Landesmuseum Darmstadt zeigt Belottos Venedig

Im Hessischen Landesmuseum Darmstadt ist noch bis Mitte Januar die Sonderausstellung „Remember Venice! Bernardo Bellotto zeichnet“ zu sehen. Bellotto, der wie sein Onkel und Lehrmeister Giovanni Antonio Canal den Beinamen Canaletto führte, avancierte zu einem der bedeutendsten Maler für europäische Stadtansichten.
Im Frühjahr dieses Jahres jährte sich der Geburtstag des aus Venedig stammenden Vedutenmalers Bernardo Bellotto zum 300. Mal. Nachdem von Mai bis Ende August im Dresdner Zwinger eine große Bellotto-Ausstellung zu sehen war, rollt das Hessische Landesmuseum Darmstadt (HLMD) noch bis zum 15. Januar dem berühmten Künstler den roten Teppich aus – und das nicht nur im übertragenen Sinn.
Berühmt wurde Bellotto mit seinen Stadtansichten von Venedig, Rom, Dresden, München, Wien und Warschau, in denen er das Erbe seines Onkels und Lehrmeisters Giovanni Antonio Canal fortführte, der von 1697 bis 1768 lebte. In dessen Werkstatt begann sich Bellotto, der später den Beinamen Canaletto führte, zu einem der bedeutendsten Vedutenmaler für europäische Stadtansichten des 18. Jahrhunderts zu entwickeln.

Darmstadt: Ausstellung im Landesmuseum zeigt „Zeichnungsschatz“ von Bellotto alias Canaletto
Kuratorin Mechthild Haas, die Leiterin der Graphischen Sammlung des HLMD, konnte bei der Konzeption der facettenreichen Sonderausstellung auf einen wahren „Zeichnungsschatz“ zurückgreifen.
Denn von den Zeichnungen, die Bellotto im Laufe seines Lebens geschaffen hat, haben sich zwar nur etwa 140 Arbeiten erhalten. Was jedoch kaum jemand weiß: Das HLMD hat laut Museumsdirektor Martin Faass „neben dem Nationalmuseum Warschau den wichtigsten Bellotto-Bestand weltweit“.

Darmstadt: Großherzog Ludewig I. kaufte Nachlass von Bernardo Bellotto alias Canaletto
Direkt aus dem Atelier Bellottos stammen 61 Zeichnungen, die überwiegend mit Feder und Tinte ausgeführt wurden. Faass zufolge waren die Zeichnungen „ein besonderer Schatz“, den der Künstler bis zu seinem Tod im Jahr 1780 in Warschau aufbewahrt habe.
Die Zeichnungen seien dann aus Bellottos Nachlass vom ersten Darmstädter Großherzog Ludewig I. (1753-1830) angekauft worden. Das Konvolut der Bellotto-Zeichnungen befindet sich daher seit 1829 in Darmstadt.

Hessisches Landesmuseum Darmstadt zeigt wieder seinen Bellotto-Bestand
Die Sonderausstellung mit dem Titel „Remember Venice! Bernardo Bellotto zeichnet“ zeigt nun erstmals nach mehr als vier Jahrzehnten wieder den gesamten Darmstädter Bellotto-Bestand. Bislang war dieser nur ein einziges Mal – im Jahr 1981 – ausgestellt worden.
Bei der Konzeption der aktuellen Schau wurden nach den Worten von Museumsdirektor Faass auch neue, interdisziplinäre Forschungsansätze mit einbezogen. Die Ergebnisse neuester technologischer Untersuchungen seien dabei ebenso berücksichtigt worden wie Perspektiven der optischen Theorie des 18. Jahrhunderts, der Tourismusforschung, der Sammlungsgeschichte und der Provenienzforschung. Damit, so Museumsdirektor Faass, sei „ein ganz neuer Blick auf einen der großen Meister des europäischen Barocks“ gelungen.

Bellotto-Stadtansichten aus Italien im Hessischen Landesmuseum Darmstadt zu sehen
Der Schwerpunkt der Darmstädter Zeichnungen liegt auf Bellottos italienischen Schaffensjahren zwischen 1735 und 1746, in denen Stadtansichten von Venedig, Rom, Padua und Verona entstanden.
Ergänzt wird die Schau durch einen Ausblick auf Bellottos Schaffensphase in Dresden. Denn dank einer Schenkung aus dem Jahr 2020 kann das HLMD nun mit mehr als 30 Radierungen auch Bellottos Veduten von Dresden, Pirna und Königstein dokumentieren.

Anhand der aus konservatorischer Sicht äußerst empfindlichen Zeichnungen kann in der Darmstädter Schau nun zum einen die künstlerische Entwicklung Bellottos nachvollzogen werden. Zum anderen wird Besucherinnen und Besuchern seine große thematische Vielfalt sowie seine zeichnerische Brillanz und Virtuosität vor Augen geführt.
RAHMENPROGRAMM
Öffentliche Führungen durch die Ausstellung „Remember Venice! Bernardo Bellotto zeichnet“ bietet das Landesmuseum am Sonntag, 18. Dezember, und am zweiten Weihnachtstag jeweils um 15 Uhr, am 8. Januar um 11.30 Uhr und am Sonntag, 15. Januar, um 11.30 Uhr sowie um 15 Uhr an.
Ausstellungskuratorin Mechthild Haas , die auch Herausgeberin des 216 Seiten umfassenden Ausstellungskatalogs ist, spricht im Museumspodcast „Das Grüne Sofa“ mit der Journalistin Petra Reski, der Autorin des Buches „Als ich einmal in den Canal Grande fiel“.
Der Eintritt in die Ausstellung kostet 10 Euro, ermäßigt 6 Euro. Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre haben freien Eintritt.
Geöffnet ist das Hessische Landesmuseum Darmstadt, Friedensplatz 1, dienstags, donnerstags und freitags von 10 bis 18 Uhr, mittwochs bis 20 Uhr sowie samstags und an Sonn- und Feiertagen von 11 bis 17 Uhr. Montags, an Heiligabend und Silvester ist das Museum geschlossen.
Über das Thema „Stempel und Schrift: Provenienzmerkmale auf Bellottos Graphiken“ spricht am Mittwoch, 4. Januar 2023, von 18.30 Uhr an Udo Felbinger von der Zentralen Stelle für Provenienzforschung in Hessen bei einer Führung durch die Sonderausstellung. Wer an dem „Mittwochsgespräch“ teilnehmen möchte zahlt zuzüglich zum Eintritt zwei Euro Führungsgebühr. Maximal können 20 Personen an der Führung teilnehmen. Eine Vorreservierung ist nicht möglich. Tickets sind am Veranstaltungstag an der Museumskasse erhältlich.
Infos im Internet: www.hlmd.de
