FDP-Kritik an Shaikh wegen Ditib-Erwähnung
Liberale fordern, jeden Anschein zu vermeiden, den politischen Islam zu fördern
Die Eschborner FDP geht mit Bürgermeister Adnan Shaikh (CDU) seit einer Weile nicht gerade zimperlich um. Wer bei Kritik und Widerspruch recht hat, ist aber bisweilen eine Frage des politischen Standorts. Die jüngste Auseinandersetzung freilich geht über die kommunalpolitische Szene in Eschborn hinaus, bezieht die Türkisch-islamische Gemeinde Eschborn mit ein. Es werden heftige Worte gewählt - ob die Angelegenheit Folgen hat oder ob alle Beteiligten die Dinge auf sich beruhen lassen, wird sich zeigen.
Anlass für den Streit ist ein Grußwort, das der Bürgermeister zum Ende des muslimischen Fastenmonats Ramadan veröffentlicht hat. Dagegen hat die FDP nichts. „Äußerst bedenklich“ finden die Liberalen aber, dass der Bürgermeister die Ditib erwähnt. Nach eigener Aussage ist die „Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion“, kurz Ditib, Dachverband von 896 muslimischen Gemeinden in Deutschland und will den Muslimen „einen Ort zur Ausübung ihres Glaubens“ geben und einen Beitrag zur Integration leisten. Das klingt harmlos.
Neutrale Quellen weisen darauf hin, dass die Organisation praktisch direkt dem türkischen Präsidenten unterstellt sei - und damit einen politischen Akzent haben kann. Die Eschborner FDP wiederum zitiert eine wissenschaftliche Studie, „die zahlreiche antisemitische, islamistische und nationalistische Äußerungen hochrangiger Ditib-Mitarbeiter aufzählt.“
Es sei aber kein einmaliges Versehen, dass der Bürgermeister in dem Grußwort die Ditib erwähnt hat, sagen die Liberalen. In einer Veranstaltung des Ausländerbeirates in der Stadthalle sei mit einem großen Banner für die Ditib geworben worden. Dies habe auch zu Streit innerhalb der Eschborner Muslime geführt, so die FDP. Die Stadt solle jeden Anschein vermeiden, den politischen Islam zu fördern oder gar zu unterstützen.
Die Stadt weist dies zurück. Es sei bedauerlich, dass eine politische Gruppierung pauschal über alle Mitglieder des örtlichen Moscheevereins urteile, lässt die Stadt per Pressemitteilung wissen. Sie erinnert daran, dass sich der Moscheeverein aus organisatorischen und finanziellen Gründen für den Beitritt zur Ditib entschieden hatte. Dass es „ein hervorragendes Miteinander unterschiedlicher Kulturen in unserer örtlichen Moscheegemeinde“ gebe, das zeige auch die Tatsache, dass zwei Kurden Mitglieder des Vorstandes seien.
Die Stadt weist außerdem auf das soziale Engagement des Moscheevereins hin, zuletzt in Form einer Spendenaktion für die Opfer des verheerenden Erdbebens in der Türkei.
Schließlich hat sich auch die Türkisch-islamische Gemeinde selbst zu Wort gemeldet. Weder die Religionsgemeinschaft - gemeint ist Ditib - noch die Eschborner Gemeinde seien politisch aktiv oder kurdenfeindlich, heißt es in einer Mitteilung. Man habe sich zum Beitritt zur Ditib entschlossen, weil diese „mit ihrer theologischen Expertise, ihren Strukturen und ihrer Pluralität sehr gut zu unserer ebenfalls plural aufgestellten Gemeinde passt.“
Die Vorwürfe der Kurdenfeindlichkeit seien haltlos, sowohl der Eschborner Gemeinde gegenüber als auch gegenüber der Ditib insgesamt. Kritikern der Ditib sei die Lebenswirklichkeit der Moscheegemeinden in der Regel fremd.
In Eschborn sorge die Kritik für Spannungen in der Stadtgesellschaft und für die muslimische Einwohnerschaft sei das Gefühl einer gleichberechtigten Beteiligung an der Stadtgesellschaft infrage gestellt.