Das wischende Klassenzimmer

Mehrere Grundschulen im Kreis setzen Tablets bereits erfolgreich ein
HOchtaunus - Die Vorteile liegen nicht nur auf, sondern buchstäblich in der Hand: Tablets sind für viele Menschen, und das generationenübergreifend, ein Segen, einsatzbereit in ganz unterschiedlichen Lebenslagen - auch im Schulalltag. Dank des Digital-Pakts zwischen Bund und Ländern, der Geld für die Ausstattung der Schulen bereithält, investiert der Hochtaunuskreis nicht nur in digitale Infrastruktur wie Internetzugang und Activpanels (digitale Tafeln), sondern stellt auch Tablets für die Schüler zur Verfügung. Kürzlich erst ist die Gonzenheimer Friedrich-Ebert-Schule mit 25 Stück ausgerüstet worden.
Digitalisierung ist das Zauberwort im Klassenzimmer. Aber wie sieht es in der Praxis aus? Motiviert digitales Lernen die Schüler? Oder lenkt der Griff zum Tablet statt zum Mathebuch sie eher ab? Wir haben bei drei Grundschulen nachgefragt, wie und wann die Tablets im Unterricht genutzt werden und welche Erfahrungen die Lehrkräfte bisher damit gemacht haben.
„Eine Bereicherung im Klassenraum“
Eine Art Pionierfunktion hat die Grundschule in Köppern. Sie ist als eine der ersten im Kreis mit Tablets (jeweils sechs pro Klasse, plus eines für die jeweilige Lehrkraft), ausgestattet worden. Schulleiterin Ute Kühn findet: „Das war von Anfang an eine absolute Bereicherung.“ Wenn die Schüler damit arbeiten, seien das immer tolle Unterrichtsstunden. „Für uns ist daran das Positive: Durch den Einsatz der Tablets lernen die Kinder auf einen Schlag das, was man Kompetenzen für das 21. Jahrhundert nennt: Kommunikation, Kreativität und kritisches Denken“, sagt die Schulleiterin. „Das müssen wir ihnen so früh wie möglich mit auf den Weg geben.“
Die neuen Medien werden je nach Bedarf eingesetzt - in allen Fächern. „Sogar in Sport“, erzählt Kühn. „Da haben sich die Schüler auf dem Tablet Tänze angesehen und später mit der App ihre eigenen gefilmt.“ Das Lernen und Arbeiten mit den Geräten steht, das habe die Erfahrung gezeigt, vor allem für eins: einen kräftigen Schub für die Motivation. „Ich kann für das Erarbeiten eines Themas den Schülern ein Arbeitsblatt mit einem Lückentext geben oder aber reiche ihnen zur eigenen Recherche oder in der Gruppe einen QR-Code an die Hand.“ Es sei klar, dass bei den Schülern von heute der QR-Code für engagiertes Arbeiten steht, betont sie. Besonders beliebt ist bei den Köpperner Kindern die Stop-Motion-App. „Damit können die Schüler kleine Trickfilme zu den Lernthemen machen.“
Zum Start in das Tablet-für-jedes-Klassenzimmer-Zeitalter habe sie alle Kollegen mit eingebunden und diese nach ihren Wunsch-Apps gefragt. „Das hat alles reibungslos geklappt“, erinnert sich Kühn. An der Grundschule stimmt auch das Fundament: Die Schüler lernen in der Medienschutz-AG und der Internet-AG das Einmaleins im verantwortungsvollen Umgang mit den Medien. Seit 2020 ist die Steinbacher Geschwister-Scholl-Schule mit Activpanels und Tablets (auch hier sind es sechs Stück pro Klasse sowie jeweils eines für die Lehrkraft) am Start. „Durch unser kooperatives Arbeiten machen wir es oft so, dass auch mal zwei Klassensätze für eine Klasse genutzt werden und damit zwölf Tablets in einer Klasse im Einsatz sind. So können sich je zwei Kinder ein Tablet teilen“, sagt Schulleiterin Sabine Schulze. Die Apps, die auf den Geräten in Absprache mit dem Kreis über den kreisinternen Hauptserver installiert sind, können immer auch von der Lehrkraft auf die Activpanels gespiegelt werden. „Alles, was die Kinder auf den Tablets machen, ist somit transparent für uns.“
Zum Einsatz kommen die Geräte auch hier in jedem Fach. „Beispielsweise im Sachunterricht, wenn es darum geht, Informationen für ein Referat zusammenzusuchen“, erläutert Schulze. Wann, wie und in welchem Fach die digitalen Begleiter im Unterricht verwendet werden, hänge vom jeweiligen Thema ab. Anfangs, verrät Schulze, habe es auch skeptische Stimmen aus dem Kollegium gegeben. „Verbunden aber eher mit den Fragen aus Unsicherheit, was uns die Digitalisierung für den Alltag bringt und wie verlässlich die Nutzung ist“, ergänzt die Schulleiterin. „Aber wir haben sehr gute Erfahrungen gemacht und nutzen die Tablets als zusätzliches Informations- und Kommunikationsmedium.“
Dass die Kinder sich durch die smarten Geräte ablenken lassen, kann Sabine Schulze nicht bestätigen. „Durch die Einstellungen auf den Tablets haben sie gar nicht die Möglichkeit, sich Spiele herunterzuladen oder sich auf Youtube Musikvideos anzuschauen.“ Den Einsatz des Mediums im Schulalltag bewertet sie mit der Note eins: „Zum einen können wir uns alle nicht der Zukunft verschließen. Zum anderen lernen die Kinder so das Tablet auch als Wissensvermittler kennen. Es wird erlebt als Gerät, mit dem sie arbeiten und nicht nur herumdaddeln oder zocken können“, betont sie.