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Fünf Bewerber für die Rathausspitze in Neu-Isenburg

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Von: Annette Schlegl

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Bei der Bürgermeisterwahl am Sonntag in Neu-Isenburg werden die Karten neu gemischt. renate hoyer
Bei der Bürgermeisterwahl am Sonntag in Neu-Isenburg werden die Karten neu gemischt. renate hoyer © Renate Hoyer

Fünf Bewerber buhlen am Sonntag in Neu-Isenburg um die Nachfolge von Bürgermeister Herbert Hunkel. Es wird spannend.

Die Fußstapfen des Vorgängers sind groß, aber das schreckt die fünf Männer nicht. Sie sind angetreten, um neues Stadtoberhaupt von Neu-Isenburg zu werden. Herbert Hunkel, der älteste Bürgermeister Hessens, nimmt nach zwei Wahlperioden seinen Hut, und die Parteien schicken ihre Galionsfiguren ins Rennen, weil die Chancen nie größer waren, zukünftig den Rathauschef zu stellen.

Vor sechs Jahren war die Wahl wenig spannend. Der parteilose Hunkel hatte in Thilo Seipel (FDP) nur einen einzigen Gegenkandidaten, dem mit 22,6 Prozent aller gültigen Stimmen immerhin ein Achtungserfolg gelang.

Diesmal sehen die Neu-Isenburger der Wahl am Sonntag, 26. September, mit Spannung entgegen. Einen ausgemachten Favoriten gibt es nämlich nicht – auch wenn Stefan Schmitt, der bisherige Erste Stadtrat, für die CDU ins Rennen geht. Er konkurriert aber mit politischen Schwergewichten: Thilo Seipel, Hunkels Herausforderer von 2015, Gene Hagelstein (SPD), der 2012 schon für den Bundestag kandidierte, und Oliver Gröll, der viele Jahre lang einer der CDU-Frontmänner war, bevor er zu den Grünen ging. Einzig Michael Louis Adam ist in der Hugenottenstadt weniger bekannt, weil er politisch bisher nicht in Erscheinung getreten ist.

Jahrzehntelang – genau gesagt seit 1978 – war Neu-Isenburg CDU-regiert. Erst 2010, als Herbert Hunkel zum Bürgermeister gewählt wurde, wechselte das Amt an einen Parteilosen – wobei die Christdemokraten seine Kandidatur unterstützt hatten. Im Stadtparlament haben sie die meisten Sitze und bilden mit Grünen und Freien Wählern eine Koalition. Letztere haben am Dienstag eine Wahlempfehlung für den CDU-Kandidaten Schmitt abgegeben.

Es ist wenig wahrscheinlich, dass einer der fünf Bewerber am Sonntag die absolute Mehrheit aller abgegebenen Stimmen auf sich vereinen kann. Eine Stichwahl in zwei Wochen ist quasi programmiert. Welche zwei Kandidaten sich dann gegenüberstehen werden, wagt jedoch kaum jemand zu prognostizieren. Der Wahlausgang am Sonntag ist offen.

Die Wahl und die Bewerber

Rund 27 700 Menschen sind am Sonntag, 26. September, in Neu-Isenburg aufgerufen, einen neuen Bürgermeister zu wählen.

24 Wahllokale sind von 8 bis 18 Uhr geöffnet. Darüber hinaus wurden 17 Briefwahlbezirke gebildet.

Bislang wurden etwa 8600 Briefwahlunterlagen beantragt.

Am Wahlabend können Interessierte die Ergebnisse auf der Homepage neu-isenburg.de abrufen.

Stefan Schmitt, Jahrgang 1973, ist seit elf Jahren Erster Stadtrat, verantwortet die Kämmerei sowie das Ordnungs- und Standesamt. Der gelernte Bankkaufmann ist der Meinung, dass die Wirtschaftsförderung auch künftig Chefsache sein soll. Er ist Vorsitzender der örtlichen CDU.

Gene Hagelstein, Jahrgang 1967, wurde 2001 erstmals ins Stadtparlament gewählt und ist seit drei Jahren Vorsitzender der SPD-Fraktion. Der Teamleiter in einem Chemieunternehmen kandidierte 2012 für den Bundestag. Er will unter anderem bezahlbaren Wohnraum schaffen.

Oliver Gröll, Jahrgang 1965, wechselte 2020 nach mehr als 20 Jahren CDU-Zugehörigkeit zu den Grünen. Der Grund: mehr Konsequenz bei Umwelt- und Verkehrsthemen bei dieser Partei. Der Vertriebscoach einer Trainings- und Beratungsfirma hat seinen Fokus auch auf das Thema Mobilität gelegt.

