Ein Buch für todkranke Kinder

Der Physiotherapeut Joschi von Sarközy aus Dreieich hat 148 Seiten zum Vorlesen im Kinderhospiz geschrieben. Der Erlös soll einer in Einrichtung in Michelsrombach zugutekommen.
Herr Amadeus ist ein besonderer Mensch: Er kann mit Tieren sprechen. Sein Erschaffer ist genauso besonders: Der Physiotherapeut Joschi von Sárközy aus Dreieichenhain hat Herrn Amadeus zum Star eines Kinderbuchs gemacht, das Jungen und Mädchen in Hospizen zugutekommen soll. Und zwar im doppelten Sinne: Zum einen hat er die lustige Geschichte zum Vorlesen oder Selberlesen für sie verfasst, zum anderen wird mit jedem verkauften Buch das Kinder- und Jugendhospiz „Kleine Helden“ in Michelsrombach (Kreis Fulda) finanziell unterstützt. Auch vom Verkauf eines zusätzlich produzierten Hörbuchs und eines komponierten Titelsongs geht ein Teil an das Hospiz.
Der Begegnung mit einem 14-jährigen todkranken Jungen ist es zu verdanken, dass von Sárközy das Buch mit Herrn Amadeus überhaupt geschrieben hat. Er wolle nicht wissen, wie es „da drüben“ aussieht, sondern lieber etwas Lustiges lesen, hatte der Teenager dem Physiotherapeuten erklärt. Literatur zum Vorlesen in Kinderhospizen gebe es durchaus, sagt von Sárközy. „Aber darin geht es meist um das Drachenland, also um das, was nach dem Tod kommt.“ Die schwerkranken Kinder wüssten um die Begrenztheit des Lebens, doch wichtig sei für sie der schöne Moment.
Eine Fahrt zum Kinderhospiz in Michelsrombach lieferte dem dreifachen Familienvater dann die Idee für sein Buch, das nicht nur Hospizkindern vorbehalten ist. Im Auto hörte er Melodien von Wolfgang Amadeus Mozart. „Da fiel mir der Herr Amadeus als Figur ein, und ich habe die Geschichte im Kopf generiert.“ So gesellten sich zu dem liebenswerten schusseligen älteren Herrn noch Hund, Katze, Huhn, Fuchs und Esel, die ihm dabei helfen, dass jeder Tag dann doch wieder schön wird, egal, wie groß das Missgeschick auch ist.
Herausgekommen sind 148 Seiten, die für von Sarközy viel mehr sind als ein Buch. „Ich habe die Geschichte geschrieben, weil ich die Arbeit der Kinderhospize in die Welt tragen will“, sagt er. Die Gesellschaft verdränge das Thema, und betroffene Familien hätten oft keine Kraft, an die Öffentlichkeit zu gehen, weil das todkranke Kind sie rund um die Uhr fordere. Die Gesellschaft behandele das Sterben von Kindern wie ein Stiefkind.
Das Buch:
Joschi von Sarközy: Herr Amadeus und die schrecklich schönen Tage. 19,80 Euro, ISBN 978-3-946406-41-9.
Viele Familien mit einem todkranken Kind gerieten auch in eine finanzielle Schieflage und bräuchten mehr Unterstützung. In Deutschland gebe es „rund 50 000 Kinder in dieser Situation“, aber nur 24 Kinderhospize. Hessen hat eines in Wiesbaden und eines in Michelsrombach, in dem von Sarközy seit Mitte letzten Jahres Vorsitzender des Trägervereins ist.
2016 war sein Kinderbuch schon fertig, aber er fand niemanden, der es ohne Kosten für ihn drucken wollte. „Seit 2016 bin ich auf der Buchmesse rumgerannt und habe Kinderbuchverlage für die Veröffentlichung gesucht“, erinnert er sich. „Die waren begeistert von der Idee, aber ich sollte immer die Vorkosten übernehmen.“ Ende 2019 stieß er durch einen Bekannten auf den Münchner Verlag Smart & Nett, der sofort Ja sagte.
Das Buch sollte eigentlich im September 2021 auf den Markt kommen, aber es erschien kurz vor Weihnachten. „Wegen Corona hat es gedauert.“ Nun gibt es auch ein Hörbuch mit der Erzählstimme der Schauspielerin Dorothea Anzinger sowie einen Titelsong, den Florian Schwartz komponierte.
Seit 1988 liest von Sarközy selbst für kranke Kinder in Kliniken oder Kinderhospizen. Damals wohnte der Physiotherapeut noch in Regensburg, schrieb nebenbei Satiren über Politik und Gesellschaft und wurde eines Tages von seiner Schwester gefragt, ob er nicht mal „was für Kinder machen“ könne. Von Sarközy wurde also in seiner Freizeit Vorleser in der Onkologie und auf der Kinderstation am Klinikum Regensburg. Als er 2007 nach Hessen zog, suchte er auch hier nach Einrichtungen, die ihm sein ehrenamtliches Engagement ermöglichten. So kam er 2014 nach Michelsrombach, wo ein Kinderhospiz eröffnet werden sollte.
Der 54-Jährige will in Büchereien und Schulen aus seinem Buch lesen und 50 Prozent seines Honorars an das Kinderhospiz abgeben. Er hofft, dass Prominente seinem Beispiel folgen. Ein Fortsetzungsband mit Herrn Amadeus ist bereits geplant.