Iran stehe die Familie jetzt vor dem Nichts.

Innenministerium: Familie „wegen Vorgaben der Fluggesellschaft“ getrennt abgeschoben

Das hessische Innenministerium teilte der Frankfurter Rundschau auf Nachfrage mit, die ausreisepflichtige Familie habe „auf Grund von Vorgaben der Fluggesellschaft“ getrennt voneinander abgeschoben werden müssen. Eigentlich sei geplant gewesen, zunächst Mutter und Tochter und am Tag darauf den Vater in den Iran zu fliegen. Weil es einen Streik gegeben habe und der Vater zunächst nicht angetroffen worden sei, sei dessen Abschiebung aber gescheitert. Aktuell würden mit dem Mann Möglichkeiten für eine freiwillige Ausreise erörtert, „da er so schnell wie möglich nachreisen möchte“.

Timmo Scherenberg vom hessischen Flüchtlingsrat zeigte sich vom Vorgehen der hessischen Behörden erschüttert. „Mit welcher Härte hier eine Abschiebung vollzogen wird, die Familie getrennt wird, und ein in Deutschland aufgewachsenes und sozialisiertes Kind aus seinem normalen Leben gerissen und seiner Zukunftschancen beraubt wird, das lässt einen schon fassungslos zurück“, sagte Scherenberg. Man fordere die Behörden auf, das Kind und seine Mutter sofort zurückzuholen und der Familie ein Bleiberecht in Hessen zu gewähren. (Hanning Voigts)

In einem anderen Fall wurde ein Familienvater von Hessen nach Pakistan abgeschoben, weil sein Name in der Geburtsurkunde verkehrt geschrieben war.

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