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Goethe mit Ziegenkäse

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Der neue "Weidenhof" auf der Zeil hat ein gemütliches Mäuerchen.
Der neue "Weidenhof" auf der Zeil hat ein gemütliches Mäuerchen. © Alex Kraus

Etwas pompös steht er dort auf der neugemachten Einkaufsmeile Zeil. Dennoch - der neue Zeilpavillon Weidenhof hat vom ersten Tag an Gnade vor den kritischen Frankfurtern gefunden. Von Jutta Ochs

Von Jutta Ochs

In diesen Tagen, da im Frankfurter November der Frühling ausbricht, ist der schönste Sitzplatz der Stadt auf einem Mäuerchen. Das steht auf der Zeil, an der Außenterrasse des frisch eröffneten neuen Zeilpavillons und bietet geradeaus eine von Platanen gerahmte Aussicht auf Hochhaustürme, die in der Sonne funkeln. Weil die Inhaber der Gastronomie "Weidenhof", Mo Rahimi und Sadi Sanlav, erfahrene Profis sind und während der Bauarbeiten selbst "gerne auf diesem Mäuerchen saßen", hat dieses Polster bekommen, Holztischplatten wurden eingelassen und der Weidenhof um noch eine kleine Attraktion reicher.

Dass der neue Zeilpavillon von den kritischen Frankfurtern als attraktiv empfunden wird, legen die Besucherzahlen nahe. Der Laden mit seinen 85 Plätzen ist seit der Eröffnung im November permanent voll bis gut besetzt, selbst am Sonntag ist Betrieb. Und der hält an, wie Rahimi und Sanlav versichern, bis um 1 Uhr oder noch länger. Dieses Stück Zeil hat offenbar ein bisschen Nachtleben bekommen.

Am frühen Nachmittag, da sind die einen noch am Mittagessen, die anderen schon beim Kuchen. Letzterer wird gelobt. Schwarzwälder Kirsch und Frankfurter Kranz kann eine Dame mit grauer Fönfrisur, begleitet von zwei jungen Frauen, nur empfehlen. Und: "Es gibt eigentlich gar nichts zu meckern", sagen die drei. Das ist unter den gegebenen Umständen ein hohes Lob. Denn hier geht es ja nicht um irgendeine Gaststätte, sondern um Nachfolger der jahrzehntelang gescholtenen Betonhäuschen mit Ausschank. Neben dem Weidenhof wird es noch einen weiteren großen Pavillon in Höhe der Brönnerstraße geben. Der ist gerade fertig gebaut. Ein dritter, kleiner ist neben dem Brockhausbrunnen im Werden. Alle Bauzeiten werden eingehalten. Und die Inhaber des Weidenhof-Pavillons haben auch sonst gehalten, was sie versprochen hatten. Nämlich "Frankfurterisches auf gutem Niveau zu bezahlbaren Preisen für alle Generationen". Es sind alle Altersklassen bis zum Kleinkind da. Frankfurterisch sind die massiven Holztische. Der Name Weidenhof hat Stadt-Tradition. Überliefert ist, dass 1707 Goethes Großvater vermittels der Heirat mit Cornelia Schellhorn das Zeil-Gasthaus "Zum Weidenhof" übernahm. Das Weiden-Motiv wird heute unter anderem in den geflochtenen Kronleuchtern aufgenommen. "Sattelbraun" sind die Sitze bezogen ebenso wie die Bar im britischen Chesterfield-Look.

Schlichter Schick

Es gibt Handkäs mit Musik (3,90 Euro), Grüne Soße (8,90) ebenso wie den Goethesalat (mit Feigen und Honig gratinierter Ziegenkäse, 11,20). Der von Schiller hat in Sesam und Chili gebratene Putenstreifen. Die Salate essen gerade zwei Herren in mittleren Jahren, der eine Investmentbanker zwischen zwei Jobs, der andere früh verrentet. Beide sind voll des Lobes für den Weidenhof, teilen unaufgefordert gerne ihre Meinung mit. "Nicht billig gemacht, schick und schlicht gleichermaßen."

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