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Einzelnes Schloss hilft kaum noch gegen Fahrrad-Diebstahl

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Von: Oliver Teutsch

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Ein Fahrrad, das nur mit einem Schloss gesichert ist. Eigentlich zu wenig, sagt die Polizei.
Ein Fahrrad, das nur mit einem Schloss gesichert ist. Eigentlich zu wenig, sagt die Polizei. © Rolf Oeser

Fahrräder werden immer hochpreisiger und die Kriminellen immer professioneller. Polizei in Frankfurt gibt Tipps und zeigt Trends auf

Tatort Frankfurter Innenstadt. Der Täter nähert sich dem mit einem Faltschloss gesicherten Fahrrad in der Alten Mainzer Gasse. Dann geht es ganz schnell. Er setzt ein Spezialwerkzeug an einem der Glieder an und hebelt das Scharnier auf.

Zugetragen hat sich der von einer Überwachungskamera aufgezeichnete Diebstahl am 1. Mai am Rande des Radrennens Eschborn-Frankfurt. Bei Sportveranstaltungen wie dem Radrennen oder dem Triathlon Iron Man in Frankfurt rücken Fahrräder laut Polizei immer wieder in den Fokus von Kriminellen.

Generell ist die Zahl von Fahrraddiebstählen 2022 im vierten Jahr in Folge angestiegen. Ein Grund dafür ist laut Polizei die immer höhere Wertigkeit der Fahrräder. Fahrradfahren ist immer beliebter, dementsprechend mehr investieren die Menschen in ein Fahrrad.

Belief sich der durchschnittliche Schadenswert pro gemeldeten Fahrraddiebstahl 2012 noch auf 571,30 Euro, so lag er im vergangenen Jahr laut Kriminalstatistik bereits bei 1206,40 Euro.

Der höhere finanzielle Anreiz führt dazu, dass die Diebe immer professioneller werden. Dies gilt im Übrigen auch für den Deliktbereich der Beschaffungskriminalität. Eine verdeckt arbeitende Ermittlungseinheit erwischte im vergangenen Jahr im Bahnhofsviertel einen Mann in flagranti, der in der Moselstraße ein hochwertiges Mountainbike ins Visier nahm.

Von seinem eigenen Fahrrad machte er den Sattel ab und mit der zu einem Werkzeug umgewidmeten Sattelstange hebelte er das Kettengliederschloss des Mountainbikes auf. Anschließend entfernte sich der wegen Drogenkonsums polizeibekannte Mann mit beiden Rädern seelenruhig in Richtung Karlsplatz, wo er kurz darauf festgenommen wurde. Nicht nur dieser Mann, sondern 85,4 Prozent aller im vergangenen Jahr ermittelten Tatverdächtigen sind polizeibekannt.

Um ein teures Fahrrad wirksam gegen Diebstahl zu schützen, empfiehlt die Ermittlungsgruppe Fahrrad der Frankfurter Polizei „die Sicherung mit zwei zertifizierten Schlössern mit unterschiedlichen Schließsystem“. Zum Beispiel einem Falt- und einem Bügelschloss. Auch Alarmschlösser und integrierte Alarmanlagen seien sehr gute Methoden, um sein Fahrrad vor Diebstahl zu schützen. Wobei sich die Frage stellt, wer bei einer Tour mit dem Fahrrad tatsächlich zwei schwere Schlösser mitschleppen will.

Moderne Technik in Form von GPS-Trackern sei besonders bei Pedelecs und E-Bikes auf dem Vormarsch. Schon jetzt gibt es laut Polizei zahlreiche Anbieter mit immer neuen Varianten. Manche Firmen bieten auch fest verbaute Ortungstechnik an. Ein Service, der allerdings jährlich bezahlt werden müsse. Auch die schon seit vielen Jahren praktizierte Codierung von Fahrradrahmen bietet nach Ansicht der Polizei noch eine wirksame Abschreckung, da sie nach einem Diebstahl leichter zugeordnet werden können.

Ob die Zahl der Fahrraddiebstähle auch in diesem Jahr weiter ansteigen werde, konnte die Polizei noch nicht sagen. „Die warmen und damit intensiven Monate in Sachen Fahrraddiebstahl kommen jetzt erst“, so die Expertengruppe.

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