Stadionumbau in Darmstadt: „Chic, aber ohne Schickimicki“

Der SV Darmstadt 98 hat weitere Bereiche der neuen Haupttribüne in Betrieb genommen. Auf den Dächern der Gegengerade und der Haupttribüne soll eine PV-Anlage installiert werden.
Im Untergeschoss der neuen Haupttribüne im Fußballstadion am Böllenfalltor hängen zwar noch einige Kabel von den Decken und auch die Spielerkabinen sind noch nicht ganz fertig. Aber in den oberen Geschossen konnten am vergangenen Samstagabend beim Heimspiel des Fußballzweitligisten SV Darmstadt 98 (SV 98) gegen den 1. FC Kaiserslautern der komplette Business- und Logenbereich der Haupttribüne und erstmals auch die neuen Plätze für die Rollstuhlfahrer bezogen und komplett genutzt werden.
Die Namensrechte für die sogenannte VIP-Lounge - also der Bereich für „Very Important Persons“ (zu Deutsch: „sehr wichtige Personen“) - hat das Darmstädter Versorgungsunternehmen Entega erworben, das nun gemeinsam mit dem SV 98 plant, auf den Dächern der Gegengerade und der neuen Haupttribüne auf einer Fläche von knapp 5700 Quadratmetern – das entspricht fast der Rasenfläche im Stadion - rund 2900 Solarmodule zu installieren. Vorgesehen ist nach Angaben des Vereins und der Entega, die Photovoltaikanlage bereits in diesem Sommer in Betrieb zu nehmen.
Die Anlage wird eine Leistung von zirka 1,2 Megawatt Peak haben. Rechnerisch könnten damit jährlich 450 Haushalte mit Ökostrom versorgt werden. Im Vergleich mit dem deutschen Strommix werden jedes Jahr rund 840 Tonnen Kohlendioxid vermieden. Rund 46 Prozent des mit der PV-Anlage produzierten Stroms kann dann künftig direkt im Stadion verwendet werden. Der restliche Strom fließt in das benachbarte Funktionsgebäude. Der nicht vom SV 98 selbst genutzte Strom soll dann als Ökostrom in das Verteilnetz der E-Netz Südhessen eingespeist werden und wird somit den Darmstädter Haushalten zur Verfügung stehen.
Die PV-Anlage wird von der Entega-Tochter Natur-pur errichtet und an die GmbH des SV 98 verpachtet. Die Natur-pur AG wird im Auftrag des Vereins die Betriebsführung übernehmen und sich auch um die Wartung und Instandhaltung der Anlage kümmern. Zudem plant die Entega für die PV-Anlage im Stadion eine Beteiligungsmöglichkeit, bei der Bürgerinnen und Bürger Geld zweckgebunden anlegen können. Die Bürgerbeteiligung soll nach Angaben des Versorgungsunternehmens im vierten Quartal 2023 beginnen.
Bei der Vorstellung der neuen VIP-Lounge meinte Darmstadts scheidender Oberbürgermeister Jochen Partsch (Grüne), der rund 50 Millionen teure Umbau des Stadion sei „chic“ geworden, komme aber ohne „Schickimicki“ aus, so Partsch.
Stadionumbau
Ende 2018 wurde damit begonnen, das Fußballstadion am Traditionsstandort Böllenfalltor nach den Entwürfen des Frankfurter Architekturbüros 1100 Architekten umzubauen.
Der Umbau mit der Errichtung der neuen Gegengerade, der Haupttribüne und dem Bau eines Funktionsgebäudes kostete rund 50 Millionen Euro.
Das Stadion verfügt nun über eine
Gesamtkapazität von 17 810 Plätzen (8678 Sitzplätze, 9132 Stehplätze). Auf der neuen Haupttribüne gibt es 2982 Plätze, davon 1532 öffentliche Plätze, 1030 Business-Sitze, 264 Logenplätze und 106 Rollstuhlplätze mit Begleitpersonen. 50 weitere Plätze sind für die Presse vorgesehen. jjo
Lilien-Präsident Rüdiger Fritsch sagte, mit dem Umbau des Stadions sei in die Zukunft des SV 98 investiert und die Grundlage dafür geschaffen worden, dass der Verein eine Zukunft im Profifußball habe.
Der Umbau sei das Ergebnis einer vertrauensvollen und konstruktiven Zusammenarbeit zwischen der Stadt, dem Land Hessen, dem Verein und den Fans.
Finanziert wurden die Umbauarbeiten in Höhe von rund 50 Millionen Euro mit Zuschüssen von 21 Millionen Euro der Stadt Darmstadt sowie mit Fördermitteln in Höhe von 3,5 Millionen Euro des Landes Hessen. Mehr als die Hälfte der Kosten stemmte der SV 98 selbst.
Hessens Innen- und Sportminister Peter Beuth (CDU) äußerte am Freitagabend, er wünsche dem Verein, dass er im Mai „noch mal eine geile Aufstiegsfeier feiern“ könne. Seit Samstagabend sind die Lilien nach dem 2:0-Heimsieg gegen Kaiserslautern wieder Spitzenreiter der Zweiten Fußballbundesliga und stehen auf einem direkten Aufstiegsplatz.
Nach Angaben des Vereins nähern sich somit die Umbauarbeiten im Stadion, die Ende 2018 mit dem Rückbau der Gegentribüne begonnen hatten, dem Ende entgegen. Im Heimspiel gegen den SC Paderborn am 9. April können dann der Sport- und Medienbereich im Untergeschoss in Betrieb gehen, bis zum Sommer soll der Umzug von Stadionregie und Ordnungsdienstleitstelle sowie der Sicherheitsbehörden in das zweite Haupttribünen-Obergeschoss des dann 17 810 Plätze umfassenden Stadions erfolgen.


