Sorge vor Mangel an Fachkräften

Die südhessische Wirtschaft fasst wieder Tritt – trotz einiger Risiken. Die Industrie- und Handelskammer Darmstadt stellt ihre Herbst-Konjunkturumfrage vor.
Die südhessische Wirtschaft hat im zweiten und dritten Quartal wieder „Tritt gefasst“ und sich nach den pandemiebedingten Einschränkungen weiter erholt. Gleichwohl sehen die Unternehmerinnen und Unternehmer etliche Risiken für die künftige Entwicklung. Der Mangel an Fachkräften, Lieferengpässe bei Vorprodukten und Preissteigerungen bereiten ihnen derzeit die größten Sorgen. Das ist das Ergebnis der Herbst-Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK) Darmstadt, an der sich 257 der rund 1000 Mitgliedsunternehmen der IHK beteiligt haben.
Nach Angaben des IHK-Konjunkturexperten Peter Kühnl hat sich die südhessische Wirtschaft in den vergangenen Monaten „vergleichsweise kraftvoll“ entwickelt. Nach der Aufhebung der einschneidenden Beschränkungen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie hätten die Unternehmen nun wieder „Luft zum Atmen“, so Kühnl.
39 Prozent der befragten Unternehmerinnen und Unternehmer beurteilten ihre Lage positiv, 46 Prozent befriedigend und 15 Prozent schlecht. Im Vergleich zum Frühsommer habe sich die Stimmung deutlich gebessert, so Kühnl. Ausgehend von diesem positiven Ausgangswert rechneten 19 Prozent der Firmen mit einer weiteren Verbesserung der Situation, 18 Prozent sähen schlechtere Zeiten auf sich zukommen. 63 Prozent glaubten hingegen, dass sich nichts ändern werde.
Uneinheitlich ist das Bild bei der Investitionsbereitschaft. 22 Prozent der Unternehmen wollen mehr investieren, 26 Prozent weniger. 16 Prozent der Unternehmen haben einen zusätzlichen Personalbedarf. Zwölf Prozent möchten sich von Beschäftigten trennen oder ausscheidendes Personal nicht ersetzen. Und in 72 Prozent der Unternehmen soll es keine Veränderungen geben.
Erstmals seit zwei Jahren sehen die Unternehmen die Gewinnung von Fachkräften wieder als größtes Problem an. Beruflich qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden händeringend gesucht. Allerdings ziehen Schulabgänger meist ein Studium einer dualen Ausbildung vor. „Dieser Trend setzt sich leider auch dieses Jahr fort“, bedauert IHK-Präsident Matthias Martiné.
Industriebetriebe haben aber noch ein weiteres großes Problem: Die Auftragsbücher sind voll, aber die Produktion stockt. Lieferengpässe bei Vorprodukten und Steigerungen der Energiekosten sind der Grund. 78 Prozent der Industrieunternehmen fühlen sich hiervon betroffen. „Die globalen Lieferketten stehen unter Druck. Das spürt jetzt auch der Verbraucher. Bis sich das wieder normalisiert, wird noch Zeit vergehen“, meint der IHK-Präsident.