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Darmstadt
Darmstadt-Dieburg: Wolf aus Südhessen ist tot
- vonClaudia Kabelschließen
Der Wolfsrüde ist in Rheinlandpfalz überfahren worden. Er war in Hessen der dritte nachgewiesene Wolf aus den Alpen. Ende September riss er ein Reh bei Ober-Ramstadt.
Der Wolfsrüde aus Südhessen, der Ende September in der Nähe von Darmstadt nachgewiesen wurde, ist tot. Er wurde am 8. November auf der B 51 in der Nähe der Verbandsgemeinde Bitburger Land (Rheinland-Pfalz) überfahren – etwa zweihundert Kilometer entfernt von Ober-Ramstadt (Kreis Darmstadt-Dieburg), wo er am 30. September ein Reh gerissen hatte.
Polizei vermutete sofort Wolf
„Es war dunkel, es war nass, als das Tier um 20.29 Uhr vom Fahrbahnrand auf die Straße vor ein Auto lief“, berichtet ein Sprecher des Polizeipräsidiums Trier am Montag auf Anfrage der Frankfurter Rundschau. Das Tier sei von einem Auto erfasst und auf die gegenüberliegende Fahrbahn geschleudert worden, wo es vom Gegenverkehr überrollt worden sei. Die Kollegen hätten sofort vermutet, dass es sich um einen Wolf handelte, und hätten das Veterinäramt hinzugezogen, so der Polizeisprecher.
Wolfsnachweise
In Autounfälle waren in Hessen seit 2011 insgesamt zehn Wölfe verwickelt, neun wurden dabei getötet.
In Südhessen wurden 2020 fünf Mal Wölfe nachgewiesen: zwei Mal per Genanalyse in Darmstadt-Dieburg und im Kreis Bergstraße und drei Mal per Foto im Odenwaldkreis und im Landkreis Darmstadt-Dieburg.
Hessenweit wurden 51 Mal Wölfe durch Fotos oder Genanalysen nachgewiesen. Zwei Wölfe im Vogelsberg und in Nordhessen gelten als sesshaft. 80 Verdachtsfälle bestätigten sich nicht. In drei Fällen stehen die Ergebnisse der Genanalysen noch aus.
Das Hessisches Landesamt für Naturschutz nimmt Beobachtungen entgegen, prüft diese und informiert über alle Wolfsfälle unter: hlnug.de/themen/naturschutz/tiere-und-pflanzen/arten-melden/wolf
Das Senckenberg-Institut in Gelnhausen (Hessen) bestätigt jetzt, dass es sich bei dem toten Tier um den Wolf mit der Kennung GW1835m handelt, wie das rheinlandpfälzische Umweltministerium mitteilte. GW1835m sei damit der zweite Wolf, der in der Eifel nachgewiesen wurde.
Tiere bewegen sich entlang der Straßen
GW1835m war im Oktober per Genanalyse in Deutschland erfasst worden. Laut hessischem Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) handelte es sich um den dritten Nachweis eines Wolfs aus der Alpenpopulation in Hessen überhaupt. Er sei der einzige Wolf in Südhessen gewesen, bei dem ein genetischer Fingerabdruck habe erstellt werden können, sagte Franziska Vogt, Sprecherin des HLNUG. Damit wäre für das Tier jetzt eigentlich die Nachweisfrist angelaufen, so Vogt. „Es ist schade, dass das jetzt so abrupt endet.“ Wenn ein Wolf sechs Monate lang in der selben Region nachgewiesen wird, gilt er als ansässig. Leider würden die Tiere häufig überfahren. Telemetriestudien an Wölfen mit Senderhalsband haben laut HLNUG ergeben, dass die Tiere sich oft entlang von Leitlinien in der Landschaft bewegen. Das könnten Flüsse, aber auch eingezäunte Autobahnen oder Bahnstrecken sein. „Wölfe kommen mit unserer zerschnittenen Landschaft nicht zurecht“, so Vogt.
Wolfsvorfälle in Südhessen
Fünf Mal wurden dieses Jahr Wölfe in Südhessen nachgewiesen. Ob es jedes Mal der selbe Wolf war oder verschiedene, ist unklar. Zweimal wurde in Reichelsheim (Odenwald) innerhalb weniger Tage im April ein Wolf fotografiert. Bei einem Gen-Nachweis in Lautertal (Bergstraße) habe lediglich die genetische Gruppe der Population, der der Wolf zuzurechnen ist, erfasst werden können, so die Hessische Wolfsbeauftragte Susanne Jokisch. Von den beiden Fotos in Reichelsheim ließe sich keine Aussagen treffen, um welches Individuum es sich handele. Auch ob es sich bei dem Wolf, der am 7. Oktober in Fischbachtal (Landkreis Darmstadt-Dieburg) fotografiert wurde, um GW1835m handelte, ist unklar.
Ursprungsartikel: Ein Wolf reißt in Ober-Ramstadt ein Reh, in Fischbachtal geht einer in eine Kamerafalle. Wolfsberaterin Raina Kessler berichtet von ihrer Arbeit. Wolf in Darmstadt-Dieburg: Drittes Tier aus den Alpen in Hessen gesichtet