Gegen Hitze wappnen

Grüne stoßen mit Forderung nach Hitzeaktionsplan auf breite Zustimmung
bad homburg - Sicher: Derzeit freuen sich viele Menschen, wenn der Frühling kommt und wärmere Temperaturen mitbringt. Doch in den vergangenen Jahren hat es Mutter Natur mit der Wärme bisweilen etwas übertrieben - und die Zeichen sind mehr als deutlich, dass der Mensch sie dazu angestachelt hat. Stichwort: Klimawandel.
Die Bad Homburger Grünen hatten in der jüngsten Parlamentssitzung einen Antrag eingebracht, der den Magistrat beauftragen sollte, einen „Hitzeaktionsplan zu entwerfen und den Gremien zur weiteren Beschlussfassung vorzulegen“. Dabei sei ein Erfahrungsaustausch mit der Stadt Offenbach, die schon recht weit sei, und anderen Kommunen wünschenswert.
Alexander Unrath (Grüne) verdeutlichte die immer präsenter werdenden Zeichen des Klimawandels und die ganz konkreten Auswirkungen auf das alltägliche Leben. „Ich erinnere an die Hitzewelle im vergangenen Jahr, die uns einiges abverlangt hat.“ Durch die Trockenheit gab es zudem einen drohenden Wassermangel. Unrath: „Hitzewellen gab es schon immer, aber Häufigkeit und Intensität nehmen zu.“ Man habe auf der Welt zu spät begriffen, wie wichtig klima-verantwortliches Handeln und Maßnahmen sind, die dem Klimawandel entgegenwirken. „Deswegen müssen wir auch schauen, was wir tun können, um uns an die Veränderungen, die bereits stattfinden und sich nicht mehr ändern lassen, anzupassen, damit wir in der Stadt Dürren und Hitzewellen besser bewältigen.“
Ein Fernsehbericht habe im vergangenen Jahr aufgezeigt, welche hessischen Städte bereits Maßnahmen etabliert hätten. Besonders Offenbach habe als positives Beispiel herausgestochen. Prinzipiell gebe es drei Kategorien: Präventive Maßnahmen wie der Aufbau von Trinkbrunnen, Ad-hoc-Aktionen wie Info-Kampagnen und langfristige Strategien, um die Anpassung zu schaffen. Selten sind die Türen, die ein Antragsteller aus der Opposition bei Koalition und Verwaltung einrennt so weit offen gewesen.
Beate Denfeld (SPD) bedankte sich ausdrücklich bei den Grünen und bekannte mit Blick auf die kurz vorher abgehaltene kontroverse Diskussion zum Haushalt: „Wir haben eben hitzig über die Finanzen diskutiert, dabei müssten wir mindestens genauso hitzig darüber sprechen, wie wir mit dem Klimawandel umgehen, der uns in Bad Homburg längst eingeholt hat.“ Als eindrückliches Beispiel hatte sie ein Bild vom Kirdorfer Feld mitgebracht. „Die Obstbäume, die ich dort mit meinem mittlerweile verstorbenen Vater gepflanzt habe, sind eingegangen, die Wurzeln vertrocknet. Und das obwohl wir mit der Interessengemeinschaft Kirdorfer Feld immer wieder gegossen haben.“ Die Zustimmung der Koalition zum Hitzeaktionsplan gebe es auf jeden Fall - auch habe das Land die Kommunen aufgefordert, solch einen Plan zu erstellen. Über etwaige Maßnahmen solle die Verwaltung im Klimaschutz- und Umweltausschuss berichten.
Vorbild für die Kurstadt ist Offenbach
Das werde sie gerne tun, auch wenn das noch ein paar Monate dauere, wie Bürgermeister Dr. Oliver Jedynak (CDU) erklärte. „Die hessischen Kommunen sollen einen solchen Plan bis 2025 aufstellen“, man sei im Rathaus daher bereits bei den Vorbereitungen. „Allerdings gibt es viele Akteure und die Erstellung ist aufwendig“, schränkte er ein.
In der Großstadt südlich des Mains ist man bereits recht weit, was den Umgang mit den akuten Folgen des Klimawandels angeht, Ende vergangener Woche trat dort die Aktualisierung des Hitzeaktionsplans in Kraft. Auf der Seite www.offenbach.de/ hitze, die über die Maßnahmen informiert, finden sich nicht nur der Plan und entsprechende Erläuterungen. Auch die „Hitzebroschüre“ der Stadt Offenbach steht dort online bereit. Diese informiert anschaulich über Risiken und Gefahren von hohen Temperaturen und Dürre. Auch gibt’s allgemeine Verhaltenstipps, aber auch ganz konkrete Hilfestellung, etwa eine Übersicht der Orte, an denen man sich kostenlos Leitungswasser in eine Trinkflasche füllen lassen kann und die bei der Aktion „Refill“ gelistet sind. Auf www.refill.de finden sich außerdem viele Teilnehmer der deutschlandweiten Aktion. Im Hitzeaktionsplan sind Maßnahmen zusammengefasst. So sollen langfristig unter anderem „Ausruhmöglichkeiten in Randgebieten und Seitenstraßen forciert werden“. Außerdem sollen Strategien gegen Überhitzung im Bereich Straßenbau ausprobiert werden, etwa wasserspeichernder Asphalt.
Im Fall der Fälle ist unter anderem vorgesehen, die Seniorentreffs bei Temperaturen von mehr als 32 Grad Celsius früher zu schließen. In den Kindertagesstätten wird wasserhaltiges Obst und Gemüse bereitgestellt. Außerdem wird verstärkt über die sozialen Netzwerke informiert.