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Herzkammern hinter Panzerglas

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Sanierung des Trinkwasser-Tiefbehälters „Lange Meile“

BAD HOMBURG - Mit einem Kostenaufwand von 1,4 Millionen Euro hat der Wasserbeschaffungsverband Taunus seinen Trinkwasser-Tiefbehälter „Lange Meile“ in zweijähriger Bauzeit grundlegend ertüchtigt. Damit habe man ihn, so Verbandsgeschäftsführerin Julia Antoni beim Pressetermin am Montag, für die nächsten 40 bis 50 Jahre zukunftsfest gemacht.

Der 1972 im Zuge der hessischen Gebietsreform gegründete „WBV Taunus“, zu dem Bad Homburg, Oberursel, Friedrichsdorf, Kronberg, Königstein, Steinbach und Eschborn gehören, verfügt über zehn Wassergewinnungs- und -speicheranlagen mit einem Gesamtvolumen von 44 000 Kubikmetern. Der Bad Homburger Behälter „Lange Meile“ hat ein Fassungsvermögen von 3000 Kubikmetern, aufgeteilt in zwei gleich große unterirdische, mit Wasser der Wasserbeschaffungsgesellschaft „Hessen Wasser“ gespeiste Kammern, in deren Grundsanierung der größte Teil der 1,4 Millionen Euro geflossen ist. Gleichzeitig wurde auch der Hochbehälter III bei Oberhöchstadt modernisiert, für etwa eine Million Euro. In Angriff genommen werden noch in diesem Jahr zwei weitere Anlagen, der Hochbehälter „Rehköpfe“ in Friedrichsdorf und der Hochbehälter HB IV in Kronberg. Auch die dann noch übrigen sechs Behälter müssen innerhalb der nächsten zehn Jahre technisch auf den neuesten Stand gebracht werden, „eine der größten Investitionsmaßnahmen unseres Verbandes“, sagte Oberursels Erster Stadtrat Christof Fink (Grüne) in seiner Funktion als Verbandsvorsteher.

Oliver Jedynak (CDU), in dessen Verantwortungsbereich als Bad Homburger Bürgermeister die Wasserbeschaffung der Kurstadt fällt, zeigte sich vom Ergebnis der nicht nur im Zeit-, sondern auch Kostenplan gebliebenen Arbeiten beeindruckt, wenngleich auch er nur einen durch Panzerglas getrübten Blick auf die eigentlichen Herzkammern, die beiden etwa sechs Meter tiefen, kreisrunden Behälter werfen konnte.

Handwerker in Schutzanzügen

Denn: Hygiene ist bei der Bereithaltung und Verteilung von Trinkwasser das oberste Gebot. Das galt bereits für die Bauphase, bei der die Handwerker in Vollschutzanzügen mit strengstens desinfizierten Gerätschaften arbeiteten. Teils im 24-Stunden-Takt, denn bestimmte Arbeiten wie das Aufbringen des Belags an den Wänden und der gewölbten Kuppel konnten, so Annegrit Zirkel-Biener, Leiterin Wassererzeugung bei den Stadtwerken Bad Homburg und Projektverantwortliche, nur am Stück erledigt werden. Da es auf möglichst gleichmäßiges Arbeiten ankam, musste der Putzer, der angefangen hat, die Wand oder die Decke auch in einem Zug fertigmachen. Abwechseln konnten sich die Spezialisten nicht, denn jeder, erklärte Zirkel-Biener, habe seine eigene Handschrift, „das hat dann halt so lange gedauert, wie es gedauert hat“. Dieter Gredig, Technischer Leiter der Stadtwerke Oberursel, erläuterte, dass solche Behälter heutzutage nicht mehr gekachelt, sondern verputzt werden, wobei die Zusammensetzung des Mörtels zur jeweiligen Wasserqualität, ihrem ph-Wert und Kalkgehalt passen muss. Insgesamt wurden nach dem Abtragen der alten Beläge und Fliesen 3300 Quadratmeter Wand-, Decken- und Bodenflächen erneuert. Ferner wurden teils mannsdicke Rohrleitungen zurückgebaut und durch Edelstahlleitungen ersetzt.

Da jederzeit die Wasserversorgung der Bad Homburger sichergestellt bleiben musste, war das Projekt auf zwei Bauabschnitte aufgeteilt. Mit der ersten Kammer wurde im Oktober 2021 begonnen, die Arbeiten mussten bis März 2022 abgeschlossen sein, rechtzeitig zu der Periode mit den höheren Wasserverbräuchen, erläuterte Markus Philipp, Technischer Direktor der Stadtwerke Bad Homburg. Das zweite Becken kam dann im Herbst 2022 an die Reihe und war planmäßig im Frühjahr 2023 fertig. „Versorgungsengpässe hat es nicht gegeben“, ergänzte sein Kollege Gredig. Fink und Jedynak sind sich einig darin, dass die jetzt zum Abschluss gebrachte Maßnahme und auch das weitere Vorgehen zur Ertüchtigung der übrigen Anlagen „ein sehr gutes Beispiel dafür sind, dass interkommunale Zusammenarbeit sinnvoll und zielführend ist, da Investitionen in dieser Höhe sonst kaum bewältigt werden könnten“. Bei den vielen Dürresommern komme der Versorgung der Bevölkerung mit Trinkwasser eine immer größere Bedeutung zu, sagte Fink.

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