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Eschersheimer kann einspurig werden

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Von: Dennis Pohl

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Die Eschersheimer Landstraße könnte dauerhaft verengt werden.
Die Eschersheimer Landstraße könnte dauerhaft verengt werden. © christoph boeckheler*

Nach dem Verkehrsversuch in der Eschersheimer Landstraße steht fest: Die Einspurigkeit ist machbar. Das Verkehrsdezernat zeigt sich nun entschlossen, das Projekt umzusetzen. Kritik kommt von der FDP und einigen Anwohnern.

Es war keine normale Sitzung des Ortsbeirats 9. Im Vorfeld sprachen manche von der anstehenden Sitzung als „Showdown“ und waren sich sicher: „Da wird’s rundgehen.“ Grund für den Aufruhr: Die Eschersheimer Landstraße zwischen Hügelstraße und Weißer Stein soll einspurig werden. Am Für und Wider dieser Maßnahme erhitzen sich seit Monaten die Gemüter. Dementsprechend waren auch ungewöhnlich viele Entscheidungsträger anwesend: Verkehrsdezernent Stefan Majer (Grüne) sowie mehrere Vertreter des Straßenverkehrsamtes waren gekommen, um die Ergebnisse einer versuchsweisen Fahrbahnverkleinerung vorzustellen.

Über einen Zeitraum von knapp vier Monaten wurden deren Auswirkungen unter der Leitung von Dorothee Allekotte vom Verkehrsamt untersucht. Besonderes Augenmerk wurde dabei auf die Nebenstraßen gelegt; Anwohner befürchten, dass mögliche Ausweichrouten die Verkehrsbelastung dort steigen lassen könnten.

Kaum Veränderungen

Das Ergebnis: Alles halb so wild. „Weder auf der Eschersheimer noch auf den Nebenstraßen konnten wir nennenswerte Veränderungen feststellen“, resümierte Majer. Verglichen mit einer Zählung im März dieses Jahres sei der Verkehr an manchen Stellen um rund ein Siebtel zurückgegangen, sagte der verantwortliche Ingenieur Jens Wöbbeking. Anderenorts habe man hingegen leichte Zunahmen beobachtet: „Insgesamt kommt man ungefähr bei Null raus“, sagte er.

Rückstaus in Verbindung mit der Einspurigkeit habe man nicht feststellen können. Fazit: „Das Verkehrsaufkommen wurde weiter problemlos abgewickelt.“ Drastischer fallen die Veränderungen jedoch beim Radverkehr aus. Dort hat man zwischen März und Juni eine Verdreifachung der Verkehrsteilnehmer gezählt. „Das liegt natürlich auch an den Jahreszeiten“, räumte Wöbbeking ein.

Die Zahlen decken sich jedoch mit der Wahrnehmung vieler Anwohner: „Während der Testphase war die Straße ruhiger, geordneter und wesentlich sicherer für Radfahrer“, sagte Karin Puck, die fast 200 Unterschriften für die Einspurigkeit gesammelt hat. Zwar habe der Schutzstreifen für Radler noch gefehlt, trotzdem sei „eine Zunahme des Radverkehrs spürbar gewesen“ – auch im Vergleich zu früheren Sommern.

Belastung könnte steigen

Doch nicht alle Anwesenden zeigten sich derart überzeugt. Viele Anwohner befürchten, dass die Einspurigkeit nicht zukunftsfähig sein werde. Angesichts des geplanten Wohnungsbaus im Norden werde die Belastung die Kapazität rasch übersteigen, warnten sie. Weiterhin seien die 4,2 Millionen Baukosten bei vergleichsweise geringen Auswirkungen falsch investiert. Meint auch Klaus Funk (FDP) vom Ortsbeirat: „Man kann doch nicht so viel Geld für einen Radweg ausgeben, während einfachste Sanierungen nicht passieren“, sagte er.

Majer hingegen verteidigte das Vorhaben: „In erster Linie wollen wir Eschersheim damit lebenswerter machen“, sagte der Stadtrat. Zweitens hätte sich die Mobilität in Frankfurt geändert. „Man fährt heute mehr Rad, darauf muss die Stadt reagieren.“ Auch Sylvia Kunze (SPD) versteht einige Kritiker nicht: „Wir sind uns einig, dass die Straße nicht so bleiben kann?“, fragte sie. „Dann müssen wir nun den Mut für Veränderungen aufbringen.“

Dass dieser andernorts bereits belohnt worden sei, berichtete derweil Matthias Biemann aus Bockenheim. Der Landesvorstand des Verkehrsclubs Deutschland wohnt an der Schloßstraße, die vor einigen Jahren einspurig gemacht wurde. Seine Empfehlung ist deutlich: „Stimmen Sie unbedingt für das Vorhaben!“

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