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Corona-Krise
Handel kritisiert schärfere Regeln
- vonChristoph Manusschließen
Der Hessische Handel kritisiert die stärkere Beschränkung der Kundenzahl in großen Märkten. Die neue Regelung führe zu Warteschlangen und sinkenden Umsätzen.
Der hessische Handel reagiert mit Unverständnis und Kritik auf die geplante Verschärfung der Corona-Regeln für den Einzelhandel. Größere Geschäfte ab 800 Quadratmeter Verkaufsfläche sollen nur noch jeweils einen Kunden oder eine Kundin pro 20 Quadratmeter Verkaufsfläche in die Läden lassen dürfen statt wie bisher pro zehn Quadratmeter Verkaufsfläche.
Es sei gut, dass der Einzelhandel geöffnet bleibe, sagt der Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands Hessen, Sven Rohde. Der Handel in den Innenstädten befinde sich aber schon jetzt in einer existenzbedrohenden Lage. Die neue Regelung verschärfe diese noch, kritisiert er im Gespräch mit der Frankfurter Rundschau. Dabei gehe vom Handel keine Gefahr aus.
Die Beschränkung der Kundenzahl werde vor Supermärkten, in Fußgängerzonen und in Einkaufszentren zu Warteschlangen führen, befürchtet Rohde. Lange draußen zu warten sei im Winter, vor Weihnachten nur schwer zumutbar. Wenn sich lange Schlangen bildeten, sei es auch schwieriger, die in der Corona-Krise geltenden Abstandsregelungen einzuhalten.
Auch Joachim Stoll, Vizepräsident des Handelsverbands Hessen-Süd, kann die Verschärfung nicht verstehen. „Es gibt keinen nachvollziehbaren Grund, die Regeln für den Einzelhandel jetzt anzuziehen“, sagt er auf Anfrage der Frankfurter Rundschau. Die Hygienekonzepte der Geschäfte seien schließlich komplex und gut. Besonders schwierig werde es nun für Märkte, die auf eine hohe Kundenfrequenz angewiesen seien, etwa für Elektronikgeschäfte.
Stoll, der auch Vizepräsident der Frankfurter Industrie- und Handelskammer ist, spricht auch von einer negativen Botschaft an die Kund:innen. Die Entscheidung suggeriere: „Der Handel ist gefährlich.“ Dabei sei diese Behauptung nicht gerechtfertigt. Die Verschärfung treffe den Einzelhandel zudem in einer Situation, in der dieser ohnehin schon unter der stark gesunkenen Passantenfrequenz und dem Onlinehandel leide, der diesem in riesigem Umfang Umsätze wegnimmt, kritisiert er.
Zunächst war sogar von einer noch stärkeren Beschränkung der Kund:innenzahlen die Rede gewesen. Der Zentrale Immobilien-Ausschuss (ZIA) nennt es zwar gut, dass die ursprünglich vorgesehenen Regeln gekippt wurden. Der Spitzenverband der deutschen Immobilienwirtschaft ist dennoch alles andere als zufrieden. „Ein weiterer Frequenzabfall ist damit programmiert, Arbeitsplätze gehen verloren“, sagt ZIA-Präsident Andreas Mattner. Die Innenstädte seien bereits im wirtschaftlichen Überlebenskampf. Mit den neuen Beschlüssen verschärfe man die Situation. Dabei sei der Einzelhandel bislang kein Hotspot des Infektionsgeschehens.