Entschädigung für Fahrgäste?

Kreistag unterstützt Grünen-Antrag zum Taunusbahn-Chaos
HOCHTAUNUS - Vertrauen ist gut, es verlieren eher schlecht, es wiedergewinnen schwierig: Ist das Vertrauen von Pendlern in die Pünktlichkeit von Bussen und Bahnen erst einmal erschüttert, weil sie gar nicht oder zu spät fahren, so ist das ein Imageproblem für den Betreiber und kaum geeignet, für den öffentlichen Personennahverkehr zu werben, finden die Grünen im Kreistag. Sie fordern einen Ausgleich dafür, wenn Pendler durch ausgefallene Züge Probleme bekommen. Ihr Antrag, den Kreisausschuss zu beauftragen, einen Katalog zu erstellen, mit dem Zugausfälle durch vertrauensbildende Maßnahmen abgegolten werden, fand in der Sitzung des Kreistags am Montag unerwartet breiten Zuspruch.
Bei der Koalition aus CDU, SPD und FW rannten die Grünen offene Türen ein. Alexander Jackson (CDU) brachte einen Änderungsantrag dazu ein, nach dem die Erstellung des Maßnahmenkatalogs nicht dem Hochtaunuskreis, sondern der Geschäftsführung des Rhein-Main-Verkehrsverbunds (RMV) aufgetragen werden soll.
Die Folgen des verlorenen Vertrauens in die Bahn ließen sich jeden Tag an vollen Straßen ablesen, auf denen Menschen mit Autos unterwegs seien, die sich nicht mehr auf die Bahn verlassen wollen, so Jackson. Bei der Entschädigung müsse Geld in die Hand genommen werden, etwa durch die Bereitstellung von Deutschlandtickets. Um die Verkehrswende nicht durch Frustration enttäuschter Pendler aufs Spiel zu setzen, müsse alles getan werden.
Einen Änderungsantrag hatte auch die FDP eingereicht, die ebenfalls einen massiven Vertrauensverlust und stark zurückgehende Fahrgastzahlen ausgemacht hat. FDP-Sprecher Ascan Iredi sagte, der Kreisausschuss sei durchaus der richtige Adressat, wenn es darum gehe, den RMV mit dem Maßnahmenkatalog zu beauftragen. Dabei müsse aber erst der Fahrplan gerichtet werden, statt Geld an verärgerte Pendler auszuschütten. Die nähmen das sicher an, neues Vertrauen lasse sich aber nur durch pünktliche Züge zurückgewinnen. Im Übrigen, sagte Iredi an die CDU gerichtet, dass er das Wort „Verkehrswende“ gar nicht möge, es komme „von links“, der Antrag der Grünen, die Maßnahmen forderten, sie aber nicht benannten, sei „gewohnt unpräzise“. Für Sascha Herr (AfD) kommt er aus der „sozialistischen Mottenkiste“. Was die Grünen forderten, sei Sache der Bahn, die darin immer noch kompetenter sei als der Kreisausschuss. Der CDU-Antrag sei zu schwammig, zustimmen könne man nur dem Antrag der FDP. Die Grünen hätten sich als „Trostpflaster“ entweder freie Fahrt über einen bestimmten Zeitraum oder eine kostenfreie Nutzung zu bestimmten Anlässen, etwa Weihnachtsmärkten, vorstellen können.
Es fehlen qualifizierte Fahrer
Begründet wurde der Antrag damit, dass, anders als vom Kreisausschuss behauptet, die „chaotischen Zustände auf der Taunusbahn“ und im Schienenersatzverkehr zusätzliche Kosten für den Steuerzahler erzeugten. Auch Passagiere, die vergeblich auf ihren Zug warteten, mit dem sie zu Geschäftsterminen, zum Flughafen oder auch nur ins Kino fahren wollten, hätten erhebliche Kosten. Das kurzfristige Ausweichen aufs eigene Auto oder ein Taxi sei teuer, so Sven Mathes, der noch ein weiteres Problem sah: Die Ersatzbusse seien nicht nur langsamer als die Züge, sondern auch nicht barrierefrei. Menschen mit Handicap würden so vom öffentlichen Personennahverkehr ausgeschlossen.
Zu Beginn der Kreistagssitzung hatte Landrat Ulrich Krebs (CDU) bereits die „absolut unbefriedigenden Zustände auf der Taunusbahn“ moniert. Trotz jetzt ausreichend zur Verfügung stehender Wasserstoffzüge komme es immer wieder zu Ausfällen, was an fehlendem Personal liege. Dieselzüge führen sich anders als Wasserstoffzüge, weshalb es Fahrerschulungen gegeben habe, die aber nicht jeder bestanden habe, sagte Krebs und forderte weitere Kurse. Mit dem RMV seien tägliche Berichte vereinbart. Man tue alles, um einen stabilen Fahrplan zu erreichen, und kontrolliere auch selbst. Für ihn sei es selbstverständlich, beim RMV auf eine Entschädigung für ausgefallene Fahrten hinzuwirken.