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Drehort Darmstadt: Gefangen im Körper eines Mannes

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Von: Claudia Kabel

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Regisseur Khashayar Khalili am Set.
Regisseur Khashayar Khalili am Set. © privat

Studierende der Hochschule Darmstadt drehen einen Film über eine iranische Transfrau, die nach Deutschland flieht. In der westlichen Freiheit rückt das Coming-Out in greifbare Nähe.

Ich wollte schon immer einen Film über kulturelle Unterschiede machen“, sagt Khashayar Khalili. Zusammen mit drei weiteren Studierenden der Hochschule Darmstadt hat er ein Filmprojekt als Abschlussarbeit initiiert, das nicht nur die gesellschaftlichen Unterschiede zwischen dem Iran und Deutschland thematisiert, sondern auch die innere Zerrissenheit einer Transfrau beschreibt, die mit ihrer Familie nach Deutschland migriert.

„Darune Man“ („Das in mir“) handelt von Nazanin (49), der/die seit der Kindheit in einem Identitätskonflikt streckt, von dem nicht viele wissen. Selbst Ehefrau Pari ignoriert den inneren Konflikt ihres „Mannes“, um stets das männliche Bild Nazanins aufrecht zu erhalten. Dieser droht aber aufzufliegen als ihre 24-jährige Tochter Mahta über die Semesterferien heimkommt. Sie droht Nazanins heimliche Ausflüge, in denen er/sie sich als Frau zurecht macht, aufzudecken.

Titelbild des Films „Darune Man“ mit Majid Bakhtiari in der Hauptrolle.
Titelbild des Films „Darune Man“ mit Majid Bakhtiari in der Hauptrolle. © Hochschule Darmstadt

„Im Iran muss man zum Psychologen, wenn man sich im falschen Körper fühlt“, sagt Khalili im Gespräch mit der Frankfurter Rundschau. Dort offen als homo- oder transsexuell zu leben sei fast unmöglich. Transsexuelle müssten sich einer Geschlechtsoperation unterziehen, um wieder „akzeptiert“ zu werden.

Drehbuchautorin: Man muss selbst ein Coming-Out erlebt haben

Khalili wurde in Darmstadt geboren, reiste aber häufig in den Iran. Dabei seien ihm früh die kulturellen Unterschiede aufgefallen. Auch zur Recherche für den Film sprach er im Iran mit Transpersonen. Vieles von dem, was sie erzählten, sei in den Film eingeflossen, sagt er. Ansonsten habe er zuvor keine Berührung mit dem Thema gehabt. Anders Drehbuchautorin Lara Lipponer: „Um über ein Coming-Out zu schreiben, sollte man eins erlebt haben,“ sagt sie. Sie selbst habe sich erstmals mit 16 als pansexuell – also offen für alle Geschlechter – geoutet. Sie schloss vergangenes Jahr in Darmstadt den Studiengang Motion Pictures ab und arbeitet seitdem als Regieassistenz unter anderem für die ARD-Serie „Die Heiland“ und schreibt zudem Drehbücher, Prosa und Lyrik. Für die Kamera verantwortlich ist Gabor Baumann der Filmwissenschaften an der Hochschule studiert, produziert wird der Film von Lukas Hauf, seit 2021 im Studiengang Motion Pictures aktiv.

Regisseur Khashayar Khalili (2.v.l.) mit den Hauptdarsteller:innen des Films „Darune Man“ Majid Bakhtiari, Roxana Safarabadi und Taies Farzan (v. l).
Regisseur Khashayar Khalili (2.v.l.) mit den Hauptdarsteller:innen des Films „Darune Man“ Majid Bakhtiari, Roxana Safarabadi und Taies Farzan (v. l). © privat

Bisher gibt es zu „Darune Man“ nur einen Trailer – dieser macht aber Lust auf mehr. Mit Spannung fragt man sich, wie Nazanin es schaffen wird, sich in Deutschland zu etablieren, ob er sich outet und wie er den Konflikt zwischen den konservativen Prinzipien der Heimat und den westlichen Freiheiten lösen wird.

Doch um den Kurzfilm abzudrehen, fehlt den Studierenden das Geld. Neben der regulären Hochschulabschlussförderung durch Hessen Film habe man bisher alle Kosten privat getragen. 29 000 Euro kalkuliert Khalili für eine Version von etwa 18 Minuten. Der Stoff würde allerdings auch einen Spielfilm hergeben.

„Darune Man“: Gedreht wurde auch am Amtsgericht Darmstadt

Gedreht wurde der Trailer sieben Tage lang in Berlin, Polen und in Darmstadt, unter anderem am Amtsgericht. Insgesamt hätten 30 Leute dabei mitgewirkt, sagt Khalili. Die Schauspieler seien professionelle, die unentgeltlich mitarbeiten würden, weil sie von der Idee überzeugt seien. „Wir wollen mit dem Trailer zeigen, auf welchem Niveau wir den Film machen können“, sagt Khalili.

Um das Geld für die Produktion zusammen zu bekommen, hat das Team eine Crowdfundingaktion gestartet und sucht nach Sponsoren.

Crowdfunding Kampagne: www.startnext.com/en/darune-man

Infos zum Film: https://amap.to/daruneman/

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