Von Funklöchern und weißen Flecken beim Mobilfunk in Darmstadt

Der Bürgerdialog in der Darmstädter Centralstation widmet sich dem neuen Mobilfunktechnologiestandard 5G. Mobilfunkgegner wollen keine Versuchskaninchen in der Digitalstadt sein.
Gegner von Mobilfunkanlagen haben am Mittwochabend in Darmstadt ausgiebig die Gelegenheit genutzt, während eines „Bürgerdialogs“ ihre Sorgen und Ängste zu äußern. Zu der Veranstaltung in der Centralstation hatten die Digitalstadt Darmstadt GmbH und Hessens Digitalministerin Kristina Sinemus (parteilos) eingeladen. Rund 280 Bürger kamen, um sich über „die Zukunft des Mobilfunks in Darmstadt“ zu informieren.
Im Fokus des Interesses stand auch der 5G-Mobilfunkstandard, den die Deutsche Telekom neben Berlin und Hamburg auch in Darmstadt testet. Das Darmstädter 5G-Testnetz soll 18 Antennen an sechs Standorten umfassen und im Frühjahr 2020 fertig sein. Die ersten Antennen sind bereits im Westen der Innenstadt in Betrieb genommen worden.
Die Bürger konnten sich an Infoständen über Technik, Ausbau, Anwendungen und Nutzen der 5G-Technologie sowie zu den Themen Gesundheit, Genehmigung und Messungen informieren. Die meisten Bürger interessierten sich nach einer Umfrage für das Thema Gesundheit.
Sinemus sagte, ihr sei bewusst, dass es den Mobilfunkbetreibern darum gehe, im ganzen Land Funklöcher zu schließen. Andererseits gebe es etliche Bürger, die den Wunsch äußern würden, genau diese „weißen Flecken“ zu erhalten. Ihr gehe es daher darum, „einen Informationsraum zu öffnen, um sowohl über die Chancen als auch die Risiken zu sprechen“.
Auf dem Podium berichtete eine ältere Frau, die sich als elektrosensibel bezeichnete, sie bekomme starke Kopfschmerzen, wenn WLAN-Router eingeschaltet seien. Auf den Einwand, in dem Raum könne man sich in mehr als einem Dutzend Router einloggen, entgegnete die Frau, sie habe derzeit „viel Energie“. Sie lehne aber eine „Zwangs-WLAN-Bestrahlung“ ab.

Jens Kuhne, der beim Bundesamt für Strahlenschutz als wissenschaftlicher Referent auch für das Thema elektromagnetische Felder zuständig ist, wies darauf hin, dass in Doppelblindstudien, bei denen weder der Untersucher, noch der Proband gewusst hätten, wann eine elektromagnetische Strahlung vorhanden sei, bislang nicht nachgewiesen werden konnte, dass tatsächlich elektromagnetische Strahlung die Ursache für die Beschwerden der Menschen seien.
Während die Gegner der Mobilfunktechnologie gelbe Flugblätter verteilten, auf denen Darmstadt pauschal als „verstrahlte und krankmachende Stadt“ bezeichnet wurde, in der die Bevölkerung „ungefragt als Digitalstadt-Versuchskaninchen für den ersten europaweiten Strahlungsversuch herhalten“ solle, mahnte Oberbürgermeister Jochen Partsch (Grüne) nachdrücklich zu Besonnenheit. Partsch wandte sich zugleich gegen verschwörungstheoretische Äußerungen. Den 5G-Technologiestandard bezeichnete er als „Mobilfunktechnik von morgen“ und „zentralen Eckpfeiler für unsere digitale Stadtgesellschaft“.
Etliche Bürger machten ausgiebig vom Angebot Gebrauch, auf Zetteln ihre Sorgen und Hoffnungen zu notieren. Die Anmerkungen sollen nun laut Sinemus ausgewertet werden.