Hessen: Frauen erhalten geringere Löhne
Die Gender-Pay-Gap in Hessen lag 2022 bei 21 Prozent. Signifikante Fortschritte gibt es nicht.
Frauen bekommen in Hessen nach wie vor deutlich geringere Löhne als Männer: Im vergangenen Jahr lag die sogenannte Gender-Pay-Gap, der Unterschied beim durchschnittlichen Bruttostundenlohn, bei 21 Prozent. Das teilte das Statistische Landesamt am Montag in Wiesbaden mit.
Dessen Angaben zufolge erhielten Männer 26,90 Euro brutto pro Stunde, bei Frauen waren es 5,55 Euro weniger. Die geschlechtsspezifische Lohnlücke in Hessen ist damit etwas größer als der bundesweite Schnitt von 18 Prozent beziehungsweise 4,31 Euro brutto pro Stunde. Auffällig ist, dass die Differenz in Ostdeutschland mit 7 Prozent weiterhin deutlich geringer ausfällt als in Westdeutschland mit 19 Prozent.
Gegenüber den Vorjahren ist der Wert in Hessen – der zu Beginn der Messung im Jahr 2006 23 Prozent betrug – wieder gestiegen: In den Jahren 2020 und 2021 lag er bei jeweils 18 Prozent und damit auf dem bisherigen Tiefststand.
Diese Werte seien mit dem aktuellen jedoch nur bedingt vergleichbar, erklärt das Landesamt, weil die Gender-Pay-Gap seit 2022 auf Grundlage einer neuen monatlichen Verdiensterhebung ermittelt wird. Im Vergleich zur alten vierteljährlichen Erhebung sei beispielsweise der Anteil der Beschäftigten mit sehr hohen Löhnen – darunter mehr Männer als Frauen – jetzt größer. Dies habe dazu beigetragen, dass der Lohnunterschied insgesamt etwas größer geworden sei.
Die Lohnlücke
Die Gender-Pay-Gap (GPG) bezeichnet den Unterschied beim durchschnittlichen Bruttostundenlohn von Frauen und Männern.
Beim „unbereinigten“ GPG werden die Differenzen bei den Bruttolöhnen betrachtet, und es fließen zum Beispiel auch die Löhne von Teilzeitbeschäftigten und Auszubildenden ein.
Beim „bereinigten “ oder teilbereinigten GPG wird ein Teil der Lücke herausgerechnet, der mit strukturellen Unterschieden wie Branche, Beruf, Arbeitsumfang und Ausbildungsgrad zusammenhängt. Dabei werden jedoch nicht alle relevanten Faktoren berücksichtigt, etwa „familienbedingte Erwerbsunterbrechungen“. gha
Bei der Ursachenanalyse für die Lücke hat die Statistikbehörde ebenfalls erstmals auf die vierteljährlichen Daten zurückgegriffen. Als wichtigste Gründe für die sogenannte unbereinigte Gender-Pay-Gap, bei der lediglich der durchschnittliche Bruttolohn betrachtet wird, nennt sie strukturelle Unterschiede. Dazu zählten „unterschiedliche Branchen, Berufe und Anforderungsniveaus“ sowie der Beschäftigungsumfang und Ausbildungsabschluss. So sind Frauen zum Beispiel häufiger in Teilzeit und in sozialen Berufen tätig, in denen geringere Stundenlöhne gezahlt werden als etwa in der Technikbranche, in der vor allem Männer arbeiten, die auch öfter in Vollzeit arbeiten und Führungspositionen einnehmen. Mit diesen Faktoren ließen sich 70 Prozent des Verdienstunterschieds erklären, schreiben die Statistiker:innen.
Die restlichen 30 Prozent werden als bereinigte oder teilbereinigte Gender-Pay-Gap bezeichnet. Das bedeutet, dass hessische Frauen auch bei einer vergleichbaren Tätigkeit und Qualifikation pro Arbeitsstunde im Schnitt sechs Prozent weniger Lohn beziehen als Männer. Deutschlandweit lag dieser Wert mit sieben Prozent etwas höher als in Hessen.
Zuvor war der bereinigte Lohnunterschied alle vier Jahre erhoben worden: 2014 wurde er auf 7 Prozent beziffert, 2018 auf 6 Prozent.