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Volker Bouffier und sein feierlicher Abschied von der Macht

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Von: Hanning Voigts

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Volker Bouffier
Volker Bouffier spricht bei seiner feierlichen Verabschiedung im Schloss Biebrich zu den Gästen. © Arne Dedert / dpa

Mit militärischem Pomp und mehr als 600 Gästen wird Ministerpräsident Volker Bouffier in Wiesbaden aus seinem Amt verabschiedet.

Wiesbaden – Beim Warten auf den Shuttlebus denken sie schon einen Schritt weiter. Boris Rhein sei für ihn noch eine unbekannte Größe, dazu ein Stadtkind, sagt ein Gast zum anderen. Man müsse einfach abwarten, was da jetzt komme in der Staatskanzlei. Nancy Faeser von der SPD habe er schon mal bei einer Sitzung erlebt, antwortet sein Gesprächspartner, nachdem er über die zu hohen Düngemittelpreise geklagt hat. Gut vorbereitet sei die gewesen und habe wirklich auf jede einzelne Frage eine Antwort gehabt. Wenn Faeser antrete, könne das durchaus spannend werden bei der nächsten Landtagswahl.

Und dann rollt der Bus auch schon los, vom Parkplatz am glitzernden Rhein entlang zum Schloss Biebrich. Dort ist große Aufregung an diesem sonnigen Montagabend, denn Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier wird mit großem Pomp aus seinem Amt verabschiedet. Vor zahlreichen Ehrengästen, unter ihnen der frühere Bundespräsident Christian Wulff (CDU), Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Die Linke), der Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, Hendrik Wüst (CDU), und Malu Dreyer, die Regierungschefin aus Rheinland-Pfalz (SPD), wird zu Ehren des 70-Jährigen eine Serenade veranstaltet, eine festliche militärische Abendmusik im Freien.

Wiesbaden: Hohe Sicherheitsstufe für Volker Bouffier

Das Heeresmusikkorps Kassel und der Spielmannszug des Musikkorps der Bundeswehr aus Siegburg spielen mehrere Märsche und dazu noch Musikstücke, die Volker Bouffier sich gewünscht hat. Dazu gibt es einen Fackelzug und einen großen Empfang, mehr als 600 Gäste sind zu der Feier geladen.

Der Aufwand für den Abend, gerade für die Sicherheitsmaßnahmen, ist enorm. Die Taschen der Gäste und Medienvertreter:innen werden von Polizeihunden abgeschnüffelt, unzählige Polizeisperren sorgen für Verkehrsbeeinträchtigungen in der ganzen Stadt. Wenn man es erst einmal zum Schloss Biebrich geschafft hat, ist die Stimmung dafür sehr entspannt. Ab 18 Uhr treffen die ersten Gäste ein, der hessische CDU-Bundestagsabgeordnete Helge Braun ist da, der frühere Frankfurter Polizeipräsident Gerhard Bereswill, Salomon Korn von der Frankfurter Jüdischen Gemeinde, der Publizist Michel Friedman, zahlreiche Abgeordnete des Bundestages und des hessischen Landtages. In der Abendsonne steht man entspannt beisammen, trinkt Wein, umarmt und unterhält sich, Corona-Masken sucht man fast vergebens.

Wiesbaden – Volker Bouffier mit Pop von Whitney Houston verabschiedet

Fast unbemerkt läuft die frühere Verteidigungsministerin und CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer an den wartenden Journalist:innen vorbei. Aber dann bleibt sie doch kurz für ein Interview stehen. Volker Bouffier und sie verbinde viel, sagt sie, sie seien lange Amtskolleg:innen als Ministerpräsident:innen gewesen. Bouffier sei „ein sehr, sehr enger Freund, ein Wegbegleiter“, der viel für das Land getan habe, sagt Kramp-Karrenbauer.

Auch Roland Koch (CDU), Bouffiers Amtsvorgänger, politischer Weggefährte und enger Freund, bleibt kurz vor den Kameras stehen. Er sei sehr zufrieden an diesem besonderen Abend, sagt Koch. Und er wisse auch, „dass es für den Amtsinhaber ein schöner Abend ist, das kann ich ja beurteilen“. Volker Bouffier sei „ein Mann, der sehr viel geleistet hat“, sagt Koch noch, er habe Hessen in sehr schwierigen Zeiten wie der Corona-Pandemie politisch gut und ruhig geführt. Mit ihm persönlich habe hier heute alles wenig zu tun, sagt Koch auf Nachfrage, man solle Bouffier doch bitte eigenständig würdigen.

Volker Bouffier (CDU), scheidender Ministerpräsident des Landes Hessen, und seine Ehefrau Ursula kommen zur feierlichen Verabschiedung im Schloss Biebrich.
Zu Ehren Bouffiers wird eine feierliche Serenade gegeben. Über 600 geladene Gäste werden diesem Ereignis beiwohnen. © Arne Dedert / dpa

Auch Astrid Wallmann ist gekommen, CDU-Landtagsabgeordnete und designierte Nachfolgerin für das Amt der Landtagspräsidentin, wenn Amtsinhaber Boris Rhein am Dienstag zum Regierungschef gewählt wird. Sie habe sich die Abläufe für Rheins mögliche Vereidigung schon genau angesehen, sagt Wallmann. Sie habe großen Respekt vor dem neuen Amt und habe sich sehr gefreut, als sie gefragt worden sei. Dienstag werde wohl ein „ganz besonderer Tag in meinem Leben“ werden. Die „Kultur des Miteinanders“ im Parlament, die Rhein kultiviert habe, wolle sie fortführen und nach Möglichkeit auch ausbauen, sagt Wallmann.

Als die Sonne untergeht, zieht die Bundeswehr ein, und nach einigen kurzen Reden beginnt das musikalische Programm des Abends. Es gibt klassische Militärmusik, aber eben auch einige Songs, die sich der scheidende Ministerpräsident selbst gewünscht hat. „Die Gedanken sind frei“ ist dabei, das alte Volkslied über die Gedankenfreiheit. Der Klassiker „I did it my Way“ von Frank Sinatra erklingt, und ganz am Ende noch ein Song von Whitney Houston: „One Moment in Time“. (Hanning Voigts)

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