Durchschnittsmiete in Darmstadt höher als in Frankfurt

Die Darmstädter SPD hält die Wohnungspolitik der Koalition von Grüne, CDU und Volt für „gescheitert“. Die Linke spricht von einer „desaströsen Situation“ und fordert Konsequenzen.
Wer in Darmstadt eine Wohnung mietet, muss dafür immer mehr Geld bezahlen. Seit Monatsbeginn gilt in der Stadt ein neuer Mietspiegel. Die Durchschnittsmiete pro Quadratmeter liegt nach den wissenschaftlich ermittelten Werten des dafür beauftragten Darmstädter Instituts Wohnen und Umwelt (IWU) mit nun 10,44 Euro 1,55 Euro über dem vor vier Jahren ermittelten Wert und 1,26 über dem vor zwei Jahren fortgeschriebenen Wert. Damit liegt die durchschnittliche Miete in Darmstadt höher als in Frankfurt, wo jüngst eine Durchschnittsmiete von 10,29 Euro je Quadratmeter ermittelt worden war.
Darmstadts Bürgermeisterin und Wohnungsdezernentin Barbara Akdeniz (Grüne) äußerte, der jüngst vom Magistrat beschlossene neue qualifizierte Mietspiegel gebe Sicherheit zur ordentlichen Berechnung der Grundmiete, wodurch ein unkontrolliertes Steigen der Bestandsmieten verhindert werde. Leider, so Akdeniz, gelte dies nicht bei der Erstvermietung von Neubauten.
Darmstadt: Neuer Mietspiegel vorgestellt
Angesichts des seit Jahren anhaltenden Zuzugs von Familien, Studierenden und Singles sowie der wissenschaftlichen Erhebungen des IWU leitet die Stadt „einen deutlichen Auftrag zur weiteren Schaffung von bezahlbarem Wohnraum ab“, so Akdeniz. Die Erhaltung von preisgünstigem Wohnraum verstehe sich als „dauerhafter Auftrag“ und habe im Kontext des beschlossenen wohnungspolitischen Konzepts „oberste Priorität“, äußerte die Bürgermeisterin.
Dies zeige sich auch daran, dass die Durchschnittsmiete der städtischen Bauverein AG bei einem Betrag von 7,38 Euro pro Quadratmeter liege, so Akdeniz. Sie appellierte zugleich an Vermieterinnen und Vermieter, sich auch bei Neuabschlüssen von Mietverträgen in Neubauten am neuen Mietspiegel zu orientieren.
Darmstadt: SPD und Linke kritisieren Wohnungspolitik der Koalition
Während die Koalitionsfraktionen von Grüne, CDU und Volt den neuen Mietspiegel als „wichtiges Instrument für Transparenz und unverzichtbare Hilfestellung“ bezeichnen, formulierten die Oppositionsfraktionen von SPD und Linke in Mitteilungen deutliche Kritik an der städtischen Wohnungspolitik.
Michael Siebel, der wohnungsbaupolitische Sprecher der SPD-Fraktion, bezeichnete die Wohnungspolitik der Koalition sogar als „gescheitert“. Der jährliche Anstieg der Mieten um mehr als vier Prozent in den vergangenen vier Jahren zeige, dass die bislang ergriffenen Maßnahmen der Stadt „zu langsam“ wirksam würden. In Darmstadt werde das Wohnen insbesondere für Menschen mit niedrigen und mittleren Einkommen „unerschwinglich“.
Die Stadtverordnetenfraktion der Linken, die einen bundesweiten „Mietendeckel“ fordert, spricht von einer „desaströsen Situation“, die sich vermutlich weiter verschärfen werde. Die Linke fordert zudem vom Bauverein, „diese Mietenexplosion zu dämpfen und darauf zu verzichten, die Möglichkeiten des Mietspiegels auszureizen“.