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Ein Verein, der dem Wald in Rhein-Main hilft

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Von: Annette Schlegl

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Nach Jahren der Trockenheit und Dürre sehen viele Wälder im Rhein-Main-Gebiet so aus.
Nach Jahren der Trockenheit und Hitze sehen viele Wälder im Rhein-Main-Gebiet so aus. © privat

Der Förderverein Klimaschutz und Wald Rhein-Main hat sich gegründet. Wer den CO2-Fußabdruck seiner Reise kompensiert, verschafft dem Verein Geld, um klimastabil aufzuforsten.

Die Dürrejahre 2018, 2019, 2020 und 2022 waren für den Wald im Rhein-Main-Gebiet verheerend. Hier gab es die höchsten Temperaturen und die geringsten Niederschläge, die dann auch noch auf nährstoffarme Böden trafen, die kaum Wasser halten. Vor allem die Kiefer hat gelitten, ganze Waldflächen mit dieser Baumart sind verschwunden. Ein 25-köpfiger Verein hat sich nun auf die Fahnen geschrieben, dem Wald zu helfen: Der Förderverein Klimaschutz und Wald Rhein-Main versucht, einen klimastabilen Wald aufzubauen. Um das zu finanzieren, bietet er Reisenden an, den CO2-Fußabdruck für ihren Flug zu ermitteln und darauf basierend einen Klimaschutzbeitrag zu leisten. Das Geld aus dem Kauf der CO2-Zertifikate fließt dann gezielt in Aufforstungsprojekte im Rhein-Main-Gebiet.

In einem Bauschheimer Privatwald wird über mehrere Jahre hinweg eine Freifläche von sechs Hektar artenreich aufgeforstet.
In einem Bauschheimer Privatwald wird über mehrere Jahre hinweg eine Freifläche von sechs Hektar artenreich aufgeforstet. © privat

Der Verein mit Sitz in Büttelborn hat eine Homepage erstellt, auf der seit gestern auch der CO2-Rechner installiert ist. „Wir sind gerade daran, die Bezahlung des CO2-Ausgleichs für die Leute, die fliegen, komfortabel anzulegen“, sagt Reinhard Ebert, Vorstandsmitglied des Fördervereins Klimaschutz und Wald Rhein-Main.

Den ökologischen Fußabdruck kompensieren

Die 25 Gründungsmitglieder sind allesamt in der Forstbetriebsgemeinschaft Rhein-Main aktiv. Darin haben sich neun Kommunen – Büttelborn, Raunheim, Rüsselsheim, Groß-Gerau, Flörsheim, Bischofsheim, Riedstadt, Trebur und Rodenbach – sowie 50 Privatwaldbesitzer zusammengeschlossen, die insgesamt 3500 Hektar Wald bewirtschaften. Gerade Letztere hatten es bisher oft schwer, weil ihre Flächen zu klein sind, um an Förderprogrammen zu partizipieren.

„Um Gelder zu akquirieren, fehlte bisher der Schritt zum Förderverein“, sagt Ebert. Der wurde am 1. Februar vorigen Jahres getan und im Oktober 2022 von Registergericht und Finanzamt genehmigt. Der Verein hilft den Mitgliedern der Forstbetriebsgemeinschaft, aber auch Dritten nun dabei, Projekte für die Wiederaufforstung und die Naturverjüngung zu finanzieren.

Förderverein legt unter anderem Versuchsflächen im Wald in Rhein-Main an

Mit den Geldern aus dem CO2-Ausgleich, mit Spenden sowie Mitgliedsbeiträgen – die Mitgliedschaft kostet 15 Euro pro Jahr – kauft der Förderverein klimastabile Pflanzen an, die meist etwas mehr kosten und vor allem für kleine Privatwaldbesitzer kaum erschwinglich sind, so Ebert. „Das Geld wird zu einhundert Prozent in Rhein-Main ausgeschüttet“, verspricht er. Der Verein legt damit Versuchsflächen an, kümmert sich um die Bewässerung der Neupflanzungen und den Zaunbau.

Weitere Infos

Auf der Webseite www.klimaschutz-wald.net gibt es weitere Informationen zu den Aufgaben, die der Förderverein Klimaschutz und Wald Rhein-Main wahrnimmt. Er hat sich auch Umweltbildung für die Bevölkerung auf die Fahnen geschrieben.

Der CO2-Rechner für den persönlichen Fußabdruck sowie ein Berechnungstool finden sich ebenfalls auf dieser Homepage.

Im Rhein-Main-Gebiet klaffen an zahlreichen Stellen im Wald offene Flächen, auf denen nur noch wenige abgestorbene oder abgebrochene Kiefern oder Fichten zu finden sind. Die abgestorbenen Bäume lassen viel Licht durch, und die spätblühende amerikanische Traubenkirsche breitet sich dort aus. „Diese Baumart bildet bei Licht viele Samen aus“, sagt Ebert. „Wir wollen aber Biodiversität im Wald.“

Der Verein schneidet deshalb kleine Inseln oder Streifen von der Traubenkirsche frei und pflanzt dort klimaresistente Bäume wie Flaumeiche, ungarische Eiche, Zerreiche, die immergrüne Steineiche, Esskastanie, Walnuss, Sommerlinde, Feldahorn, Hopfenbuche sowie Baumhasel aus der Türkei. Sechs bis sieben dieser Baumarten kommen auf die Fläche, 200 bis 500 Stück pro Hektar. Damit agiert der Verein anders als der Förster im Staatswald, der laut Ebert rund 6000 Bäume pro Hektar pflanzt, oft mit nur zwei Baumarten. „Wir klatschen den Wald nicht mit hohen Stückzahlen zu“, sagt er.

Wald verjüngt sich innerhalb von zehn bis 20 Jahren

Die Baumverjüngung wird dann der Natur überlassen. Die Traubenkirsche findet zwar wieder auf die freigeschnittenen Flächen zurück, ist aber nicht mehr so dominant, weil ihr die neuen kleinen Bäume Licht wegnehmen. „Wir nutzen die Traubenkirsche quasi als Amme“, sagt Ebert. Mit ihrer Hilfe bildet sich ein eigenes Binnenklima, das die Neupflanzungen im Winter vor Frost schützt und im Sommer durch Schattenwurf vor Extremtemperaturen. Der Zeithorizont für die Verjüngungsphase liegt bei zehn bis 20 Jahren. Dabei entwickeln sich auch krautige Pflanzen wie Fingerhut und Waldweidenröschen. Am Ende steht die Biodiversität, die auch den Insekten hilft.

Mitglieder des neu gegründeten Fördervereins Klimaschutz und Wald Rhein-Main pflanzen klimaresistente Baumarten.
Mitglieder des neu gegründeten Fördervereins Klimaschutz und Wald Rhein-Main pflanzen klimaresistente Baumarten. © privat

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