Schlossgrabenfest in Darmstadt: Jusos kritisieren Kommerzialisierung
Das Schlossgrabenfest findet wieder in Darmstadt statt. Eintrittspreise und Betretungsverbote in der Innenstadt sorgen unter anderem bei den Jusos für Aufregung.
Darmstadt – An der Ausrichtung des Darmstädter Schlossgrabenfestes, das von den Veranstaltern gerne als „Hessens größtes Musikfestival“ vermarktet wird, gibt es in Darmstadt zunehmend Kritik.
So bemängelt der Darmstädter Rechtsanwalt Christian Kramarz, der sich seit einigen Monaten in einem Rechtsstreit mit der Stadt befindet, dass er seitens der Stadt beziehungsweise der städtischen Betriebe keine Antwort auf seine Frage erhalten habe, wie hoch die Sponsoringbeiträge der Unternehmen aus dem Stadtkonzern Heag seien.
Schlossgrabenfest Darmstadt: Kritik an Kommerz und Konsumkultur
Auch die Darmstädter Jusos haben „Bedenken zur aktuellen Entwicklung“ des Fests geäußert. Dieses habe einst jungen Menschen die Möglichkeit gegeben, „Kultur hautnah und kostengünstig zu erleben“ und kleinen Bands die Option eröffnet, „sich auszuprobieren und einem Publikum zu präsentieren“, schreibt der Juso-Co-Vorsitzende Rodan Zeybek in einer Mitteilung.

Vor allem die „überzogenen Preise für Eintritt und Toiletten“ gefährdeten diesen Ansatz und es entwickele sich zunehmend „eine kommerzielle Konsumkultur für wenige“, moniert Zeybek. Öffentlicher Raum dürfe auch „nicht kommerzialisiert werden und großen Teilen der Öffentlichkeit entzogen werden“. Das Festival müsse „wieder zum Fest der Vielen und nicht der Wenigen werden“.
Darmstadt: Schlosskeller-Team kritisiert „Exklusiv-Event“
Auch das Team des Schlosskellers, der ein autonomes Gewerbe des Asta der TU Darmstadt ist und das Kellergewölbe des Schlosses als Veranstaltungsraum und Club nutzt, kritisiert, dass sich die einst „schöne Ergänzung zum Heinerfest mit einem vergleichbaren Mehrwert für die Stadt“ zu einem „überregionalen, kommerzialisierten Privat- und Exklusiv-Event“ entwickelt habe.

Die Auflagen und Beschränkungen seien für ein nicht gewinnorientiertes Gewerbe der Studierendenschaft der TU Darmstadt „zu gravierend“, so dass an den vier Festivaltagen weder der Schlosskeller als Club und Kulturraum noch der Schlossgarten als Begegnungsort und Wohlfühloase geöffnet werden könne. Ein sinnvoller Betrieb sei mithin „nicht möglich“.
Oberbürgermeister Jochen Partsch (Grüne) wies die Kritik jüngst zurück. Er verwies darauf, dass die beiden Geschäftsführer der Veranstaltungsgesellschaft das unternehmerische Risiko trügen. Aus dem Haushalt der Stadt gebe es keine Zuschüsse.
Inzwischen hat das Verwaltungsgericht Darmstadt eine deutliche Begrenzung des Lärms beim Schlossgrabenfest angeordnet. Die für das Immissionsschutzrecht zuständige 6. Kammer des Verwaltungsgerichts gab einem Eilantrag von zwei Darmstädtern Bürgern teilweise statt, teilte Gerichtssprecher Tobias Schwab auf Anfrage der Frankfurter Rundschau am Donnerstagvormittag mit. (Jens Joachim)