Thilo Seipel, Jahrgang 1977, hat 2015 bereits für das Bürgermeisteramt kandidiert. Der Diplom-Kaufmann sitzt seit fünf Jahren in der Stadtverordnetenversammlung. Er hat sich ein Zehn-Punkte-Programm für die Belebung von Handel, Gastronomie und örtlicher Wirtschaft überlegt.

Michael Louis Adam, Jahrgang 1995, ist mit Abstand der jüngste Bewerber. Er studiert Physik an der Goethe-Uni in Frankfurt, hat vorher eine Ausbildung zum Groß- und Einzelhandelskaufmann gemacht. Grüne Themen, aber auch mehr Möglichkeiten für Kinder und Jugendliche liegen ihm am Herzen. ann

Sicher ist aber: Das Thema Verkehr und Mobilität wird den künftigen Bürgermeister – gleich welcher Coleur – stark fordern. In seine Amtszeit fallen große Verkehrsprojekte, die in der Stadt für monatelange Behinderungen sorgen und die Geduld der Bürger und Bürgerinnen arg strapazieren werden. Zum einen steht der Bau der jahrzehntelang geplanten Regionaltangente West (RTW) an. Eine Teilstrecke der Schienenverbindung soll Neu-Isenburg bekanntlich in Ost-West-Richtung vom Bahnhof bis zum Neubaugebiet Birkengewann erschließen, 2026 sollen die ersten Züge quer durch die Stadt fahren.

Zum anderen wird sich das künftige Stadtoberhaupt auch mit der Verlängerung der Straßenbahnlinie 17 beschäftigen müssen, die derzeit noch an der Stadtgrenze endet. Sie wird zukünftig in Nord-Süd-Richtung durch die Stadt unterwegs sein und nach Dreieich, möglicherweise sogar bis nach Langen, führen.

Schließlich sind auch noch große Fahrradrouten geplant. Offenbach soll mit Neu-Isenburg verbunden werden, der Radschnellweg von Darmstadt nach Frankfurt verläuft durch Neu-Isenburg, eine weitere Schnellverbindung von Seligenstadt über Neu-Isenburg zum Frankfurter Flughafen soll entstehen. Der neue Bürgermeister wird sich angesichts der zu erwartenden Verkehrsbehinderungen ein dickes Fell zulegen müssen.

Auch der Umbau der „guud Stubb“ der Stadt fällt in seine Amtszeit. Hugenottenhalle und Stadtbibliothek sollen zum „städtischen Wohnzimmer“ ausgebaut werden, ein neues Kultur- und Bildungszentrum wird entstehen. Mitte 2022 sollen die ersten Entwürfe vorliegen.

Riesige Projekte sind also geplant, die erst einmal finanziert werden müssen. Das ist für Neu-Isenburg kein Pappenstiel, auch wenn die Stadt ein Gewerbesteuerkrösus ist. In den kommenden Jahren muss der Gürtel wohl enger geschnallt werden.

Bürgermeister Hunkels Amtszeit endet am 10. April 2022. Für den 76-Jährigen ist dieses Amt nicht nur ein Beruf, sondern eine Berufung. Hunkel hat für alle ein offenes Ohr, nimmt sich vieler Probleme persönlich an.

Sein Nachfolger wird sich an diesem Anspruch messen lassen müssen.

Stefan Schmitt ist Erster Stadtrat und CDU-Kandidat für die Bürgermeisterwahl. Foto: Patrick Liste Fotografie
Stefan Schmitt ist Erster Stadtrat und CDU-Kandidat für die Bürgermeisterwahl. © Patrick Liste Fotografie
Gene Hagelstein, kandidiert für die SPD zum Bürgermeister. Foto: Studioline Neu-Isenburg
Gene Hagelstein, kandidiert für die SPD zum Bürgermeister. © Studioline Neu-Isenburg
Oliver Gröll ist der Kandidat der Grünen für Wahl des Stadtoberhauptes. Foto: Julia Okon Fotografie
Oliver Gröll ist der Kandidat der Grünen für Wahl des Stadtoberhauptes. © Julia Okon Fotografie
Thilo Seipelist der FDP-Kandidat für die Bürgermeisterwahl. Foto: privat
Thilo Seipelist der FDP-Kandidat für die Bürgermeisterwahl. © privat
Michael Louis Adam, bewirbt sich als Parteiloser für die Bürgermeisterwahl. Foto: Arian Gerhardt
Michael Louis Adam, bewirbt sich als Parteiloser für die Bürgermeisterwahl. © Arian Gebhardt

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