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Nach Brandanschlag in Roßdorf: Antifa-Bündnis demonstriert

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Von: Jens Joachim

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Mehr als 100 Menschen kamen am Sonntag zur Kundgebung auf den Rathausplatz in Roßdorf.
Mehr als 100 Menschen kamen am Sonntag zur Kundgebung auf den Rathausplatz in Roßdorf. © Jens Joachim

Nach dem Feuer in einer leerstehenden Flüchtlingsunterkunft in Roßdorf im Landkreis Darmstadt-Dieburg beteiligen sich an einer Demonstration über 100 Menschen.

Eine Woche nach dem Brand in einer leerstehenden Flüchtlingsunterkunft in der Gemeinde Roßdorf im Landkreis Darmstadt-Dieburg haben mehr als hundert Menschen am frühen Sonntagnachmittag an einer Kundgebung auf dem Platz vor dem Roßdorfer Rathaus teilgenommen.

Bei dem mutmaßlichen Brandanschlag war ein Sachschaden von mehreren Hunderttausend Euro entstanden. In dem Wohnheim neben einer Turnhalle wollte der Landkreis Darmstadt-Dieburg 118 geflüchtete Menschen unterbringen.

Roßdorf: Kundgebung unter dem Motto „Dagegenhalten“

In der Kommune und im Darmstädter Kreishaus wird allerdings ein möglicher fremdenfeindlicher Hintergrund bestritten und von einer Brandstiftung ohne politische Motivation ausgegangen. Dies stieß bei der Demonstration am Sonntag auf Kritik.

Zu der Kundgebung hatten 15 Initiativen und Organisationen vom „Bündnis gegen Rechts Darmstadt“ – darunter die Darmstädter Gliederungen von Attac, „Fridays for Future“, Seebrücke, der Linken und der Interventionistischen Linken, F.I.S.H. (die Linke Liste der Hochschule Darmstadt) sowie der Hessische Flüchtlingsrat, die südhessische Jugend der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi und das Bündnis Community for all – unter dem Motto „Dagegenhalten!“ aufgerufen.

Wenige Menschen aus Roßdorf beteiligen sich an Demo

An der Demonstration beteiligten sich allerdings nur einige wenige Menschen aus Roßdorf. Bürgermeister Norman Zimmermann (parteilos) stand nur einige Schritte neben den Redner:innen in der Nähe des Rathauseingangs, ergriff aber nicht das Wort und nahm eher eine ablehnende Pose ein. Auch einige wenige interessierte Kommunalpolitikerinnen und -politiker waren zu der Kundgebung gekommen, meldeten sich aber ebenfalls nicht zu Wort.

Redebeiträge kamen von vier Vertretern und einer Vertreterin des „Bündnisses gegen Rechts“, vom Hessischen Flüchtlingsrat, der Interventionistischen Linken sowie von der Sozialistischen Deutschen Arbeiterjugend.

Roßdorf: Kundgebung nach Brandanschlag auf Flüchtlingsheim

Auf Plakaten und Bannern waren antifaschistische Symbole und Parolen mit den Aufschriften „Auf den Staat ist kein Verlass!“, „Kein Vergeben, kein Vergessen“, „Schüler:innen gegen Faschismus“ sowie „Von Hanau bis Moria – Rassismus tötet“ zu lesen.

Mehrfach wurde der Satz skandiert „Say it loud, say it here, refugees are welcome here!“ (zu Deutsch: „Sagt es laut, sagt es hier, Flüchtlinge sind willkommen hier!“). Rednerin Juli von der „Antifaschistischen Linken“ äußerte, Rassismus sei „kein Einzelfall, sondern ein strukturelles Problem“. Geflüchtete Menschen würden systematisch entrechtet und kriminalisiert. Von weiteren Rednern wurden offene Grenzen sowie eine Schließung von Abschiebehafteinrichtungen gefordert und den Behörden auch vorgeworfen, Teil eines rassistischen Systems zu sein.

Nach Brandanschlag in Roßdorf: Solidaritätskundgebung vor dem Rathaus

Für das „Bündnis gegen Rechts Darmstadt“ sagte Markus Zwilling, auch wenn bislang nicht geklärt sei, ob die Tat in Roßdorf einen rassistischen Hintergrund habe, so würden solchen Taten dennoch Angst und Schrecken bei Schutzsuchenden und Geflüchteten schüren, die nun zunächst keine Unterkunft bekämen.

„Wir stehen solidarisch an der Seite aller, die von rechter Gewalt und Hetze betroffen sind und denen Unterstützung verwehrt bleibt. Wir stehen auch bei denen, die sich für Geflüchtete einsetzen und sich Rechten entgegenstellen“, sagte Zwilling, der mit Verweis auf eine entsprechende Mitteilung der Polizei daran erinnerte, dass am 10. Dezember vergangenen Jahres Vandalen die Justin-Wagner-Schule am Odenwaldring aufgesucht und Schäden in Höhe von mehreren Tausend Euro verursacht hätten.

Vor fünf Monaten in Roßdorf: Vandalismus und Hakenkreuze in einer Schule

Die Polizei hatte seinerzeit in der Nähe der Schule eine Gruppe von vier Jugendlichen im Alter von 14 bis 17 Jahren vorläufig festgenommen. Sie standen damals im Verdacht, unter anderem Büromaterial entwendet zu haben und Farbschmierereien in Form von Hakenkreuzen in der Schule hinterlassen zu haben. Sie mussten sich im weiteren Verlauf in einem Strafverfahren verantworten.

Polizeihauptkommissar Dirk Höhl, der Leiter der Polizeistation Ober-Ramstadt, sagte am Sonntag der FR, die Ermittlungen der Kriminalpolizei zu dem Brand liefen derzeit noch. Er sei aber zuversichtlich, dass der Fall aufgeklärt werden könne.

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