Gemeinden rücken zusammen
Strukturreform im evangelischen Dekanat nimmt Formen an
Main-Taunus - Die evangelischen Gemeinden im Dekanat Kronberg rücken zusammen. Aus bislang 30 Kirchengemeinden sollen voraussichtlich sieben sogenannte „Nachbarschaftsräume“ werden. Dieses Ergebnis langer Gespräche hat Dekan Dr. Martin Fedler-Raupp bei der Frühjahrssynode des Dekanats bekanntgegeben, die am Freitagabend in Eschborn stattfand. Bis zu zehn Räume wären möglich gewesen, doch recht früh hatte sich die Überlegung durchgesetzt, dass es Sinn ergibt, größere Grenzen zu ziehen, um nicht bald wieder in die Verlegenheit zu kommen, unter eine Mindestmitgliederzahl von 5000 zu rutschen.
Geeinigt auf ein Zusammengehen haben sich die fünf evangelischen Gemeinden an der „Mainschiene“: Flörsheim, Weilbach, Hattersheim, Okriftel und Eddersheim bilden einen Raum, der dann 7800 Mitglieder hat.
Aus Hofheim schließen sich die Thomasgemeinde Marxheim und die evangelische Kirchengemeinde Diedenbergen mit der Auferstehungsgemeinde Kriftel zu einem Raum mit rund 6300 Mitgliedern zusammen.
Die drei weiteren Hofheimer Kirchengemeinden, Johannes in der Kernstadt, Langenhain und Lorsbach wollen mit Bremthal unter ein Dach. Sie brachten es zum maßgeblichen Stichtag, dem 31. Dezember 2021, auf 5800 Mitglieder.
Alle drei evangelischen Kirchengemeinden auf Kelkheimer Stadtgebiet (die Kelkheimer Paulusgemeinde, die Fischbacher Gemeinde St. Johannes und die Hornauer Stephanusgemeinde) und die Eppsteiner Talkirchengemeinde wollen künftig zusammenarbeiten. Sie zählten Ende 2021 zusammen 7300 Gläubige.
Im Osten des MTK werden die Andreasgemeinde Niederhöchstadt, die Gemeinde Eschborn, die Friedenskirchengemeinde sowie die Limesgemeinde Schwalbach einen Raum mit rund 7400 Mitgliedern bilden.
NEUER STELLVERTRETER
Mit Pfarrer Stefan Rexroth hat das Dekanat Kronberg nun wieder einen stellvertretenden Dekan. Der 56-Jährige wurde von der Synode in dieses Amt gewählt, das mit einer halben Stelle verbunden ist. „Zurück in die Heimat“, heiße das für ihn, so Rexroth im Gespräch mit dieser Zeitung, denn er stamme ja ganz aus der Nähe, aus Zeilsheim. Dort hatte Rexroth 20 Jahre ehrenamtlich im Kirchenvorstand mitgearbeitet.
Der Schritt hinein in den Pfarrberuf blieb ihm nach dem Theologiestudium zunächst verwehrt, weil just mit seinem Abschlussjahrgang die Landeskirche die Ausbildung von Vikaren ausgesetzt hatte. So musste sich Rexroth zunächst beruflich neu orientieren. Im Dekanat Kronberg ist er durch sein spätes Vikariat in Liederbach, ein Spezialvikariat im Krankenhaus Bad Soden und die Konfirmandenarbeit in Hattersheim kein Unbekannter.
Die Synodalen wählten den 56-Jährigen, der aktuell noch im Dekanat Rheingau-Taunus Pfarrer ist, mit 51 Stimmen der 57 Stimmberechtigten. Rexroth wird seine Stelle im Juni antreten. Er will sich zudem auf eine halbe Pfarrstelle im Dekanat bewerben. babs
Über ein Zusammengehen gesprochen wird noch im Nachbarschaftsraum mit den Kirchengemeinden Bad Soden, Neuenhain, Liederbach und Sulzbach. Sie brachten es zum Stichtag auf 9400 Mitglieder.
Genauso groß ist die künftige Verbindung aus den Gemeinden des Dekanats im Hochtaunus, aber nur, weil es noch einen „Neuzugang“ geben wird: Glashütten möchte aus dem Dekanat Rheingau-Taunus ins Dekanat Kronberg wechseln. Der Antrag ist gestellt, die EKHN hat Zustimmung signalisiert, allerdings soll der Wechsel erst Ende 2025 vollzogen werden, wie Dekan Fedler-Raupp die Synodalen wissen ließ. Verhandelt werde aber, wie der „befürwortete Wechsel“ schon vor diesem Termin „faktisch vollzogen“ werden könne. Glashütten will mit Königstein, Falkenstein, Schneidhain, Kronberg, Schönberg und Oberhöchstadt eine Einheit bilden.
Die Gemeinden informieren die Gläubigen in Versammlungen über das Ergebnis der Gespräche. Allein am Sonntag gab es sechs solcher Veranstaltungen im Dekanat. Gleichzeitig gehen die Gespräche zwischen den künftigen Partnern weiter. Damit das Zusammenrücken besser gelingt, stellt die EKHN dem Dekanat 232 000 Euro zur Verfügung. Sie können zum Beispiel für externe Berater oder Moderation von Prozessen oder Schulungen genutzt werden. 50 Prozent der Mittel soll den Gemeinden direkt zur Verfügung gestellt werden, 45 Prozent wird das Dekanat für Angebote an alle nutzen, der Rest ist für „Unvorhergesehenes und nachhaltige Projekte“.
Die neuen Strukturen sind Teil des Zukunftsprozesses EKHN 2030, mit dem die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau mit Sitz in Darmstadt auf den Mitglieder- und damit den Einnahmenschwund und den Mangel an jungen Pfarrerinnen und Pfarrern reagiert. Die Zahl der Pfarrstellen in den Gemeinden wird weiter reduziert von 30 zu Ende 2024 auf 25 zu Ende 2027 und auf 22 zu Ende 2029. Nach der Bildung der Nachbarschaftsräume, in denen es ein gemeinsames Team aus Hauptamtlichen geben wird, zu dem neben Pfarrern auch Gemeindepädagogen und Kirchenmusiker gehören, soll in einem zweiten Schritt die Reduzierung von Immobilien erfolgen.
Großes Lob gab es für die ehrenamtliche Arbeit von Präses Dr. Volkmar Oberklus aus Hofheim, der in seinem ersten Amtsjahr mit Dekan Fedler-Raupp mit allen Gemeinden über die neuen Strukturen Gespräche geführt hatte. „Das war eine unglaubliche Anstrengung und Leistung“, unterstrich Pfarrerin Ivonne Heinrich den Dank des Dekans.