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Gastronomie ist Verlierer auf dem hessischen Arbeitsmarkt

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Von: Oliver Teutsch

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In den Corona-Lockdowns blieben die Restaurants und Hotels geschlossen – das hat nun Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt.
In den Corona-Lockdowns blieben die Restaurants und Hotels geschlossen – das hat nun Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt. © Andreas Arnold/dpa

Trotz positiver Signale auf dem hessischen Arbeitsmarkt, hängt das Gastgewerbe durch. Auch regional große Unterscheide bei Arbeitslosenquote.

Hotellerie und Gastronomie sind auch im ersten Halbjahr 2021 die großen Verliererinnen auf dem hessischen Arbeitsmarkt. Im Vergleich zu 2019 sei die Zahl der Interessierten und der offenen Stellen in der Hotellerie um 40 Prozent zurückgegangen, sagte der Leiter der Bundesagentur für Arbeit Hessen, Frank Martin, am Donnerstag. In der Gastronomie liege der Rückgang gegenüber der Zeit vor der Pandemie bei fast einem Drittel.

Wegen der langen Flaute sind viele ungelernte Arbeitskräfte in der Gastronomie in andere Branchen abgewandert. Vor der Pandemie habe die Branche in Hessen 29 Hilfskräfte gesucht, derzeit liege die Zahl der offenen Stellen für ungelernte Kräfte bei 290. In der Hotellerie sei die Suche nach Arbeitskräften etwas entspannter, da viele Betriebe noch immer geschlossen hätten.

Arbeitsmarkt in Frankfurt

Die Arbeitslosenzahl in Frankfurt ist im Juli etwas angestiegen. Die Ursache für diese saisonal bedingte Entwicklung liegt in verstärkten Arbeitslosmeldungen durch Ausbildungs- und Schulende sowie der Beendigung von Arbeitsverhältnissen zum vorangegangenen Quartalsende.

Arbeitslos gemeldet waren 28 527 Menschen in Frankfurt, 167 mehr als im Juni. Das entspricht einem leichten Anstieg von 0,6 Prozent.

Gegenüber Juli 2020 sind laut Arbeitsagentur Frankfurt 3036 Menschen weniger von Arbeitslosigkeit betroffen, ein deutliches Minus von 9,6 Prozent.

Die Arbeitslosenquote erhöhte sich um 0,1 Prozentpunkte auf 6,7 Prozent und blieb damit den dritten Monat in Folge wieder unter der Sieben-Prozent Marke. Der höchste Wert seit Pandemiebeginn wurde mit 7,7 Prozent im August 2020 erreicht. ote

Trotz der Flaute in Hotellerie und Gastronomie entwickelt sich der hessische Arbeitsmarkt laut Martin positiv. Die Zahl der Arbeitslosen sei im Juli in Hessen zum sechsten Mal in Folge gesunken und liege aktuell bei 176 600. Die Arbeitslosenquote liegt bei 5,1 Prozent. Regionaldirektor Martin betonte, es gebe derzeit sogar mehr sozialversicherungspflichtige Jobs in Hessen als vor der Krise. Dafür verantwortlich seien vor allem Bereiche wie die öffentliche Verwaltung, Verkehr, Gesundheit sowie die Finanz- und Versicherungsbranche. Verlierer sind neben dem Gastgewerbe auch die verarbeitenden Betriebe.

Auch regional betrachtet hat die Pandemie mittlerweile ganz unterschiedliche Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt. So liegt die Arbeitslosenquote in Wiesbaden, dem Rheingau-Taunus-Kreis, in Frankfurt sowie Offenbach (Stadt und Landkreis) noch immer 1,5 Prozent über dem Level vor der Pandemie. „Das ist viel“, betonte Martin. In anderen Regionen wie zum Beispiel in Mittelhessen habe das Coronavirus aber kaum oder keinen Einfluss mehr auf die Entwicklung der Arbeitslosenquote.

Sorge bereitet dem Arbeitsmarktexperten nach wie vor die Ausbildungssituation in Hessen. Obwohl die Zahl der gemeldeten Lehrstellen gegenüber dem Vorjahr um 5,8 Prozent auf 31 353 sank, waren im Juli noch immer 12 000 Ausbildungsplätze unbesetzt. Die Situation hängt zum einen mit dem demografischen Wandel zusammen: Die Zahl der Schulabsolvent:innen sinkt seit 2008 kontinuierlich. Zudem setzen immer mehr junge Menschen nach dem Abgang von der Schule auf ein Studium statt auf eine Ausbildung. Offene Lehrstellen gibt es vor allem für Kaufleute im Einzelhandel, Verkäuferinnen und Verkäufer, Zahnmedizinische Fachangestellte sowie Bank- und Industriekaufleute.

Obwohl die gebeutelte Gastronomie weniger Lehrstellen zur Verfügung stellt, werden auch hier noch immer händeringend Auszubildende gesucht, wie Gastronom Robert Mangold verriet: „Die Entscheidung über eine Lehrstelle wird auch am Küchentisch mit den Eltern entschieden.“ Eine Branche, die „neun Monate stigmatisiert“ und geschlossen war, gelte eben nicht als attraktiv. Mangold ist Geschäftsführer der Tiger und Palmen GmbH, zu der auch die Gastronomie im Frankfurter Palmengarten gehört. Obwohl er deutlich über dem Branchendurchschnitt zahle, seien vor dem Ausbildungsstart im September aktuell noch immer ein halbes Dutzend Stellen offen.

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