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Mathildenhöhe Darmstadt: Albin Müller – der vielseitige Künstler

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Von: Jens Joachim

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Repräsentatives Schmuckstück: das von Albin Müller entworfene Lilienbecken auf der Mathildenhöhe vor der Russischen Kapelle.
Repräsentatives Schmuckstück: das von Albin Müller entworfene Lilienbecken auf der Mathildenhöhe vor der Russischen Kapelle. © Rolf Oeser

Das Museum Künstlerkolonie auf der Mathildenhöhe in Darmstadt widmet dem Architekten, Gestalter und Lehrer Albin Müller eine Ausstellung anlässlich seines 150. Geburtstags.

Albin Müller stand in den vergangenen Jahrzehnten immer ein wenig im Schatten seiner Darmstädter Künstlerkolonie-Kollegen Joseph Maria Olbrich und Peter Behrens. Im Jahr der Anerkennung der Mathildenhöhe als Unesco-Welterbestätte ist nun die Zeit reif, die große Vielfalt des künstlerischen Schaffens des am 13. Dezember 1871 als Sohn eines Tischlers in Dittersbach im Erzgebirge geborenen Müller zu präsentieren.

Die 150. Wiederkehr seines Geburtstags nutzt das Institut Mathildenhöhe, um in einer Ausstellung im Museum Künstlerkolonie an das vielfältige und wechselseitige Wirken Müllers als Architekt, Gestalter und Lehrer zu erinnern.

Ausstellung über Albin Müller: Leihgaben aus den USA und Deutschland

Das Team um Ausstellungskuratorin Sandra Bornemann-Quecke hat mehr als 150 Möbel, Kunsthandwerk, Textilien, Gemälde sowie Druckgrafiken, Arbeiten auf Papier und Buchkunst für die Ausstellung arrangiert.

Leihgaben haben auch das Museum of Fine Arts in Houston, 16 Museen, Archive und Einrichtungen in Deutschland sowie private Leihgeberinnen und Leihgeber zur Verfügung gestellt.

Stilvoll eingerichtet: Blick in die Ausstellung im Museum Künstlerkolonie.
Stilvoll eingerichtet: Blick in die Ausstellung im Museum Künstlerkolonie. © Michael Schick

Grabstätte von Albin Müller auf dem Waldfriedhof in Darmstadt

Bereits anlässlich seines 80. Todestags am 2. Oktober hatte die Stadt Darmstadt an Müllers Grabstätte auf dem Waldfriedhof einen Kranz niederlegen lassen. Über Müller, der unter seinem zusammengeschriebenen Künstlernamen Albinmüller bekannt wurde, äußerte Darmstadts Oberbürgermeister Jochen Partsch (Grüne), er habe „maßgebliche Teile des neuen Welterbes Mathildenhöhe mitgestaltet“.

Erhaltene Bauten Müllers auf der Mathildenhöhe sind unter anderem das Wasserbecken vor der Russischen Kapelle, der Gartenpavillon („Schwanentempel“) neben der Kapelle und eine Mosaiknische am Olbrichweg.

Albin Müller entwarf auch diesen Kerzenleuchter.
Albin Müller entwarf auch diesen Kerzenleuchter. © Michael Schick

Mathildenhöhe Darmstadt als Inspirationsquelle für Albin Müller

Die Mathildenhöhe fungierte für Müller, der einst in einem Haus am heutigen Standort des Platanenhains wohnte, nach den Worten von Bornemann-Quecke und Institutsdirektor Philipp Gutbrod als eine „unerschöpfliche Inspirationsquelle“.

Nach dreijähriger Lehrzeit hatte Müller zunächst in der Tischlerei seines Vaters eine Tischlerlehre absolviert und danach als Geselle in verschiedenen Möbelfabriken gearbeitet. In Mainz bildete er sich an der dortigen Kunstgewerbeschule zum Möbelzeichner weiter, bevor er nach Dresden zog, um dort die Kunstgewerbeschule zu besuchen. Noch im gleichen Jahr trat er dort in der Ausstellung „Heim und Herd“ erstmals als selbstständiger Innenarchitekt in Erscheinung.

Die Ausstellung

Den 150. Geburtstag von Albin Müller nimmt das Institut Mathildenhöhe zum Anlass, eine Sonderausstellung über den „Architekten, Gestalter und Lehrer“ zu zeigen.

Bis zum 30. Januar kann die Schau dienstags bis sonntags von 11 bis 18 Uhr im Museum Künstlerkolonie, Olbrichweg 13 A, besichtigt werden. Der Eintritt kostet fünf, ermäßigt drei Euro. Eine Familienkarte kostet zehn Euro.

