Letzter Schlachthof Südhessens soll für mehr Tierwohl modernisiert werden

Die Landkreise Darmstadt-Dieburg und Odenwald übernehmen eine Bürgschaft für die Modernisierung des Schlachthofs Brensbach. Mängel gab es in der Betäubung von Schweinen.
Die Modernisierung des Odenwald Schlachthofs in Brensbach – des letzten in Südhessen – ist von seiten des Landkreises Darmstadt-Dieburg gesichert. Der Kreistag hat in seiner jüngsten Sitzung dafür eine Ausfallbürgschaft von 125 000 Eure beschlossen. Der Odenwaldkreis will dieselbe Bürgschaftssumme in seiner Sitzung am 13. März beschließen. Beide Landkreise hatten im Juni 2022 die Rettung des Schlachthofs durch ihre gemeinsame Mehrheitsübernahme der Eigentümergesellschaft beschlossen.
Um die Modernisierung der Anlagen in die Wege leiten zu können, müsse die zersplitterte Beteiligungsstruktur der Bauträger Gesellschaft aufgelöst und die Anteile auf die beiden Landkreise übertragen werden, teilte der Landkreis Darmstadt-Dieburg mit. Bislang hätten circa 74 Prozent der Gesellschafter zugestimmt die Anteile abzugeben. Am Mittwoch sollten erste Gespräche mit Regierungspräsidium (RP) Darmstadt und Landwirtschaftsministerium darüber laufen, wie die Modernisierung konkret aussehen soll.
Schlachthof Brensbach: Künftig sollen mehr Schweine geschlachtet werden können
Darmstadt-Dieburgs Erster Kreisbeigeordneter Lutz Köhler (CDU) sagte der FR, die Schlachtung solle so umgestaltet werden, dass man „über den gesetzlichen Tierrechtsvorgaben“ liege. Hohe Tierwohlstandards seien Voraussetzung für entsprechende Fördermittel, um die sich die Landkreise intensiv bemühten.
Künftig sollen in Brensbach (Odenwaldkreis) wöchentlich bis zu 1000 Schweine geschlachtet werden, statt wie bisher 350. Dafür müsse das Schlachtband erweitert werden, es brauche neue Schlachtfallen, damit größere Schweine betäubt werden könnten. Es geht laut Köhler nicht um eine räumliche Erweiterung der Anlage, denn diese habe bereits die Zulassung für bis zu 1000 Schweine pro Woche. Derzeit ist dem Betrieb laut RP allerdings untersagt, große Schweine und Muttersauen zu schlachten. Hintergrund ist, dass der Betrieb vergangenes Jahr die Elektrobetäubungsanlage umgebaut hatte, um größere Tiere betäuben zu können. Weil dadurch zuviel Spielraum für kleine Schweine entstand und die Elektroden nicht mehr richtig saßen, seien Tiere unter 130 Kilogramm teilweise nicht korrekt betäubt worden, teilte das RP mit. Laut Odenwaldkreis lag die Fehlbetäubungsquote „deutlich unter einem Prozent“ und die Tiere seien nachbetäubt worden.

Schlachthof Brensbach: Kontrollen durch Veterinäramt
Zuständig für die Kontrollen sei das Veterinäramt des Odenwaldkreises, das auch umgehend Maßnahmen eingeleitet habe, um den Mangel zu beheben. „Die Überprüfungen der Betäubungseffektivität findet schlachttäglich sowohl von amtlicher Seite als auch von Seiten des Schlachthofs durch den Tierschutzbeauftragten statt“, teilte der Odenwaldkreis mit. Bekannt gemacht hatte den Vorfall die Tierrechtsorganisation Peta.
Ab 1. April wird laut Köhler eine neue Pächterin den Betrieb übernehmen. Details und Namen konnte Köhler zum jetzigen Zeitpunkt nicht nennen.
Derzeit schlachtet der Betrieb pro Woche etwa 350 Schweine, 60 Rinder und fünf Schafe. Die Tiere stammen von Landwirten aus der Region. Um die Transportwege für die Tiere so kurz wie möglich zu halten, wird deshalb der Erhalt des Schlachthofs Brensbach als wichtiger Teil des Tierschutzes erachtet. Im Regierungsbezirk Darmstadt sei der Odenwald Schlachthof der letzte verbliebene Schlachtbetrieb dieser Größenordnung für Rinder und Schweine, so das RP. Darüber hinaus existierten noch 128 weitere zugelassene Schlachtbetriebe. Dabei handele es sich jedoch überwiegend um Metzgereien mit eigener Schlachtung, so das RP.
In Hessen wurden laut Statistischem Landesamt von Oktober bis Dezember 2022 insgesamt 251.625 Tiere geschlachtet. Davon 8.819 Rinder, 138.695 Schweine und 97.516 Lämmer.