Ende der Schonzeit
Waschbär und Fuchs dürfen in der Rhön gejagt werden, um die Birkhühner zu schützen.
Dem Waschbären geht es an den Kragen, damit er sich nicht länger am Nachwuchs des Birkhuhns und anderer Tiere vergreift. Das hat das Umweltministerium in Wiesbaden kurz vor dem hessischen Landesjägertag in Lorsch mitgeteilt, zu dem am heutigen Samstag Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) erwartet wird.
Nach Angaben des Ministeriums wurde die Schonzeit für den Waschbären, den Fuchs, den Marderhund und den Mink aufgehoben – allerdings nur für jene Teile der hessischen Rhön, in denen Birkwild seinen Nachwuchs hegt. Im Rest des Landes gilt weiter die Schonzeit, die je nach Tierart bis Ende Juli oder Mitte August dauert.
Als Grund für die Ausnahme nennt das Ministerium den „Schutz der einzigen Birkhuhnpopulation in Hessen“. Sie sei im Biosphärenreservat Rhön zu Hause und wegen Waschbär, Fuchs & Co. „in ihrem Bestand stark gefährdet“. Mit einer wissenschaftlichen Untersuchung lässt das Ministerium begleiten, wie sich die Aufhebung der Schonzeit auswirkt. Die Jäger setzen sich dafür ein, dass Waschbären und Füchse wieder generell gejagt werden können. Dabei erhalten sie Unterstützung von SPD und FDP. Vogelsberg-Landrat Manfred Görig (SPD) hatte bereits dazu aufgerufen, gefangene Waschbären im Umweltministerium abzuliefern, um Druck auf Ministerin Priska Hinz (Grüne) zu machen.
In der Rhön stelle der Waschbär eine spezielle Gefahr für geschützte Tierarten dar, sagte jetzt der SPD-Forstpolitiker Heinz Lotz. „Aber auch in den anderen Teilen Hessens ist er vielerorts zu einer Plage geworden.“ Der Landesregierung fehle der Mut, „einen wirksamen Plan für den Waschbären auf den Weg zu bringen und sich sogleich auf die Suche nach alternativen Methoden zur Reduzierung der Population zu machen“. In der CDU gibt es Diskussionen, ob das Jagdverbot zumindest in weiteren Teilen des Landes ausgesetzt werden solle, um bedrohte Tiere vor ihren Fressfeinden zu schützen.
Der Landesjagdverband bekräftigte am Freitag seine Beobachtung, dass bodenbrütende Vögel, Junghasen, Kröten und Frösche „unter dem hohen Druck der beiden Fressfeinde“ Waschbär und Fuchs litten. Diese Tierarten drängten auch in immer größerer Zahl in die städtischen Räume vor. „Speziell der Waschbär hat sich in einigen Regionen stark vermehrt und richtet enorme Schäden an“, teilte der Verband mit. Laut einer Studie, die im Naturschutzzentrum Hessen vorgestellt wurde, würden bis zu 80 Prozent der brütenden Rebhuhnhennen von Füchsen auf ihren Nestern gefressen.
Außerdem nehme die Ansteckungsgefahr für Haustiere mit Staupe und Räude zu. Jäger-Präsident Jürgen Ellenberger appellierte an die Haustierbesitzer, auf einen lückenlosen Impfschutz bei ihren Hunden und Katzen zu achten. „Bei der Entsorgung von Kot von Waschbären und Fuchs sollten immer Handschuhe und Mundschutz getragen werden“, fügte Ellenberger hinzu.