Das grüne Gewissen im Rathaus

Laura Düpre soll als Klimaschutzbeauftragte auch der Verwaltung auf die Finger klopfen
BAD HOMBURG - Im Kalender von Laura Düpre sind einige Donnerstagabende schon fest verplant. Wenn der städtische Klimaschutz- und Umweltausschuss tagt, sitzt sie mit am Tisch - als Schriftführerin. Zwar habe sich anfangs die Frage gestellt, ob die studierte Umweltwissenschaftlerin einen Teil ihrer Arbeitszeit als Protokollantin verbringen soll. „Aber es ist hilfreich“, sagt Düpre. So lerne sie die Akteure kennen und bekomme mit, worüber in der Politik diskutiert wird. „Außerdem kann sie direkt antworten, wenn Fragen im Ausschuss auftauchen“, ergänzt ihr Chef, Bürgermeister Dr. Oliver Jedynak (CDU).
Eine unkonventionelle Lösung. Doch solche Ansätze sind bei Zukunftsthemen nötig, die nicht vor Dezernats- oder Fachbereichsgrenzen haltmachen. Düpre ist seit Mai vergangenen Jahres Klimaschutzbeauftragte der Kurstadt und will als solche die Bevölkerung mitnehmen und das Thema bekannter machen - „auch in der Verwaltung“, betont sie.
Bezogen auf das Integrierte Klimaschutzkonzept (IKK), das im vergangenen Juli beschlossen wurde, an dessen Ausarbeitung sie aber noch nicht beteiligt war, wird sie deutlich: „Es ist keine Frage mehr, ob man das will.“ Ziel sei die Klimaneutralität bis 2030. In ihren ersten Monaten habe sie sich vernetzt und viele Gespräche geführt. „Auch mit den Kollegen der Stadtplanung oder des Liegenschaftsamts“, auch wenn die in einem anderen Dezernat angesiedelt seien. Und auch erste Projekte hat Düpre schon gestemmt, etwa die Teilnahme Bad Homburgs am „Klimathon“, bei dem es darum ging, über sechs Wochen sein Verhalten auf Nachhaltigkeit zu überprüfen und teilweise umzustellen.
Eine große Aufgabe ist für sie in naher Zukunft die „kommunale Wärmeplanung“, zu der Kommunen mit mehr als 20 000 Einwohnern von 2024 an verpflichtet sind. Damit wird eine klimaneutrale Wärmeversorgung entwickelt, die die jeweilige Situation der Kommune berücksichtigt. Nach einer Bestandsanalyse soll geklärt werden, was künftig benötigt wird. „Da wird es darum gehen, möglichst viele Akteure zu beteiligen, damit sich später niemand abgehängt fühlt.“ Auch müsse der Ausbau der Netze bei den Stadtwerken diesbezüglich koordiniert werden.
Auch bei einem ersten Bebauungsplan setzt sie Akzente, „dort werden Dachbegrünung und die Anlage von Photovoltaik aufgenommen.“
Was das IKK betrifft, will Düpre künftig „alle Ämter mehr mitnehmen“, was offenbar bei der Erstellung „nicht so intensiv“ geschehen ist, sagt sie diplomatisch. Dass es der Klimaschutz derzeit nicht einfach hat, ist Düpre und Jedynak bewusst. „Das Klima war vor Corona das große Thema - nach der Pandemie kam der Ukraine-Krieg und die schwierige Finanzlage“, resümiert der Bürgermeister. „Trotzdem darf das Thema nicht untergehen.“ Deswegen habe er Düpre angehalten, mittelfristig innerhalb der Verwaltung als grünes Gewissen „beizeiten auch mal auf die Finger zu klopfen“, wobei er die Finger der Verwaltungsspitze ausdrücklich miteinbezieht. Bislang habe man eher über die Maßnahmen informiert, jetzt gehe es an die Umsetzung und Kontrolle. Das betreffe, so Jedynak, in der Verwaltung auch Kleinigkeiten wie das abendliche Ausschalten der Monitore, spritsparendes Autofahren oder den Griff zum Fahrrad.
Düpre hat eine unbefristete Stelle. Das war denn auch einer der Gründe dafür, dass sie sich für Bad Homburg als Arbeitsort entschieden habe, erklärt sie. Zuvor war sie in gleicher Funktion in Offenbach aktiv, dort jedoch nur befristet.
Sie ist optimistisch: „Die Leute in Bad Homburg lassen sich mitnehmen“, hat sie beobachtet. Und sie verweist auf das vorherige Klimaschutzkonzept. Davon seien, wie ein Gespräch mit dem Leiter der Umwelt- und Landschaftsplanung, Holder Fröhlich, gezeigt habe, 95 Prozent der Maßnahmen umgesetzt - von der Umstellung der Straßenbeleuchtung auf LED bis hin zur Schaffung einer Energieberatung. Das größte Potenzial für die Zukunft sieht Düpre in energetischen Sanierungen. „Da können wir mit am meisten einsparen“, so die junge Frau.