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Ein familiärer Ort für Trauernde

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Trauerbegleiterin und Hospizhelferin Claudia von Hörsten am Eingang des „Haus Löwenherz“. kig
Trauerbegleiterin und Hospizhelferin Claudia von Hörsten am Eingang des „Haus Löwenherz“. kig © Weinig

Neuer Verein eröffnet Begegnungsstätte im „Haus Löwenherz“

KRONBERG - Es ist ein Hingucker, das hübsche Fachwerkhäuschen in der Kronberger Altstadt. Seit Kurzem hängt ein Vereinsschild neben der Tür, darüber prangen drei Herzen aus Schiefer. Aus dem ehemaligen Erzgebirgsladen in der Pferdstraße 4 ist das „Haus Löwenherz“ geworden. Der Untertitel „Raum für Trauer“ verrät, worum es sich handelt: Entstanden ist eine Begegnungsstätte für all diejenigen, die um einen Angehörigen oder nahe stehenden Menschen trauern. Ein Team von ehrenamtlich tätigen, gleichwohl gut ausgebildeten Trauerbegleitern bietet ein breites Spektrum an: Einzelgespräche, Gruppentreffen, regelmäßige Zusammenkünfte sonntags mit Frühstück, Spaziergänge, gemeinsames Kochen. Auch einen Handarbeitskreis gibt es. Alles ist noch neu, die Angebotspalette wird Stück für Stück erweitert und richtet sich ganz allgemein an trauernde Menschen, unabhängig von Alter, Religion oder Herkunft.

„Unser Haus ist offen für alle“, sagt Claudia von Hörsten. Zusammen mit Sabine Rother und Astrid Gerbershagen ist sie die treibende Kraft hinter dem Projekt. Erst im vergangenen Dezember haben sie den Verein „Haus Löwenherz“ gegründet, der aktuell neun Mitglieder zählt. Innerhalb kurzer Zeit wurde das Haus, das vom Eigentümer kostenfrei zur Verfügung gestellt wird, frisch gestrichen und mit gespendeten und aus zweiter Hand erworbenen Möbeln ausgestattet. Der Verein kreierte ein Logo und erstellte eine Internetseite für den Außenauftritt.

Auf drei Ebenen des verwinkelten denkmalgeschützten Fachwerkhauses sind fünf gemütlich eingerichtete Räume entstanden.

Unterm Dach gibt es ein Spielzimmer für Kinder. Eine familiäre Atmosphäre ist den Verantwortlichen wichtig, denn sie wollen Trauernde auf ihrem ganz individuellen Weg dabei unterstützen, den Verlust zu akzeptieren und zugleich einen neuen Alltag zuzulassen und diesen positiv zu gestalten. Dabei muss nicht immer ein Einzel- oder Gruppengespräch der passende Weg sein. Manchmal müssen ganz einfache organisatorische Dinge geklärt werden, ein Treffen mit Gleichgesinnten kann hilfreich sein. „Beim Handarbeiten beispielsweise kann man einfach nur dabei sein, man kann etwas sagen, muss es aber nicht“, erklärt Claudia von Hörsten das Konzept.

SONNTAGS-FRÜHSTÜCK

An jedem vierten Sonntag im Monat lädt das „Haus Löwenherz“ von 10 bis 12 Uhr zum gemeinsamen Frühstück in die Pferdstraße 4 ein. Das ist in der Kronberger Altstadt.

Premiere ist am 26. März. Es wird um eine Anmeldung bis zum vorausgehenden Freitag (24. März), 18 Uhr, gebeten: telefonisch unter 0 61 73 / 26 09 oder per Mail an die Adresse hilfe@haus-loewenherz.de per E-Mail.

Weitere Informationen gibt es im Internet unter der Adresse www.haus-loewenherz.de. kig

„Das Gefühl haben, bei Freunden zu sein“

Sie und ihre Mitstreiter hören zu, stehen den Trauernden mit Rat und Tat zur Seite - vorerst noch zu ausgewählten Öffnungszeiten. Die Gruppe hofft, künftig durchgehend geöffnet haben zu können. Manchmal sind den ehrenamtlichen Begleiterinnen jedoch auch Grenzen gesetzt, etwa wenn eine psychologische Traumatherapie erforderlich ist oder andere Organisationen im gut vernetzten Trauernetzwerk des Kreises die bessere Anlaufstelle sind. Dann vermitteln sie mit der gebotenen Sensibilität und großem Verantwortungsbewusstsein an die passende Stelle.

Claudia von Hörsten hat eine zweijährige Ausbildung zur qualifizierten Trauerbegleiterin absolviert, ist qualifizierte Hospizhelferin und ausgebildete Notfallseelsorgerin. Seit vielen Jahren engagiert sie sich bereits beim von der Diakonie getragenen ambulanten Hospiz- und Palliativ-Beratungsdienst BETESDA, der bereits etabliert ist. Dort wird sie weiterhin aktiv sein. Von Hörsten sagt, sie sehe das „Haus Löwenherz“ als Ergänzung mit individueller Ausrichtung: „Wir haben hier einen Raum mit einem niederschwelligen Angebot für alle Generationen geschaffen. Wer ins ,Haus Löwenherz‘ kommt, soll das Gefühl haben, bei Freunden daheim zu sein.“

Bedarf für einen geschützten Raum für Trauer, in dem man sich wohlfühlen und Trost finden kann, ist da, da sind sich die Vereinsmitglieder sicher. Sie hoffen auf weitere Mitstreiter, die bereits eine Ausbildung als Trauerbegleiter absolviert haben oder bereit sind, diese zu absolvieren. Mittelfristig sind auch Spenden erforderlich, um die Kosten für Aus- und Fortbildungen und Aktivitäten zu decken.

Wie reagiert das Umfeld auf das neue Projekt? „Bislang gab es nur positive Resonanz“, freut sich Claudia von Hörsten. Ideen für die Gestaltung des Hauses und des Angebots hat sie sich neben ihrer eigenen jahrelangen Erfahrung auch bei vergleichbaren Projekten in anderen Regionen Deutschlands geholt. Im Hochtaunus gebe es nichts Vergleichbares.

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