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Gedeckter Tisch für Bienen

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Von: Torsten Weigelt

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Es blüht bunt vor dem Haus der Landwirtschaft in Friedrichsdorf, eine Freude für die Bienen.
Es blüht bunt vor dem Haus der Landwirtschaft in Friedrichsdorf, eine Freude für die Bienen. © Renate Hoyer

Der hessische Bauernverband will dem Artensterben von Insekten entgegenwirken. Landwirte legen dazu im Hochtaunuskreis 350 Blühstreifen an, in denen Bienen und Hummeln sich tummeln können.

Malven und Sonnenblumen stehen in voller Blüte; dagegen hängen am Ölrettich bereits schwere grüne Schoten. Die Mischung ist so ausgewählt, dass nach der Rapsblüte im Frühjahr zeitversetzt immer neue Blumen zu blühen beginnen, erläutert Miriam Preiß. „Die Insekten sollen bis zum Herbst ein ständiges Nahrungsangebot haben.“

Preiß hat entlang der Felder ihres Stockheimer Hofes in Usingen zwei große Blühstreifen angelegt, in denen sich Bienen, Hummeln und andere Nektarsammler tummeln. Die Streifen eigneten sich hervorragend, um die Biodiversität in der Agrarlandschaft zu erhöhen, betont der Generalsekretär des hessischen Bauernverbands, Peter Voss-Fels. Verschiedene Untersuchungen haben in letzter Zeit einen dramatischen Insektenschwund konstatiert. So hatte der Naturschutzbund Deutschland für Nordrhein-Westfalen einen Rückgang von rund 80 Prozent seit 1995 ermittelt. Als Ursache wird immer wieder eine zunehmend intensive Landwirtschaft genannt.

Ein Vorwurf, den Voss-Fels so nicht gelten lassen will. „Unsere Landwirte sind sich ihrer Verantwortung sehr wohl bewusst“, sagt er. Außerdem gebe es bislang noch keine verlässlichen Untersuchungsergebnisse, die das Insektensterben präzise und wissenschaftlich fundiert beschreiben würden.

Dennoch wollten die Landwirte nun mit gutem Beispiel vorangehen. Insgesamt haben sich laut Voss-Fels in diesem Jahr 110 hessische Landwirte an der Aktion „Bienenfreundliches Hessen“ beteiligt und 350 Blühstreifen angelegt. Auch vor der Landesgeschäftsstelle des Bauernverbandes in Friedrichsdorf finden Bienen solch einen gedeckten Tisch.

Der Usinger Imker Stephan Blank ist froh über die Aktion. Gerade aktuell sei eine „kritische Zeit“, was das Nahrungsangebot für seine fünf Bienenvölker angeht. Die Blühstreifen seien aber nicht nur wichtig für Imker und ihre Zuchttiere, sondern mindestens genauso für Wildbienen, Hummeln oder Schwebfliegen.

Im Hochtaunuskreis habe sie bislang Saatgut für 2,3 Hektar Blühstreifen verteilt, sagt Kerstin Lohse vom Kreisbauernverband. Das sei aber nur ein Teil der Gesamtfläche, wie der Vorsitzende Georg Kopp betont. Bereits in den vergangenen Jahren hätten er und seine Kollegen in Eigeninitiative ähnliche Biotope angelegt. Insgesamt machten sie rund 250 Hektar der über 12 000 Hektar großen landwirtschaftlichen Fläche im Hochtaunuskreis aus. Als Beispiel führt Stefan Wagner seinen Bad Homburger Kronenhof an. Dort habe er rund um die Rapsäcker durchgehende Blühstreifen von zehn Metern Breite angelegt.

Um die Artenvielfalt zu erhalten, müssten aber nicht nur die Landwirte etwas tun, fordert Miriam Preiß. Ein Problem sei die zunehmende Versiegelung der Landschaft durch neue Wohngebiete. „Wo Beton ist, wächst keine Blume mehr“, sagt die Ortslandwirtin.

Und auch in vielen Gärten fänden Insekten kein ausreichendes Nahrungsangebot, ergänzt Kerstin Lohse. Früher hätten vielerorts noch Blumen geblüht, heute schneide der Mährobotor alles ratzekahl.

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