Die Leidenschaft zum Beruf gemacht

Cellistin Annabel Hauk ist ein herausragendes Talent der klassischen Musik
BAd Soden - Es war schon immer mehr als ein Hobby“, sagt Annabel Hauk und lächelt. Seit sie fünf ist, spielt die 23-Jährige Violoncello - und wurde kürzlich von einem renommierten britischen Klassik-Radiosender zu den 30 herausragendsten internationalen Talenten unter 30 Jahren gewählt. „Das ist schon eine Hausnummer“, sagt Annabel Hauk.
Wie die Jury rund um den Cellisten Julian Lloyd Webber ausgerechnet auf die Musikerin aus Bad Soden kam, weiß diese nicht genau. Denn bewerben kann man sich für die Auszeichnung nicht. „Ich gehe davon aus, dass sie auf mein Youtube-Video aus dem Dezember aufmerksam geworden sind“, mutmaßt sie. Ihre Aufnahme der 6. Solosuite von Johann Sebastian Bach wurde seit Weihnachten mehr als 510 000 Mal aufgerufen. „Das ist für klassische Musik schon sehr viel“, erklärt Annabel Hauk.
Zur Musik kam sie durch ihre Familie. „Meine Mutter spielt Klavier und meine Schwester Geige“, erklärt sie. „Ich wollte unbedingt ein größeres Instrument als meine Schwester spielen. Und da lag das Cello nah“, sagt sie und schmunzelt.
Nach ihrem Abitur hat sie ihr Bachelor-Studium in Boston am New England Conservatory absolviert. Dort wurde sie in die berühmte Celloklasse von Professor Laurence Lesser aufgenommen. Seit vergangenem Jahr studiert sie im Master Mozarteum in Salzburg. Dass sie die Musik zu ihrem Beruf machen würde, war für die heute 23-Jährige schon früh klar. „Mit sechs oder sieben habe ich schon angefangen, das Spielen sehr ernst zu nehmen“, erklärt sie. „Und schon vor meinem zehnten Lebensjahr wollte ich die Musik zu meinem Beruf machen.“
Mindestens vier oder fünf Stunden pro Tag übt Annabel Hauk an ihrem Violoncello. „Wenn Konzerte anstehen, können es auch mal bis zu acht oder mehr Stunden werden“, sagt sie. Bis zu 25 Konzerte spielt die Cellistin pro Jahr - sie hat unter anderem in Amsterdam, Bratislava, aber auch in New York und Boston gespielt.
„Die Musik, die ich spiele, ist wahnsinnig schön“, schwärmt die Bad Sodenerin. „Ich bin sehr dankbar dafür, diese wunderbare Musik spielen zu dürfen und mich darin zu vertiefen.“ Aber nicht nur die Musik an sich, auch das Spielen in Ensembles und vor Publikum ist eine Facette ihres Lebens als Musikerin, die sie mag. „Kammermusik zu spielen liebe ich auch. Das sind mit die glücklichsten Stunden.“
Generell macht ihr das Cello-Spielen auch nach so vielen Jahren immer noch viel Spaß. „Aber natürlich gibt es hin und wieder auch Momente, in denen ich lieber anderes tun würde, als zu üben“, sagt sie. „Es ist schon auch oft mit Verzicht verbunden.“ Doch sie bereue es nicht, ihre Leidenschaft zum Beruf gemacht zu haben. „Jetzt im Masterstudium kann ich mir meinen Alltag frei einteilen. Und wenn ich mittags mal spazieren gehen möchte, dann kann ich mir das eigentlich immer erlauben.“
Wenn sie nicht gerade im Hörsaal, am Cello oder auf einer Bühne sitzt, wandert sie gern. „Die Natur rund um Salzburg ist echt schön“, sagt sie. Aber auch tanzen, klettern und lesen zählt zu ihren Hobbys.
Die Auszeichnung des Radiosenders „Classic FM“ ist in ihrer Laufbahn nicht die erste: In Boston gewann sie eine Silbermedaille bei der 4. International Manhattan Music Competition. Auch mit ihrem „Tempest String Quartet“ gewann sie damals einige Wettbewerbe. Und im Herbst findet ein weiterer Wettbewerb, diesmal in Finnland, statt.
Ihre musikalischen Anfänge waren am Feuermann Konservatorium der Kronberg Academy. Mit fünf Jahren begann ihre Ausbildung. „Zwölf Jahre war ich dort, bevor ich nach Boston gegangen bin“, erklärt sie. „Seitdem hat es mich immer sehr gefordert, aber auch sehr glücklich gemacht.“