1. Startseite
  2. Rhein-Main
  3. Darmstadt

Mathildenhöhe Darmstadt: „Wir sind Welterbe!“

Erstellt: Aktualisiert:

Von: Jens Joachim

Kommentare

Darmstadts Oberbürgermeister Jochen Partsch (Grüne) freut sich über den Welterbetitel für die Mathildenhöhe.
Darmstadts Oberbürgermeister Jochen Partsch (Grüne) freut sich über den Welterbetitel für die Mathildenhöhe. © Jens Joachim

Zehn Jahre harte Arbeit, nun der Triumph: Die Künstlerkolonie Mathildenhöhe in Darmstadt ist Unesco-Welterbe. In der Stadt und im Land ist die Freude über die Auszeichnung groß.

Darmstadt - Der Jubel und die Freude in Darmstadt und in Berlin waren groß, als am Samstagnachmittag der chinesische Vorsitzende des Komitees der Kulturorganisation der Vereinten Nationen der Stadt Darmstadt zum Welterbetitel gratulierte.

Mathildenhöhe Darmstadt ist Welterbe: Ministerin und OB jubeln

Hessens Kulturministerin Angela Dorn und Darmstadts Oberbürgermeister Jochen Partsch (beide Grüne), die in Darmstadt zwischen den vom Architekten Joseph Maria Olbrich erschaffenen Künstlerhäusern mit Blick auf das Ernst Ludwig-Haus am Alexandraweg den Livestream vor einem Bildschirm verfolgten, rissen nach der Bekanntgabe abrupt die Hände in die Höhe und fielen sich freudig in die Arme. Wunderkerzen wurden an Stehtischen entzündet, Sektgläser gefüllt und kleine blaue Wimpel mit der goldenen Aufschrift „Wir sind Welterbe“ verteilt.

Und auch im Auswärtigen Amt in Berlin, wo eine Delegation um Markus Harzenetter, den Präsidenten des Landesamtes für Denkmalpflege Hessen, Darmstadts Kulturreferenten Ludger Hünnekens und Philipp Gutbrod, den Direktor des Instituts Mathildenhöhe Darmstadt, zusammensaß, um dem im chinesischen Fuzhou tagenden Unesco-Komitee online Rede und Antwort zu stehen, war die Freude über die Auszeichnung groß.

Hingucker: Das monumentale Portal des Ernst Ludwig-Hauses auf der Mathildenhöhe.
Hingucker: Das monumentale Portal des Ernst Ludwig-Hauses auf der Mathildenhöhe. © Rolf Oeser

Kulturministerin Dorn: „Mathildenhöhe Darmstadt ist weltweit einzigartig“

Vor dem monumentalen Eingangsportal zum Ernst Ludwig-Haus würdigte Dorn die Bauten auf der Mathildenhöhe als „einzigartig, nicht nur in Deutschland, sondern international“. Darmstadt sei um einen großen Schatz reicher. Die Mathildenhöhe zeige mit ihren Bauten, aber auch mit ihrer Geschichte, „dass ein gutes Leben möglich ist – aber nicht abgehoben für wenige, sondern demokratisch und gerecht für alle“, sagte Dorn.

Mit ihrer Anerkennung als Welterbe habe „ein Projekt seinen glücklichen Abschluss gefunden, das durch intensive Arbeitsphasen, aber auch Warten und Hoffen gekennzeichnet war“. Das Land Hessen habe durch die inhaltlichen Impulse und die konzeptionellen Ideen des Landesamts für Denkmalpflege maßgeblich zum Erfolg der Nominierung beitragen können, bekräftigte die Ministerin. Mit der Mathildenhöhe Darmstadt dürfe sich Hessen über seine siebte Welterbestätte freuen.

WELTERBE-STÄTTEN

Ob Baudenkmäler, Stadtensembles , Industrieanlagen oder Naturlandschaften: Aktuell befinden sich auf der Unesco-Welterbeliste 1 125 Stätten in 167 Ländern.

In Hessen zählen dazu das Kloster Lorsch (1991), die Grube Messel (1995), das „Obere Mittelrheintal“ (2002), der Limes (2005), die „Alten Buchenwälder und Buchenurwälder der Karpaten und anderer Regionen Europas“ (2011), zu denen Teile des Nationalparks Kellerwald-Edersee gehören, der Bergpark Wilhelmshöhe in Kassel (2013) und nun auch die „Künstlerkolonie Mathildenhöhe“ in Darmstadt (2021).

Die Idee der Welterbeliste ist, Natur- und Kulturerbestätten von außergewöhnlichem universellen Wert für die gesamte Menschheit zu bewahren. Dazu sind die Vertragsstaaten aufgerufen, bedeutende Stätten auf ihrem Territorium zu benennen und in einem Nominierungsverfahren zu präsentieren. Der Titel verpflichtet zum Erhalt der Stätten.

