Gefahr fürs Wohl junger Menschen

Kinderschutzbund sucht Ehrenamtliche, die Vormund sein wollen und können
Hochtaunus - Kinder brauchen Menschen, die sich um sie kümmern“, sagt Kristina Odak. Seit zehn Jahren ist die Juristin (47) beim Kinderschutzbund Hochtaunus in Bad Homburg aktiv, 2018 übernahm sie den ehrenamtlichen Vorsitz. Sie und die anderen Kinderschützer - ihre acht Vorstandskolleginnen, die sieben hauptamtlichen Mitarbeiter, die Minijobber, Tutoren, Honorarkräfte und die 80 ehrenamtlich Engagierten - wissen, dass es nicht immer die leiblichen Eltern sein können, die sich um ein Kind kümmern.
Dann bekommen die Jungen und Mädchen einen Vormund, der die elterliche Sorge ausübt, also wichtige Entscheidungen für das Kind trifft, was eine kindgerechte und sichere Unterbringung, die medizinische Versorgung oder schulische Angelegenheiten anbelangt. „Es kann sich um minderjährige Geflüchtete handeln, die allein nach Deutschland gekommen sind, oder um Kinder, deren Eltern verstorben sind. Die dritte Gruppe sind jene Kinder, deren Eltern das Sorgerecht entzogen wurde“, erklärt Odak.
Für das Wohl der Babys, Kinder und Jugendlichen zeichnet in diesen Fällen entweder ein Amtsvormund vom Jugendamt oder ein ehrenamtlicher Vormund verantwortlich. Letztere suchen die Kinderschützer händeringend: Mündel seien im Hochtaunus reichlich da, sagt Odak - im Gegensatz zu ehrenamtlichen Vormündern, die der Kinderschutzbund auswählt, schult und später engmaschig fachlich begleitet und vernetzt. „Momentan reicht es schon nicht für die Fälle vom städtischen Jugendamt.“
Fall Kevin soll als Lehre dienen
Die Zahl der unbegleiteten minderjährigen Geflüchteten steige derzeit wieder an, so Odak - und: Seit einer Gesetzesänderung solle die ehrenamtliche Vormundschaft Vorrang haben. „Diese Regelung wurde Anfang des Jahres sogar noch einmal verschärft, weil immer noch ein Großteil der Kinder unter Amtsvormundschaft stand. Nun müssen die Jugendämter begründen, warum es im jeweiligen Fall keinen ehrenamtlichen Vormund gibt.“ Die Gesetzesänderungen haben einen schrecklichen Hintergrund: den „Fall Kevin“.
Der Zweijährige war 2006 in Bremen von seinem vorbestraften und drogensüchtigen Vater monatelang misshandelt, totgeprügelt und im Kühlschrank abgelegt worden - während ein Amtsvormund vom Jugendamt die volle Verantwortung für das Kind trug. Der war überlastet.
2011 wurde die Fallzahl gesetzlich auf 50 begrenzt. Ein ehrenamtlicher Vormund kümmert sich nur um ein einziges Kind: keine Überlastung, viel Zeit. „Das sind wahnsinnige Ressourcen! Die ehrenamtlichen Vormünder müssen und wollen sich um ihr Mündel kümmern.“
Das ist eine tolle Einzelförderung, die auch über den 18. Geburtstag hinausgeht: Die Vormünder begleiten die jungen Menschen, die dann ja aus der Jugendhilfe herausfallen, weiter wie ein Mentor, zum Beispiel bei der Ausbildungsplatzsuche. Es ist nicht deren Job, sie sind nicht nur zu den Bürozeiten zu erreichen.“
Rund 50 Personen hätten seit dem Start schon eine Vormundschaft übernommen, ein paar neue Interessierte absolvierten derzeit die Schulungseinheiten. Vorkenntnisse in Rechtsfragen oder besondere pädagogische Vorkenntnisse seien nicht nötig. Die Grundversorgung der Mündel, betont die Vorsitzende, sei sichergestellt: „Sie ziehen nicht beim Vormund zu Hause ein. Die Mündel leben alle in Kinderheimen im Kreis.“
Wer sich engagieren möchte, erreicht Heidi Hüttl, Büroleiterin im Kinderschutzbund Hochtaunus, Hindenburgring 44, Bad Homburg, unter der (0 61 72) 2 00 44 oder E-Mail an: kinderschutzbund@ksbht.de.