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Einfach mal frech nachfragen

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Der Mann vom Snack Point - und der, der dem Fernsehvolk zuhört.
Der Mann vom Snack Point - und der, der dem Fernsehvolk zuhört. © FR/Kraus

Der Frankfurter Imbissbetreiber Lars Obendorfer darf in der "Wahlstraße 09" von RTL prominente Politiker interviewen und flotte Sprüche klopfen. Von Maximilian Lüderwaldt

Von Maximilian Lüderwaldt

Lars Obendorfer sitzt vor seiner Imbissbude Snack Point, die sich selbst den inoffiziellen Ehrentitel Best Worscht in Town verliehen hat, und spricht seine Kunden an. Normalerweise macht er so etwas aus zeitlichen Gründen nicht, ist er doch Manager der Kette, die es in Hessen sieben Mal gibt und muss sich als stolzer Enkel der Frau, die den Laden 1970 gründete, hin und wieder in jeder Filiale blicken lassen.

Und die flotten Sprüche klopfen, die die kleine Kette bei jungen Leuten in den vergangenen Jahren so beliebt machte. Heute ist aber ein besonderer Tag, denn die Kameras von RTL sind vor den Laden in der Berger Straße 80 gekommen, den es seit 2005 gibt. Genau die Kameras, die ihn und seine kleinen Läden in den nächsten Tagen nun noch bekannter machen werden, als es in der Stadt ohnehin schon der Fall ist. Obendorfer hat mit der Medienpräsenz kein Problem. Im Gegenteil. Er hat schon zahlreiche Auftritte als Gastronomietester und Trendscout hinter sich und freut sich daher jedesmal, wenn es in dem Programm des Privatsenders wieder heißt: "Wir sind Deutschland."

Den Kunden aufs Maul geschaut

So könnte man nämlich das Projekt des Senders RTL umtaufen, der die Berger Straße in Bornheim wegen ihrer Bedeutung dazu befördert hat, ein repräsentativer Querschnitt unserer Bundesrepublik zu sein. Die Straße scheint das ebenso wie Obendorfer gerne anzunehmen. Mit im Team sind außer ihm noch fünf Leute, unter ihnen Kai Müller, 37, Hartz-IV-Empfänger. Studenten und ein Rentner sollen auch noch dazustoßen. Bei den Sendungen auf RTL, die je nach Themenlage ziemlich aktuell und spontan produziert werden sollen, ist es Obendorfer wichtig, nicht seine eigene Meinung darzustellen, sondern mehr seine Kunden in den Kommunikationsprozess mit den politischen Größen des Landes einzubeziehen, was unter anderem durch das Treffen von Politikern angestoßen werden soll.

So hat Obendorfer kürzlich SPD-Landeschef Thorsten Schäfer-Gümbel kennen gelernt und fand ihn - es geht um die Person und nicht um seine politische Meinung - einen "total coolen Typ", weil er authentisch sei und ihm seine Fragen alle beantworten konnte. Wich TSG, wie Schäfer-Gümbel im Volksmund genannt wird, dann doch einmal aus, hat er eben nachgehakt. "Das ist unser Vorteil. Ich kann die Politiker fragen, was ich will und muss nicht wie die Moderatoren im Fernsehen auf die vermeintlich wichtigen Sachen achten", sagt Obendorfer.

So beschwerte er sich, dass immer weniger Leute bei ihrer Steuererklärung durchblicken würden. Diese Anregung hatte ihm ein Mann ans Herzen gelegt, der im Laden auf der Berger Straße eine extra starke Bratwurst bestellte und einen Spruch hinterhergerufen bekam. Und vielleicht sind genau diese Sprüche der Grund, wieso Best Worscht in Town von dem gebürtigen Frankfurter und RTL-Chefredakteur Peter Kloeppel und seinem Team mit ins Boot für das Projekt Wahlstraße 09 geholt wurde.

"Da ist noch jemand, der sie versteht"

Denn genau das ist die Absicht: einfach mal frech nachzufragen oder, wie Obendorfer hofft, "alles so darzustellen, dass sich die Leute in uns wiedererkennen und das Gefühl haben, da ist doch noch jemand, der sie versteht". Versucht hat er das bei bisher sieben Terminen. Einige werden noch folgen. Höhepunkt ist eine Fahrt am 20. September nach Berlin, wo er in einer Sendung auf der Talkcouch sitzen wird. Er wird sich dann dort finden, wo er normalerweise nicht einmal hinschaut: "Denn sonst beschäftige ich mich kaum mit Politik."

Und jetzt wird es seine Aufgabe sein, den Leuten eines ans Herzen zu legen. Wer würde so unverschämt sein und dem Sender rein kommerzielle Gründe unterstellen? Nein, das Ziel der Wahlstraße 09 soll ja einzig und allein die Vermittlung einer Botschaft sein: "Geht wählen!"

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