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Weniger Einbrüche, mehr Kinderpornografie in Südhessen

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Von: Annette Schlegl

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Demos und Kundgebungen haben die Polizei im Vorjahr verstärkt gefordert – wie hier im März 2021 in Darmstadt.
Corona-Demos und Kundgebungen haben die Polizei im Vorjahr verstärkt gefordert – wie hier im März 2021 in Darmstadt. © Michael Schick

Das Polizeipräsidium Südhessen hat die Kriminalstatistik für das Vorjahr präsentiert. Es gibt mehr Gewalt gegen Polizeikräfte und mehr Kinderpornografie, aber weniger Einbrüche.

Immer öfter werden Einsatzkräfte in Südhessen angegriffen. Das berichtete Polizeipräsident Bernhard Lammel am Donnerstag, als er die Kriminalstatistik des Polizeipräsidiums Südhessen vorstellte, das für rund eine Million Menschen in der Stadt Darmstadt und den Landkreisen Darmstadt-Dieburg, Groß-Gerau, Odenwald und Bergstraße zuständig ist. 446 Polizeibeamte und -beamtinnen wurden im Vorjahr Opfer eines Angriffs – das sind 152 mehr als 2020. Eine Zunahme von 52 Prozent.

„Die Hemmschwelle sinkt“, stellte Lammel fest. „Manche Menschen haben den Realitätssinn verloren, haben ein Hassgefühl auf den Staat entwickelt.“ Die Polizei, aber auch Feuerwehren und Rettungsdienste müssten dann dafür herhalten. Immerhin sei die Bearbeitung dieser Delikte gegen Einsatzkräfte bei der Staatsanwaltschaft Darmstadt einen großen Schritt vorangekommen, weil es nun dafür zwei Staatsanwälte gebe.

Mehr Bedrohungen, mehr Hate Speech in Südhessen

Immer mehr Menschen werden auch bedroht. 1294 Fälle wurden der Polizei in Südhessen im Vorjahr gemeldet – 30,1 Prozent mehr als im Jahr 2020. Den sogenannte Hate Speech haben im Vorjahr 27 Südhessen angezeigt; das sind dreimal mehr als 2020.

Die Internetkriminalität hat ebenfalls stark zugenommen, und zwar seit 2017 um sage und schreibe 93 Prozent. 3410 Fälle weist die Statistik für das Vorjahr aus – hauptsächlich Vermögens- und Fälschungsdelikte, aber auch professionelle Hackerangriffe. 84,6 Prozent aller Cybercrime-Fälle konnten aufgrund digitaler Spuren aber aufgeklärt werden.

Südhessen ist die sicherste Region in Hessen

Die Polizei registriert auch immer mehr Fälle von Kinderpornografie. „83,3 Prozent mehr“, berichtete Dieter Raub, Leiter der Einsatzabteilung. 60 Prozent der Tatverdächtigen seien unter 21 Jahre alt. Die Kids würden mit ihren Handys entsprechende Fotos über soziale Netzwerke oder Messenger-Dienste verschicken und seien sich nicht darüber im Klaren, dass das eine Straftat sei. In Polizeikreisen nenne man sie „Schulhoftäter“. Deshalb sei die Präventionsarbeit an den Schulen intensiviert worden.

Trotz allem ist Südhessen das vierte Jahr in Folge die sicherste Region in Hessen. Die Statistik des Polizeipräsidiums weist 3538 Delikte pro 100 000 Einwohner aus - der niedrigste Wert der vergangenen 20 Jahre. Zwei Drittel aller Straftaten können mittlerweile aufgeklärt werden – „die höchste Quote seit 2001“, so Lammel. Die Gefahr, Opfer einer Straftat zu werden, sei in Südhessen somit so gering wie die letzten 20 Jahre nicht mehr.

Öffentliche Räume wie der Luisenplatz in Darmstadt werden verstärkt kontrolliert. Dadurch hat die Straßenkriminalität abgenommen.
Öffentliche Räume wie der Luisenplatz in Darmstadt werden verstärkt kontrolliert. Dadurch hat die Straßenkriminalität abgenommen. © ROLF OESER

Zurückgegangen ist die Straßenkriminalität. Hessenweit haben die Fallzahlen im Vorjahr um 2,2 Prozent zugenommen, im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Südhessen dagegen registrierte man mit 7385 Delikten eine Abnahme von 9,6 Prozent. Den größten Anteil machen hier Straßendiebstähle aus (4199 Fälle). An zweiter Stelle steht Sachbeschädigung an Fahrzeugen (2006 Fälle) vor Fahrraddiebstahl (1973 Fälle). „Wir haben 2017 begonnen, an tatrelevanten Orten zu tatkritischen Zeiten im öffentlichen Raum zu stehen“, sagte Lammel. Dieser Kontrolldruck zeige Wirkung.

Immer weniger Einbrüche im Bereich des Polizeipräsidiums Südhessen

Erfreulich ist auch die Entwicklung der Wohnungseinbrüche. 663 Einbrüche verzeichnete das Polizeipräsidium Südhessen noch 2020, im Vorjahr waren es nur noch 405 – das sind 39 Prozent weniger. Bei über der Hälfte der Fälle blieb es beim Versuch. Das sei nicht nur darauf zurückzuführen, dass die Menschen in der Pandemie öfter zu Hause waren. „Den Rückgang hatten wir auch schon vor Corona“, so Lammel. Verbesserter Einbruchschutz mache es den Tätern schwer. „Eine mechanische Sicherung hat nach wie vor den größten Stellenwert, smarte Lösungen sollten nur eine Ergänzung sein.“

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