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Firmen fehlen Strategien für den Wandel

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Von: Gregor Haschnik

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Umfrage unter Betriebsräten. 43 Prozent der Firmen haben Probleme bei Transformation.

Die Industrie befindet sich im Umbruch, etwa durch die fortschreitende Digitalisierung und E-Mobilität, aber auch wegen des Ukraine-Kriegs. Die sogenannte Transformation, die sich seit Jahren abzeichnet, birgt enorme Herausforderungen für die Unternehmen, sei es bei der Ausrichtung, der Infrastruktur oder der Aus- und Fortbildung.

Doch viele Firmen aus der Metall- und Elektroindustrie seien nicht gut auf den Wandel vorbereitet, 43 Prozent hätten entweder keine oder nur eine unzulängliche Transformationsstrategie: So lautet ein wesentliches Ergebnis einer Umfrage der IG Metall Mitte unter 450 Betriebsräten in Hessen, Rheinland-Pfalz, dem Saarland und Thüringen. Den offenbar nicht ausreichenden Veränderungswillen bezeichnet die Gewerkschaft als erschreckend und ruft die Arbeitgeber:innen dazu auf, sich am sozial-ökologischen Umbau zu beteiligen, statt über hohe Energiekosten zu klagen.

In der Studie hat die IG Metall die Vertretungen der Beschäftigten nach der Entwicklung der Unternehmen befragt. Die Untersuchung fand im Zeitraum vom 20. März bis 6. April statt, bundesweit hätten sich 2508 Betriebsrät:innen beteiligt.

Insgesamt hätten die Befragten die wirtschaftliche Situation in ihrer Industrie als „überwiegend positiv“ beurteilt. Den Angaben zufolge bezeichneten 48 Prozent die Auftragslage in ihrem Unternehmen als gut, 25 Prozent sogar als sehr gut. Den Auftragsbestand bewerteten vier von fünf Befragte als gut oder sehr gut. Und 72 Prozent der Teilnehmenden schätzen die mittelfristige Entwicklung ihrer Firma positiv ein, lediglich 13 Prozent gehen von einer schwierigen Entwicklung aus.

Für die IG Metall Mitte spricht dies dafür, dass sich die „Kassandrarufe der Arbeitgeberverbände“ nicht bewahrheitet hätten. Ein zusätzliches Indiz dafür sei, dass Kurzarbeit bei 90 Prozent der Firmen keine Rolle mehr spiele.

Im Hinblick auf die Zukunft gibt es neben mangelnden Strategien für die Transformation weitere Faktoren, die Sorgen bereiten: So gaben 30 Prozent der Befragten an, die Energiepreise beeinflussten die Entwicklung des Unternehmens stark bis sehr stark. Das sorgt für Unberechenbarkeit und erhöht den Druck, Kosten auf Dritte zu verlagern.

Faktor Fachkräftemangel

Hinzu kommt der Fachkräftemangel, der nach Ansicht der IG Metall ein besonders großes Risiko darstellt. Obwohl das Problem oft beklagt werde, investierten die Firmen nicht genug in Ausbildung: 32 Prozent der Umfrageteilnehmer:innen berichteten, die Zahl der Ausbildungsplätze bei ihnen sei rückläufig. Etwa genauso viele gaben den, das Angebot an Ausbildungsplätzen stagniere seit Jahren.

Die Lieferketten wurden unterschiedlich bewertet: Bei einer Hälfte der Betriebe seien diese stabil, bei der anderen gelte es, mit unterbrochenen Ketten umzugehen. Zu den Ursachen zählten Produktionsausfälle bei zuliefernden Firmen etwa aufgrund des Halbleitermangels oder von Rohstoffengpässen. Auch Probleme beim Transport oder ein unerwartet hoher Anstieg der Nachfrage bereiteten Schwierigkeiten.

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