Im Museum Künstlerkolonie auf der Mathildenhöhe in Darmstadt wird noch bis zum 28. November die Ausstellung „Raumkunst – Made in Darmstadt 1904 bis 1914“ gezeigt. Die Ausstellung präsentiert das innovative Schaffen der Künstlerkolonie Darmstadt zwischen 1904 und 1914. cka/epd/jjo

www.mathildenhoehe-darmstadt.de
www.mathildenhoehe.eu
www.darmstadt-tourismus.de

OB Partsch zum Welterbe-Titel: „Zehn Jahre hart gearbeitet“

Auch bei Oberbürgermeister Partsch war die Erleichterung und Freude spürbar, nachdem es zunächst nicht ganz klar war, ob Darmstadt den Welterbetitel zugesprochen bekommt oder wegen der Kritik am bisherigen Standort für das geplante neue Besucherzentrum am Osthang der Mathildenhöhe die Entscheidung auf das nächste Jahr verschoben wird. „Wir haben zehn Jahre hart daran gearbeitet“, sagte Partsch, der von einem „historischen Tag für die Stadt“ sprach und von der „Schönheit und der Faszination“ der Mathildenhöhe schwärmte.

Eingang zum in den vergangenen Jahren sanierten Haus Olbrich mit seinem auffälligen Kachelfries.
Eingang zum in den vergangenen Jahren sanierten Haus Olbrich mit seinem auffälligen Kachelfries. © Rolf Oeser

Darmstadt, seine Bürgerinnen und Bürger könnten stolz sein, dass die Mathildenhöhe als Welterbe anerkannt und als Ort von einzigartiger Bedeutung weltweit gewürdigt werde. Gewürdigt werde damit eine doppelte Leistung – die Schaffung dieses Ortes selbst, der sich vor genau 120 Jahren erstmals der Welt präsentierte, aber auch die Arbeit der zurückliegenden Jahre, in denen es darum ging, den Wert dieses kulturellen Erbes in einen überzeugenden Antrag für die Unesco zu fassen. Die Anerkennung als Welterbe bedeute gleichermaßen „Ehre und Verpflichtung“, so Partsch.

Mathildenhöhe Darmstadt: Seit 2011 mehr als 40 Millionen Euro investiert

Seit dem Beginn der Arbeiten im Jahr 2011 wurden mit finanzieller Unterstützung des Landes, des Bundes sowie verschiedenen Firmen und Spenden aus der Bürgerschaft mehr als 40 Millionen Euro in die Bauten auf der Mathildenhöhe investiert. Allein mehr als 30 Millionen Euro hat bislang schon die Sanierung der Ausstellungsgebäudes neben dem Hochzeitsturm gekostet.

Ein Graffito an einer Garage in Darmstadt zeigt den Architekten Joseph Maria Olbrich (1867-1908), der neben dem Hochzeitstrum und dem Ausstellungsgebäude auch mehrere Künstlerhäuser entwarf.
Ein Graffito an einer Garage in Darmstadt zeigt den Architekten Joseph Maria Olbrich (1867-1908), der neben dem Hochzeitstrum und dem Ausstellungsgebäude auch mehrere Künstlerhäuser entwarf. © Jens Joachim

In jüngster Zeit hat die Stadt das Haus des Architekten Joseph Maria Olbrich, der einst auch für den Bau des Hochzeitsturms und des großen Ausstellungsgebäudes zuständig war, sowie das Haus Deiters saniert. Derzeit laufen noch die Sanierungsarbeiten am Ausstellungsgebäude und im Großen Haus Glückert. Weitere Projekte finden im Platanenhain sowie an verschiedenen Elementen auf der Außenanlage statt.

Mathildenhöhe Darmstadt: Stadt rechnet mit einer Million Gäste

Die Stadt rechnet nun mit einem Anstieg der Zahl an Besucherinnen und Besuchern um ein Drittel auf jährlich rund eine Million Gäste.

Auf dem Luisenplatz in Darmstadt wurde am Sonntag das Ludwigsmonument mit langen blauen Bannern und der Aufschrift „Wir sind Welterbe“ verziert. Ein Busshuttle beförderte zudem Interessierte bis zum Nachmittag von der Haltestelle am Kongresszentrum hinauf zur neuen Welterbestätte.

Zum Weiterlesen: Welterbe Mathildenhöhe Darmstadt: Ein Titel, der verpflichtet: Die Maxime des letzten Darmstädter Großherzogs Ernst Ludwig „Habe Ehrfurcht vor dem Alten und Mut, das Neue frisch zu wagen!“ ist Auftrag, den Identifikationspunkt weiterzuentwickeln. Der Kommentar.

Mathildenhöhe Darmstadt ist Welterbe: Die Unesco zeichnet die Bauten der Künstlerkolonie Darmstadt aus und kritisiert den bisherigen Standort für das geplante neue Besucherzentrum auf dem Osthang der Mathildenhöhe.

Unesco-Welterbe-Antrag: „Darmstadt ist für Besucheranstieg gewappnet“: Im Interview mit der Frankfurter Rundschau, erklärt Oberbürgermeister Jochen Partsch (Grüne), was der Welterbe-Titel für Darmstadt bedeuten würde. (Jens Joachim)

Auch interessant

Kommentare