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Masken-Päckchen verschickt
„Querdenker“ im Visier der Staatsanwaltschaft Darmstadt
- vonJens Joachimschließen
„Querdenker“ stehen im Verdacht, auf einer Demonstration schmutzige Corona-Masken gesammelt und an den Darmstädter OB Partsch geschickt zu haben.
- Ende Juni 2020 werden auf einer „Querdenken“-Demonstration gebrauchte Masken gesammelt.
- Wenige Tage nach der Demo geht im Rathaus in Darmstadt das anonym verschickte Masken-Päckchen ein.
- OB Jochen Partsch erstattet Strafanzeige, so dass die Staatsanwaltschaft und das Staatsschutzkommissariat der Polizei in Darmstadt sieben Monate lang ermitteln.
Sieben Monate, nachdem an den Darmstädter Oberbürgermeister Jochen Partsch (Grüne) ein Päckchen mit verschmutzten Corona-Schutzmasken geschickt worden war, hat die Staatsanwaltschaft Darmstadt zwei Frauen und einen Mann aus dem Landkreis Darmstadt-Dieburg als Tatverdächtige ermittelt.
Nach Angaben von Oberstaatsanwalt Robert Hartmann, dem Sprecher der Staatsanwaltschaft Darmstadt, handelt es sich bei den Verdächtigen um eine 24-jährige Frau aus Reinheim, einen 38-Jährigen aus Groß-Zimmern und eine 45-Jährige aus Alsbach-Hähnlein. Ihnen wird versuchte Körperverletzung und versuchte Nötigung vorgeworfen.
Tatverdächtige kommen aus der „Querdenken“-Szene
Die Verdächtigen sollen laut Oberstaatsanwalt Hartmann zur Bewegung „Querdenken“ zählen. Damit bestätigen sich Informationen der Frankfurter Rundschau von Anfang Juli vorigen Jahres. Telegram-Chats von Mitgliedern der Gruppe „Querdenken (615 – Darmstadt)“ hatten Gegner der Corona-Maßnahmen als Initiatoren des Schmutz-Masken-Päckchens entlarvt. Die gebrauchten Masken waren am Samstag, 27. Juni 2020, am Rand einer Demonstration gegen die Corona-Maßnahmen auf dem Darmstädter Messplatz gesammelt worden.
Auf die Spur kamen die Ermittler den Verdächtigen aufgrund von Auswertungen von Aufnahmen einer Überwachungskamera in einem Geschäft mit einer angegliederten Post-Annahmestelle sowie aufgrund von Hinweisen von Zeugen. Die 24-jährige Verdächtige soll den Ermittlungen zufolge das Päckchen in dem Laden in ihrem Heimatort Reinheim aufgegeben haben.
Der Mann aus Groß-Zimmern und die Frau aus Alsbach-Hähnlein werden von den Ermittlern verdächtigt, beim Einsammeln der Masken und beim Packen des Päckchens beteiligt gewesen zu sein. Bei einer der beiden Frauen könnte es sich möglicherweise um eine Administratorin der Darmstädter Telegram-Chat-Gruppe von „Querdenken-615“ handeln.
Darmstadt: Oberbürgermeister Partsch spricht von einer „Ekel-Aktion“
Oberbürgermeister Partsch sagte der FR am Mittwoch, er werte die „Ekelaktion“ als „Zeichen für die Verwahrlosung von politischen Auseinandersetzungen“. Erst am vergangenen Wochenende, berichtete Partsch, sei etwa die Hälfte der Plakate in der Innenstadt zerstört worden, die auf die Pflicht zum Tragen von Masken hinweisen..
Die Staatsanwaltschaft Darmstadt hatte die anonym an OB Partsch in das Neue Rathaus geschickten Mund-Nase-Bedeckungen auf Viren untersuchen lassen. Allerdings wurden bei den Untersuchungen keine Coronaviren entdeckt. Zudem wurde das Masken-Päckchen auf Fingerabdrücke und DNA-Spuren hin untersucht. In die Ermittlungen war auch das für politisch motivierte Taten zuständige Staatsschutzkommissariat des Polizeipräsidiums Südhessen eingebunden worden.
In Hessen beschäftigt sich seit einigen Monaten auch der Verfassungsschutz intensiv mit den „Querdenkern“, die sich gegen staatliche Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie wehren. Bei „Querdenken“ ist alles dabei - von Esoterikern bis zu Hooligans.