Der Lounge-Bereich der Firma Regus ist ein guter Ort zum Networken. hillebrecht
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Der Lounge-Bereich der Firma Regus ist ein guter Ort zum Networken. hillebrecht

Ein Arbeitsplatz zum Mieten

Am Bahnhof können Büros und Konferenzräume kurzfristig gebucht werden

BAD HOMBURG - Nach drei Jahren Homeoffice kommt irgendwann die Lust, mal wieder ins Büro zu gehen. Die Kollegen treffen, mal nicht mittags zu Hause zu kochen, um sich dann zum Weiterarbeiten bei schlechter Beleuchtung und vielleicht Familien-Lärm an den Küchentisch zu setzen.

Es gibt Firmen, die sich auf diesen Wunsch, ein Büro zu haben, spezialisiert haben. Die Firma Regus hat zu Jahresbeginn im Büroneubau „E O“ am Bad Homburger Stadteingang eine Niederlassung eröffnet. Dort warten 64 nagelneu eingerichtete Büroarbeitsplätze und Lounge-Räume, insgesamt rund 1000 Quadratmeter, auf Arbeitnehmer. Die meisten Plätze sind noch leer, derzeit hat Regus 18 Prozent Auslastung. Doch das Unternehmen rechnet mit einem wachsenden Bedarf.

Konstantinos Athanassiadis war der Erste, der im Januar im „E“ in der Basler Straße sein Büro bezog. „Ich bin vor zwei Jahren, in der Pandemie, nach Bad Homburg gezogen“, berichtet der Webdesigner. Da seine Frau auch im Homeoffice arbeitet und das Paar ein kleines Kind hat, suchte Athanassiadis einen ruhigen Platz zum Arbeiten. Nun kommt er jeden Tag in sein gemietetes Büro mit Blick auf den Lokschuppen jenseits der Gleise. Es gibt aber auch Räume mit Blick ins neue Kino-Parkhaus . . .

DAS GESCHÄFTSMODELL

Nach dem reinen Heimarbeiten in der Pandemie geht es für viele Arbeitnehmer nicht täglich in die Firma. Es zeichnet sich eine Entwicklung weg vom dauerhaften Homeoffice ab.

Diesen Trend macht Regus zum Geschäftsmodell. „Immer mehr Arbeitgeber bieten ,Remote Work‘ an oder stellen Fachkräfte aus anderen Ländern ein“, weiß das Unternehmen, das eine Tochterfirma der International Workplace Group (IWG) ist, eines internationalen Betreibers von führenden „Workspace-Providern“.

Dass viele Mitarbeitende nicht mehr täglich ins Büro pendeln wollen, ist das eine. Auch ließen sich so teure Büroflächen in Innenstadtlagen verkleinern. Gefragt seien Arbeitsräume in direkter Nähe des eigenen Zuhauses.

140 Niederlassungen gibt es laut Regus-„Sales Director“ Thomas Kiilsgaard in Deutschland. ahi

Kompromiss zwischen Homeoffice und Meeting

Gut findet er, dass er bei Bedarf ein zusätzliches Büro oder einen Tagungsraum hinzubuchen kann. „Und wenn Kunden kommen, werden sie unten professionell empfangen“, so der Homburger. Technische Ausstattung, Putzkolonne - für all das sorgt Regus, Kaffeeautomaten gibt es auch - und das zu einer Miete, die günstiger ist, als wenn er sich anderswo ein Büro anmieten würde.

Seit Februar ist Junzi Yang Mieterin bei Regus. Die TV-Journalistin aus Hongkong berichtet für einen chinesischen Sender über ganz Europa. Sie ist mal in Düsseldorf, mal in Berlin - und nun in Bad Homburg. Ihr Büro hat sie mit frischen Blumen ausgestattet. Im Lounge-Bereich tippt Hamedo Ayadi etwas in seinen Laptop. Der Data-Analyst kommt einmal pro Woche hier mit wechselnden Teammitgliedern zusammen. „Immer mehr Mitarbeiter machen es zur Bedingung, auch von zu Hause aus arbeiten zu dürfen“, erzählt der Teamleiter. „Doch man kann nicht alles virtuell besprechen.“ Und auch Kunden wünschten mitunter ein persönliches Treffen. Die Mieter der Co-Working-Spaces sind nur selten anwesend. Das sind Gruppenräume mit kleinen Arbeitsnischen, auf denen die Namensschilder einer Mietwagenfirma, eines Anbieters von Fortbildungen und eines Immobilienverwalters stehen. „Start-ups können sich einen Platz und damit eine Prestigeadresse anmieten“, erklärt Sales-Frau Betti Cengiz McCall.

Regus habe sich „in der spannendsten Ecke der Stadt“ einquartiert, sagte Bürgermeister Dr. Oliver Jeynak (CDU) bei der Einweihungsfeier am Montagnachmittag. Hier passiere viel; bald werde nebenan das Entertainment-Center mit Kino und Nahversorgern eröffnen; im nahen Bahnhof werde es bald auch ein neues Thai-Restaurant geben. Das Gebäude sei bestens erreichbar, entweder über die Autobahn oder mit den Öffentlichen. „New Work“, neues Arbeiten im Sinne von flexiblen Arbeitsstätten - hätte man diesen Begriff noch vor kurzem in der Verwaltung gesagt, „es hätte niemand gewusst, was gemeint ist“. Nun sei der Trend die „15-Minuten-Stadt“. Arbeitsplatz, Freizeit, Arzt - alles binnen einer Viertelstunde erreichbar. „Ein solcher Ort ist Bad Homburg“, so Jedynak.

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