Darmstadt: Kritik an Tempo von städtischem Solar-Ausbau

Die SPD fordert einen schnelleren Ausbau städtischer Gebäude mit Photovoltaikanlagen. Darmstadt schneidet im Städtevergleich schlecht ab. Stadt informiert über Klimaschutzziele.
Darmstadt will bis zum Jahr 2035 klimaneutral werden. Dazu sollen auf städtischen Gebäuden auch Photovoltaikanlagen entstehen. Mehr Tempo fordert jetzt jedoch die SPD-Fraktion beim Solar-Ausbau: „Der Klimawandel zwingt uns dazu, hier Vollgas zugeben. Aber die Stadtregierung fährt mit angezogener Handbremse“, kritisiert der umweltpolitische Sprecher Phil Lehman.
Nur kleine PV-Anlage auf Berufschulzentrum Nord
Aktuelles Beispiel sei das Berufschulzentrum Nord, dessen Photovoltaik(PV)-Anlage weit hinter den Kapazitäten zurück bleibe, die sie haben könnte. Denn auf dem fast fertig sanierten Gebäude wird nur eine kleine Solaranlage mit einer Leistung von circa 18 Kilowatt-Peak (kWp, die Maximalleistung) aufgestellt. Das geht aus der Beantwortung einer SPD-Anfrage durch Oberbürgermeister Jochen Partsch (Grüne) hervor.
Laut Partsch ist „die auf den ersten Blick geringere Bestückung mit Solaranlagen durch die nicht zusätzlich belastbaren Deckenkonstruktionen wesentlich verursacht“. Auch sei das Gebäude nicht optimal ausgerichtet und das Sheddach problematisch hinsichtlich Leitungsführung und Brandschutzauflagen.
Laut Berechnungen des Energieversorgers Entega von 2017 hätte auf dem Schulzentrum eine Leistung von 335 kWp erreicht werden können, trotz der nicht optimalen Ausrichtung und der bestehenden Dachkonstruktion. Auch eine Minimallösung mit 99 kWp wurde ins Spiel gebracht. „Die Stadt aber hat sich nicht für die Minimallösung entschieden, sondern diese sogar noch weit unterboten“, sagt Lehmann. So könne das in Darmstadt nicht weitergehen.
Stadt informiert über Klimaschutz
Über Klimaschutzmaßnahmen in der Stadt informieren OB Jochen Partsch, Bürgermeisterin Barbara Akdeniz und Klimadezernent Michael Kolmer am 8. Februar ab 18 Uhr in einer Online-Veranstaltung für Bürger:innen.
Zugangsdaten: www.darmstadt.de/ leben-in-darmstadt/klimaschutz/klimaschutzkonzept/neuaufstellung/oeffentlichkeitsveranstaltung
In der Tat steht Darmstadt im Vergleich mit anderen deutschen Städten nicht besonders gut dar. Beim Städte-Solar-Challenge „Wattbewerb“, der sich auf Zahlen der Bundesnetzagentur bezieht, landet die Stadt mit der Pro-Kopf-PV-Leistung derzeit auf Platz 23 der 39 teilnehmenden Großstädte – auf Platz 1 liegt Ulm; München bildet das Schlusslicht.
Stadt Darmstadt: Bringen Ausbau von Solarenergie voran
Laut aktueller Mitteilung der Stadt bringt Darmstadt dagegen den „Ausbau von Solarenergie im Stadtgebiet mit Nachdruck voran“. Dies würden derzeit zahlreiche Projekte unterstreichen, vor allem im Bereich der Schulbausanierung und insbesondere im Bereich des Bürgerparks. Hier werde eine Gesamtleistung von rund 425 kWp bis 2025 ans Netz gehen.
Als Beispiele nennt die Stadt Nordbad (99 kWp plus zusätzlicher Erweiterungsfläche von 60 kWp), Bertolt-Brecht-Schule (geplant rund 158 kWp), Ernst-Elias-Niebergall-Schule (geplant rund 158 kWp) und Christoph-Graupner-Schule (118 kWp). Insgesamt seien bis 2025 derzeit acht Anlagen mit 710 kWp Leistung in Planung und Umsetzung, so OB Partsch. Weitere Anlagen würden folgen.
Darüber hinaus sei Klimaschutz nicht auf die Installation von Solaranlagen zu reduzieren, auch der Erhalt vorhandener Bausubstanz und dadurch der Erhalt von Grauer Energie, eine Investition in Leitungssysteme und Infrastruktur, seien wichtig.
Darüber hinaus sollen laut Partsch Projekte wie das Berufschulzentrum immer wieder darauf geprüft werden, ob durch die Entwicklung auf dem Solarmodulanbietermarkt weitere Dachflächen genutzt werden könnten, auch wenn sie nach heutigem Stand der Technik nur schwer zu nutzen seien.