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Giftanschlag an der TU Darmstadt: Psychisch kranke Studentin unter Tatverdacht

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Von: Jens Joachim

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Auch Einsatzkräfte des Deutschen Roten Kreuzes waren zum Tatort auf dem Campus Lichtwiese der TU Darmstadt beordert worden.
Auch Einsatzkräfte des Deutschen Roten Kreuzes waren zum Tatort auf dem Campus Lichtwiese der TU Darmstadt beordert worden. © Jens Joachim

Ein Giftanschlag an der TU Darmstadt sorgte bundesweit für Schlagzeilen. Polizei und Staatsanwaltschaft sind bei den Ermittlungen ein ganzes Stück weitergekommen.

Darmstadt – Mehr als sieben Monate nach dem Giftanschlag auf Angehörige der Technischen Universität (TU) Darmstadt ist eine 32-jährige Frau aus Mainz als mutmaßliche Täterin ermittelt worden. Der Frau, die seit dem Wintersemester 2017 am Fachbereich Materialwissenschaften der TU eingeschrieben ist, sei vorläufig in einem psychiatrischen Krankenhaus untergebracht worden, teilten die Darmstädter Staatsanwaltschaft und das Polizeipräsidium Südhessen am Donnerstagvormittag in einer gemeinsamen Mitteilung mit.

Die Ermittler werfen der Frau versuchten Mord vor. Die Tat soll sie im Zustand der Schuldunfähigkeit begangen haben. Ein entsprechender Unterbringungsbefehl wurde auf Antrag der Staatsanwaltschaft vom Amtsgericht Darmstadt erlassen und am Mittwoch, 30. März, verkündet.

Giftattacke auf Campus der TU Darmstadt: Mann schwebte in Lebensgefahr

Am Mittag des 23. August 2021 hatten sieben Personen nach dem Verzehr von verschiedenen Lebensmitteln beziehungsweise Getränken über gesundheitliche Probleme, bis hin zu Vergiftungserscheinungen geklagt. Teilweise mussten die Angehörigen der TU im Krankenhaus behandelt werden.

Ein Mann schwebte zeitweise in Lebensgefahr. Daraufhin hatte die Staatsanwaltschaft Darmstadt ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts des versuchten Mordes eingeleitet.

Darmstadt: Mordkommission ermittelte nach Giftanschlag auf TU-Campus

Die Ermittlungen übernahm die eigens dafür gegründete Mordkommission „Licht“ beim Polizeipräsidium Südhessen mit Sitz in Darmstadt, die die sichergestellten Spuren auswertete und monatelang suggerierte, sie habe keine heiße Spur nach dem Giftanschlag auf dem TU-Campus. Zum Gebäude L2|01 an der Alarich-Weiss-Straße 2 auf dem Außencampus Lichtwiese der TU, in dem die giftigen Substanzen gefunden wurden, hatten mehrere hundert Personen Zutritt.

Tatort: In diesem Gebäude des Fachbereichs Materialwissenschaften der TU Darmstadt wurden Lebensmittel und Getränke vergiftet.
Tatort: In diesem Gebäude des Fachbereichs Materialwissenschaften der TU Darmstadt wurden Lebensmittel und Getränke vergiftet. © Jens Joachim

Nach dem derzeitigen Stand der Ermittlungen liegen nach Angaben der Ermittler „dringende Gründe dafür vor“, dass die TU-Studentin seinerzeit verschiedene Lebensmittel im Gebäude L2/01 mit gesundheitsschädlichen Stoffen versetzt hat. Die Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus sei angeordnet worden, weil der Verdacht bestehe, dass die Beschuldigte, die bisher keine Angaben zu dem Vorwurf mache, aufgrund einer psychischen Erkrankung nicht schuldfähig sei, heißt es in der Mitteilung.

Giftanschlag in Darmstadt: Studentin früh im Fokus der Ermittlungen

Die Beschuldigte, die zwischenzeitlich aufgrund einer betreuungsrechtlichen Entscheidung in einer Einrichtung untergebracht war, sei bereits früh in den Blick der Ermittler geraten. Durch die umfangreichen Ermittlungen und Auswertung zahlreicher Spuren und Datenträger sowie die Abklärung von mehr als 1000 Zeugen sei es schließlich gelungen, den Tatverdacht gegen die Beschuldigte zu erhärten.

Die Polizei sperrte nach dem Giftanschlag die Alarich-Weiss-Straße vor dem Gebäudekomplex der TU Darmstadt ab.
Die Polizei sperrte nach dem Giftanschlag die Alarich-Weiss-Straße vor dem Gebäudekomplex der TU Darmstadt ab. © Jens Joachim

Unter anderem konnten die Ermittler aufgrund von digitalforensischen Spuren feststellen, dass sich die Beschuldigte mutmaßlich in der Nacht zum 23. August in dem betreffenden TU-Gebäude auf dem Campus Lichtwiese aufgehalten habe. Darüber hinaus fanden die betroffenen Mitarbeiter der Universität teilweise Erwähnung in schriftlichen Aufzeichnungen der Beschuldigten. Die Ermittlungen deuten darauf hin, dass sich die Beschuldigte von den betreffenden Mitarbeitern verfolgt fühlte.

Kriminaldirektor Jens Peter Thiemel, der Leiter der Mordkommission „Licht“, äußerte, vom ersten Tag an hätten die Ermittlerinnen und Ermittler „in akribischer Kleinstarbeit Beweise zusammengetragen, um die Tat aufzuklären“. (Jens Joachim)

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