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OB-Wahl in Darmstadt: Reger Austausch über Kranichstein

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Von: Jens Joachim

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CDU-Kandidat Paul Georg Wandrey (l. mit Sakko) und Linken-Kandidat Uli Franke (r. mit Zettel).
CDU-Kandidat Paul Georg Wandrey (l. mit Sakko) und Linken-Kandidat Uli Franke (r. mit Zettel). © Rolf Oeser

Volle Philippuskirche: Beim Bürgergespräch zur Oberbürgermeisterwahl am 19. März kamen mehr als 100 Bürgerinnen und Bürger ins Ökumenische Gemeindezentrum in Kranichstein.

Carin Strobel, die Vorsitzende des Ökumene-Ausschusses des Ökumenischen Gemeindezentrums (ÖGZ) Kranichstein, war selbst perplex. Die frühere Präses der Synode des Evangelischen Dekanats Darmstadt hatte in der Philippuskirche, dem evangelischen Teil des ÖGZ, 60 Stühle in fünf Kreisen aufstellen lassen, um Bürgerinnen und Bürgern die Gelegenheit zu geben, die zwei Kandidatinnen und acht Kandidaten zur anstehenden OB-Wahl am 19. März kennenzulernen und mit ihnen ins Gespräch zu kommen.

Weil der Andrang am Dienstagabend jedoch so groß war und sich letztlich mehr als 100 Menschen in der vollen Kirche versammelten, wurde kurzerhand der Gesprächskreis ins Foyer verlegt. Gleichwohl, so bedauerten sowohl Strobel als auch die Kandidierenden, sei es sehr schwierig gewesen, angesichts des Geräuschpegels und der Akustik in der Kirche ruhig miteinander zu sprechen.

OB-Wahl in Darmstadt: Großes Interesse an Bürgergespräch in Kranichstein

Auf eine klassische Podiumsdiskussion mit den zehn Kandidierenden zur OB-Wahl hatte Strobel ganz bewusst verzichtet. Das Format wurde – trotz der „schwierigen Geräuschkulisse“, wie Uffbasse-Fraktionschefin Kerstin Lau sagte – von allen Bewerberinnen und Bewerbern gelobt. Vor und nach der Veranstaltung konnten die Bürgerinnen und Bürger bei einem Glas extra für das seit 42 Jahren bestehende ÖGZ abgefüllten Riesling-Sekt auch untereinander über Themen sprechen, die den Menschen in Kranichstein am Herzen liegen.

In den fünf Gesprächsrunden, an denen jeweils zwei Kandidierende den Bürgerinnen und Bürgern Rede und Antwort standen, ging es auch um eine Verbesserung des derzeitigen Ersatzbusverkehrs, um die Staus an der Bahnschranke sowie um den Lärm entlang der Bahnstrecke.

Gastfreundlich: Vor und nach dem Bürgergespräch schenkte das Team des Ökumenischen Gemeindezentrums Riesling-Sekt aus Rheinhessen aus, der - je nach Parteipräferenz - in verschiedenen Farben verkostet werden konnte.
Gastfreundlich: Vor und nach dem Bürgergespräch schenkte das Team des Ökumenischen Gemeindezentrums Riesling-Sekt aus Rheinhessen aus, der - je nach Parteipräferenz - in verschiedenen Farben verkostet werden konnte. © Jens Joachim

OB-Wahl in Darmstadt: Bürgerinnen und Bürger nutzen Gesprächsangebot

Darmstadts Verkehrsdezernent Michael Kolmer (Grüne) sagte zu, dass die marode Jägertorstraße im nächsten Jahr endlich saniert werde. Ordnungsdezernent Paul Georg Wandrey (CDU) versprach, sich um Falschparker und rasende Autofahrer:innen zu kümmern.

Bildungs- und Digitalisierungsdezernent Holger Klötzner (Volt) sicherte bessere WLAN-Verbindungen zu. Und der SPD-OB-Kandidat Hanno Benz kündigte an, im Fall seiner Wahl zum Oberbürgermeister wieder ein Bürgerbüro in Kranichstein eröffnen zu wollen.

Junge Leute und Menschen mit Migrationsgeschichte meiden Bürgergespräch

Gesprochen wurde auch darüber, dass viele Menschen durchaus stolz seien, in der Hochhaussiedlung zu leben, die einen gemischten Ruf genießt, und dass es dort einen guten Zusammenhalt und sogar eine gewisse „Identifikation mit dem Stadtteil“ gebe, wie etwa Kolmer sagte.

Geäußert wurde der Wunsch nach mehr Begegnungsorten für Kinder und Jugendliche sowie einer Pflegeeinrichtung. Unterrepräsentiert waren bei dem Gespräch allerdings jüngere Menschen und solche mit einer Migrationsgeschichte, von denen sehr viele in Kranichstein leben.

Stadtbildprägend: Die Hochhauszeile an der Gruberstraße in Kranichstein.
Stadtbildprägend: Die Hochhauszeile an der Gruberstraße in Kranichstein. © Jens Joachim

KRANICHSTEIN-REPORTAGE

Von den rund 12 000 Menschen in Kranichstein lebt knapp die Hälfte in Hochhäusern.

Die von Ernst May von 1965 an entworfene Trabantenstadt galt einst als „sozialer Brennpunkt“. Der Begriff „Ghetto“ fällt immer wieder.

Bewohnerinnen und Bewohner von Kranichstein fühlen sich jedoch bisweilen ausgegrenzt und diskriminiert.

Im HR-Fernsehen wird an diesem Donnerstag, 2. Januar, von 21 Uhr an die Reportage „7 Tage … in der Hochhaussiedlung“ ausgestrahlt, die sich auch mit dem Image Kranichsteins und Vorurteilen über den Stadtteil beschäftigt. Die Reportage von Marius Kollbacher und Georg Gilstein, die sich eine Woche lang in einem der Hochhäuser in Kranichstein eingemietet hatten, ist auch in der ARD-Mediathek bis zum 26.01.2025 abrufbar.

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