Wechsel nach OB-Wahl in Darmstadt: Hanno Benz folgt Jochen Partsch

SPD-Mann Hanno Benz gewinnt in Darmstadt klar die Oberbürgermeisterwahl gegen den Grünen-Kandidaten Michael Kolmer.
Hanno Benz (SPD) wird neuer Oberbürgermeister von Darmstadt. Bei der Stichwahl am Sonntag setzte sich der 50-Jährige mit 54,7 Prozent und einem Vorsprung von mehr als 4000 Stimmen gegen seinen Konkurrenten Michael Kolmer (Grüne) durch., für den 45,3 Prozent der Stimmen abgegeben wurden.
Die Wahlbeteiligung lag bei 39 Prozent und war damit, trotz verkaufsoffenem Sonntag, knapp zehn Prozent niedriger als beim ersten Wahlgang vor zwei Wochen mit zehn Kandidierenden.
OB-Stichwahl in Darmstadt: Hanno Benz vor Michael Kolmer
Der Verlauf des Wahlabends war, wie der Wahlkampf, wenig spektakulär. Während der von vielen als Favorit gehandelte Stadtrat Kolmer nach dem ersten Ergebnis vorne lag, kippte dies bald nach Auszählung weniger Wahlbezirke in der Innenstadt. Benz lag durchweg klar vorne, auch in den Wahlbezirken, die Kolmer im ersten Wahlgang für sich hatte holen können.
Die Grünen verlieren damit nach zwölf Jahren das Amt des Stadtoberhaupts in Darmstadt an die SPD, in deren Hand dieses zuvor jahrzehntelang gelegen hatte. Bestürzung und Schock waren in die Gesichter der Grünen Partei- und Fraktionsmitglieder geschrieben, die am Sonntagabend zur Wahlparty in die Centralstation gekommen waren.
Auch der noch amtierende Oberbürgermeister Jochen Partsch (Grüne), der sich am Anfang siegessicher gezeigt hatte, verfiel bald in Versteinerung. „Mich überrascht das Ergebnis, das hatte ich nicht erwartet“, sagte er am Rande der Veranstaltung.
Niedrige Wahlbeteiligung bei Stichwahl in Darmstadt
Partsch begründete das Ergebnis mit der relativ niedrigen Wahlbeteiligung. In der Stadt habe es in den vergangenen zwölf Jahren einen Anstieg an Arbeitsplätzen gegeben, hessen- und bundesweit eine der besten Kinderbetreuungen, aber all dies habe nicht ausgereicht. „Die Menschen haben offenbar die Kräfte unterstützt, die gegen uns sind“, sagte der 60-Jährige. Er hoffe dass der künftige OB gut mit der Koalition zusammenarbeite.
Michael Kolmer zeigte sich betrübt: „Es ist eine große persönliche Enttäuschung für mich“, sagte der 53-Jährige. „Wir haben einen fantastischen Wahlkampf gemacht und hatten noch nie so viele Menschen, die im Vorfeld der Wahl für uns gearbeitet haben.“ Aber es spreche einiges dafür, dass man die Wähler nicht an die Urne gebracht habe. Er werde sich weiter mit Tatkraft für die Stadt einsetzen.
Darmstadt: Künftiger OB Benz ohne politische Mehrheit
Wahlsieger Benz, der beim Energieversorger Mainova in leitender Position arbeitet, dankte Kolmer für den fairen Wahlkampf. Er verstehe, dass die Enttäuschung auf der Gegenseite groß sei. „Jetzt geht es an die Zusammenarbeit in der Stadt. Dafür stehe ich und das verspreche ich“, kündigte er an.
SPD-Fraktionsvize Michael Siebel, der OB Partsch vor sechs Jahren vergeblich herausgefordert hatte, bescheinigte Benz einen guten Wahlkampf. Er habe die Partei geschlossen hinter sich gehabt. Es sei ein „disziplinierter Wahlkampf ohne Schlammschlacht“ gewesen. Dass Benz nun ohne politische Mehrheit regieren müsse, sei eine „Herausforderung“. Er müsse „klug agieren und die Dezernenten für sich gewinnen“.
Darmstadt: Enttäuschung bei Grünen nach OB-Wahl-Niederlage
Die von Grünen, CDU und Volt regierte Stadt könnte sich nun auf eine Stagnation einstellen, befürchtet Daniela Wagner, die frühere Grünen-Bundestagsabgeordnete und Ehefrau des noch amtierenden OB Partsch.
Enttäuscht zeigte sich auch Bürgermeisterin Barbara Akdeniz (Grüne). Als Stellvertreterin des OB sei sie jedoch bereit für eine gute Zusammenarbeit. Die Debatte um die Verteilung der Dezernate, die Benz während des Wahlkampfs eröffnet hatte, sei nicht auf Gegenliebe gestoßen. Es müsse zunächst geklärt werden, welche Kompetenz der neue OB mitbringe. Dennoch befürchte sie für die Stadt keinen Stillstand. „Der Koalitionsvertrag ist bis 2026 gewählt“, sagte Akdeniz.
Siehe Kommentar: OB-Wahl in Darmstadt: Politisches Beben