OB verurteilt „frevelhafte Schändung“ der Menora in Darmstadt

Mahnwache an der Gedenkstätte zur Erinnerung an die zerstörte Liberale Synagoge, wo vor einer Woche die Skulptur eines siebenarmigen Leuchters von Unbekannten beschädigt wurde.
Mindestens 250 Menschen haben sich am Sonntag auf dem Platz vor dem Erinnerungsort der am 9. November 1938 zerstörten Liberalen Synagoge auf dem Gelände des Darmstädter Klinikums versammelt, um gegen die Beschädigung der dort installierten Menora zu protestieren. Die vom Künstler Helmut Lortz entworfene Edelstahlskulptur war am vergangenen Montag zwischen 12.30 Uhr und 21.10 Uhr von unbekannten Tätern so verbogen worden, dass der siebenarmige Leuchter fast schon am Boden lag. Bis Dienstagmittag wurde das Kunstwerk dann zum Teil wieder aufgerichtet. Der Staatsschutz der Polizei hat inzwischen die Ermittlungen übernommen.
Zu der einstündigen Gedenk- und Mahnveranstaltung hatten unter dem Motto „Hass und Gewalt widerstehen, Frieden und Solidarität leben“ die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit, die christlichen Kirchen sowie zivilgesellschaftliche Gruppen und eine Schülerinitiative aufgerufen.
Mahnwache in Darmstadt: Schulter an Schulter
Paula Werner, eine Schülerin der Arheilger Stadtteilschule, sagte in ihrer kurzen Ansprache: „Jemand hat brutal die Menora geschändet. Ich will nicht einfach dazu schweigen, sondern aufstehen und mich für ein respektvolles Miteinander in der Schule und außerhalb der Schule einsetzen“. Es mache ihr Mut, sich „Schulter an Schulter mit anderen Menschen für Recht und Respekt einzusetzen“, äußerte die Schülerin.
Oberbürgermeister Jochen Partsch (Grüne) rief zu mehr Achtsamkeit auf und sagte, es habe in den vergangenen Jahren schon „viel zu viele Angriffe auf Denkmäler und Erinnerungsorte in der Stadt gegeben“. Mit der „frevelhaften Schändung“ eines sakralen Symbols sei aber nun eine neue Eskalationsstufe der Gewalt erreicht, sagte Partsch.
„Allianz gegen Hass und Geschichtsvergessenheit“
Daniel Neumann, der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde, äußerte, die Reaktion und Antwort der zivilgesellschaftlichen „Allianz gegen Hass und Geschichtsvergessenheit“ auf den Gewaltakt sei unmissverständlich. Die Menora stehe als Symbol für Freude, Licht und Zuversicht. „Das Miteinander und die gemeinsame Zukunft lassen wir uns nicht zerstören“, rief Neumann sehr bestimmt.