Auf dem Programm stehen Themenführungen im Museum (die nächste am Donnerstag, 11. November, um 18 Uhr), Außenführungen über die Mathildenhöhe (die nächste am Sonntag, 14. November, um 14 Uhr) sowie ein Thementag am 13. Dezember, Müllers 150. Geburtstag.

Für alle Angebote gilt die 3G-Regel (getestet, geimpft, genesen).

Anmeldung unter 0 61 51 / 13-28 08, mathildenhoehe@darmstadt.de

Infos unter 06151 / 13-3385 und www.mathildenhoehe.eu

Albin Müller wurde 1906 die Künstlerkolonie in Darmstadt berufen

1900 wurde Müller dann Lehrer an der Kunstgewerbe- und Handwerkerschule Magdeburg, wo er sich autodidaktisch zum Architekten weiterbildete. Sechs Jahre später wurde er dann von Großherzog Ernst Ludwig an die Darmstädter Künstlerkolonie berufen, in der er nach dem Tod des Gründungsmitglieds und künstlerischen Leiters Joseph Maria Olbrich im Jahr 1908 zum führenden Architekten avancierte.

Mit den temporären Bauten für die Hessische Landesausstellung 1908 widmete sich Müller seiner ersten umfassenden Bauaufgabe. Die Miethäusergruppe auf der heutigen Welterbestätte war dann Müllers Hauptbeitrag zur letzten Künstlerkolonie-Ausstellung im Jahr 1914. Der einzige noch erhaltene Bau des ursprünglich acht Häuser umfassenden Gebäudeensembles ist das Ateliergebäude, in dem sich heute der Fachbereich Gestaltung der Hochschule Darmstadt befindet.

Auch die Fliesen am „Schwanentempel“ nahe dem Hochzeitsturm hat Albin Müller entworfen.
Auch die Fliesen am „Schwanentempel“ nahe dem Hochzeitsturm hat Albin Müller entworfen. © Michael Schick

Überraschungsfund: Haus von Albin Müller bei Kassel entdeckt

Im Zuge der Recherchen für die Ausstellung fand das Team um Kuratorin Bornemann-Quecke heraus, dass ein kleines zerlegbares Holzhaus, das Müller für die Ausstellung im Jahr 1914 entwickelt hatte, und das quasi ein Vorläufer der heutigen „Tiny Houses“ darstellt und als Ferienhaus auf dem Land genutzt werden sollte, noch existiert. Das Haus wurde seinerzeit in Darmstadt abgebaut und in Fuldatal bei Kassel wieder aufgebaut.

Nach dem Auftakt der Ausstellung, die sich ganz Müllers kreativem Schaffen auf der Mathildenhöhe widmet, legt der zweite Themenbereich der Schau den Fokus auf das Wirken Müllers in Magdeburg.

Das Porträt Albin Müllers von Richard Winckel entstand 1908.
Das Porträt Albin Müllers von Richard Winckel entstand 1908. © Kulturhistorisches Museum Magdeburg

Als Lehrer an der Kunstgewerbe- und Handwerkerschule setzte er Impulse zur Reform der Lehre. Gleichzeitig profilierte er sich als Entwerfer für Kunsthandwerk und schuf ein breites Spektrum an Gebrauchsobjekten. Seine wichtigsten Partner waren Manufakturen, die auf Materialien wie Serpentinstein, Metall und Gusseisen spezialisiert waren. Indem er Kontakte zu regionalen Firmen vermittelte, förderte er zudem die Entwurfstätigkeit seiner Schülerinnen und Schüler.

Die Erfolge, die Müller auf der Weltausstellung in St. Louis 1904 und der dritten Deutschen Kunstgewerbeausstellung in Dresden 1906 feierte, ebneten den Weg für seine Berufung an die Künstlerkolonie Darmstadt.

Ausstellung zeigt Vernetzung zwischen Darmstadt und Magdeburg

Zu sehen sind in den Ausstellungsräumen im Untergeschoss auch von Müller entworfene Vasen und Schalen für Blumen, ein Kerzenleuchter oder ein auffälliger Zeitungsständer.

In der Schau wird auch die Vernetzung zwischen den Städten Darmstadt und Magdeburg als Zentren der deutschen Reformbewegung deutlich. Und schließlich wird auch das Spätwerk Müllers und sein Schaffen während der NS-Diktatur kritisch beleuchtet.

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