Kriminalität in Darmstadt: Sorge wegen junger Straffälliger

Polizeipräsident Björn Gutzeit stellt zum ersten Mal die Kriminalstatistik für Südhessen vor und plädiert für die Etablierung eines „Hauses des Jugendrechts“ in Darmstadt.
Weil die Zahl der Straftäter:innen unter 21 Jahren in der Stadt stark angestiegen ist, hat sich Polizeipräsident Björn Gutzeit dafür ausgesprochen, auch in Darmstadt ein „Haus des Jugendrechts“ zu etablieren. Häuser des Jugendrechts sind in Hessen bereits ein fester Bestandteil, um Jugendkriminalität effektiv zu bekämpfen und kriminelle Karrieren frühzeitig zu verhindern. Entsprechende Häuser gibt es bereits in Frankfurt (3), Offenbach, Wiesbaden und in Kassel.
Nach Angaben von Hartmut Scherer, dem Leiter der Darmstädter Polizeidirektion, war im vorigen Jahr fast ein Viertel der Tatverdächtigen in Darmstadt jünger als 21 Jahre. Zudem treibt eine Bande von Kindern, die jünger als 14 Jahre und somit strafunmündig sind, bereits seit einigen Monaten ihr Unwesen. Die Kindergruppe steht im Verdacht, rund 250 Mal Elektroroller entwendet zu haben.
Polizeipräsident Gutzeit teilte am Donnerstag bei der Vorlage der Kriminalstatistik für 2022 mit, dass es sich gleichwohl in Darmstadt und Südhessen „sicher leben“ lasse. Zum fünften Mal in Folge sei Südhessen die „sicherste Region in Hessen“ und Darmstadt weiterhin die „sicherste hessische Großstadt“.
Mit 44 084 registrierten Straftaten und einer Aufklärungsquote von 63,2 Prozent ist wieder das Vor-Corona-Niveau erreicht worden. Blendet man die beiden Corona-Jahre aus, so wurde im Vergleich zu 2019 ein Anstieg der Fallzahlen von etwas mehr als fünf Prozent verzeichnet. Nach den Worten Gutzeits liegen die Zahlen für Südhessen im Vergleich mit anderen Regionen „im Landsestrend“.
Bei den sogenannten Rohheitsdelikten verzeichnet die Polizei seit 2017 einen deutlichen Anstieg der Fälle. Im vorigen Jahr wurde mit 7701 Fällen ein neuer Höchststand erreicht. Der Polizeipräsident führt dies zum einen auf eine „steigende Respektlosigkeit im persönlichen und digitalen Umfeld“ und zum anderen auf ein hohes Konflikt- und Aggressionspotenzial sowie eine steigende Gewaltbereitschaft zurück. Die Zahl der Bedrohungen stieg im vorigen Jahr um ein Drittel an. Bei Körperverletzungen wurde eine Steigerung um mehr als ein Fünftel auf 4922 Fälle registriert.
Die Zahl der Tatverdächtigen zwischen 14 und 18 Jahren im gesamten Bereich des Polizeipräsidiums Südhessen, neben der Stadt Darmstadt auch für die Landkreise Darmstadt-Dieburg, Groß-Gerau, Odenwald und Bergstraße zuständig, ist mit fast 2000 auf dem höchsten Stand im Langzeitvergleich. Bei den Körperverletzungen betrug der Anteil der Tatverdächtigen, die jünger als 21 Jahre waren, 20 Prozent.
Sorge bereitet dem Polizeipräsidenten auch die weiter steigende Anzahl von Angriffen auf Einsatzkräfte. 513 Polizeibeamtinnen und -beamte sind im vorigen Jahr attackiert, bedroht und beleidigt worden. 280 Mal gab es sogar tätliche Angriffe. Auch dies ist ein neuer Höchststand. Die negative Entwicklung der vergangenen Jahre setzt sich somit fort. Fast 15 Prozent der Verdächtigen waren zum Zeitpunkt der Tat alkoholisiert.
Im Vergleich zum Jahr 2017, als mit 1258 Fällen die meisten Wohnungseinbrüche in den vergangenen 20 Jahren verzeichnet worden waren, hat die Zahl der Einbrüche um fast die Hälfte auf 680 Fälle abgenommen.
Durch intensive Kontrollen und mehr Präsenz konnte auch die Straßenkriminalität in Südhessen in den vergangenen 20 Jahren um mehr als die Hälfte verringert werden.
Fast halbiert hat sich seit 2017 auch die Zahl der schweren Diebstähle aus Fahrzeugen.
