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Pfungstädter Brauerei will Marke erhalten

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Von: Annette Schlegl

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Die Marke „Pfungstädter“ wird nicht vom Markt verschwinden, so die Brauerei.
Die Marke „Pfungstädter“ wird nicht vom Markt verschwinden, so die Brauerei. © Michael Schick

Die Pfungstädter Brauerei verliert zwar ihren Standort, verlautbart aber „mehrere Optionen“ für den Erhalt der Marke. Gleichzeitig werden Lösungen für Gastronomen versprochen.

Das Aus für die Pfungstädter Brauerei am jetzigen Standort steht fest, die rund 70 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen haben ihre Kündigung bereits erhalten und gehen je nach Kündigungsfrist und Betriebssparte sukzessive in die Arbeitslosigkeit. Für die Kund:innen und Freund:innen der Biermarke keimt allerdings Hoffnung auf: Das Pfungstädter Sortiment werde es weiterhin geben, verlautbart die Brauerei in einer Pressemitteilung. Details werde das Unternehmen aber erst in den nächsten Wochen kommunizieren.

Pfungstädter Brauerei spricht von mehreren Optionen für Erhalt der Biermarke

In der Belieferung werde es zu keinerlei Produktabrissen kommen, heißt es in der Pressemitteilung. „Wir prüfen aktuell, wie wir die Marke erhalten können“, erklärt Geschäftsführer Peter Winter auf FR-Nachfrage. „Es gibt mehrere Optionen, aber es ist noch nichts konkret.“

Die Aussage lässt Raum für Spekulationen: Übernimmt der Brauereieigentümer, der Anlagenbauer Uwe Lauer, eine stillgelegte Brauerei? Kauft er gar eine kleine Privatbrauerei auf und braut dann dort sein Pfungstädter Bier? Oder geht er ein Joint Venture mit einer anderen Brauerei ein und lässt den Gerstensaft dort produzieren?

Am jetzigen Standort in Pfungstadt geht es für die Pfungstädter Brauerei nicht weiter

Tatsache ist jedenfalls, dass die Brauerei das Areal an der Eberstädter Straße in Pfungstadt bis 31. Dezember dieses Jahres freigeräumt und verlassen haben muss, damit der Unternehmer Daniel Hopp zusammen mit dem Dossenheimer Projektentwickler Conceptaplan dort ein Wohnquartier errichten kann. Die Fronten zwischen der Brauerei und den Eigentümern des Brauereigrundstücks stehen bekanntlich unverrückbar, Gespräche sind nicht mehr möglich.

Auch von den Stadtverordneten habe er seit drei bis vier Wochen kein Zeichen bekommen, bedauert Brauerei-Geschäftsführer Winter. „Sie sind die Einzigen, die das Wohnquartier noch verhindern können, weil sie das Baurecht dafür vergeben“, sagt er, stellt aber gleichzeitig ernüchtert fest: „Wir müssen davon ausgehen, dass es für uns am jetzigen Standort nicht weitergeht.“

Produktion in der Brauerei stoppt im März, Abfüllung noch bis Sommer

Momentan sei man im Betrieb noch am Befüllen, beliefere auch nach wie vor den Handel und die Gastronomie. „Viele langjährige Geschäftskunden sind bei der Stange geblieben“, sagt Winter. Im März oder April werde die Produktion im Sudhaus eingestellt, die Abfüllung laufe aber noch länger. „Wenn wir abgefüllt haben und das Lager noch voll ist, können wir immer noch Ware verkaufen“, begründet er. Wie lange noch abgefüllt wird, hänge davon ab, wie schnell die Brauerei einen Käufer für die Anlagen findet. „Spätestens im Juni oder Juli ist aber Schluss.“

Brauerei-Eigentümer übernimmt einige Beschäftigte in seiner anderen Firma

Einige Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen suchen laut Winter schon aktiv nach einer neuen Anstellung. Ein Teil der Belegschaft könne bei der Lauer GmbH anfangen, dem Unternehmen des Brauereieigentümers Uwe Lauer. Die Firma zählt 550 Beschäftigte und ist im Anlagenbau sowie in der technischen Gebäudeausrüstung tätig.

Die Brauerei beliefert rund 1000 Gastronomiebetriebe – vom kleinen Kiosk bis hin zu großen Restaurants und Biergärten. Pro Jahr gehen mehr als 30 000 Hektoliter Bier und alkoholfreie Getränke in die Gastronomie – von Südhessen bis hinauf in die Wetterau und nach Gießen.

Für Gastronomen mit Brauereivertrag findet Pfungstädter wohl Lösungen

Viele Gastronomen haben mit Pfungstädter einen Brauereivertrag abgeschlossen. Das heißt: Sie haben sich verpflichtet, über einen gewissen Zeitraum und zum Teil auch in gewisser Menge bestimmte Produkte abzunehmen und haben dafür von Pfungstädter eine Finanzspritze für die Einrichtung ihrer Gaststätte erhalten – oder gleich die gesamte Innen- oder Außenausstattung bezahlt bekommen.

„So lange wir liefern und die Verträge bestehen, so lange zahlt der Gastwirt das Darlehen zurück“, sagt Lauer. Wobei nicht jeder Vertragsgastronom eine bestimmte Kreditsumme abbezahlt. Manche haben auch einen höheren Bierpreis beim Einkauf vereinbart.

Und wenn kein Pfungstädter Bier mehr fließt? „Wenn es zum Jahresende wirklich so kommen sollte, muss man verhandeln“, sagt der Geschäftsführer. Er geht nicht davon aus, dass Wirt:innen ihr Mobiliar herausreißen müssen. „Man wird immer eine Lösung im Sinne des Gastronomen finden“, sagt er. „Lösungen werden wir auch finden, wenn wir die Verträge nicht erfüllen können.“

Handel und Gastronomie werden nach wie vor von der Brauerei beliefert.
Handel und Gastronomie werden nach wie vor von der Brauerei beliefert. © Michael Schick

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