Darmstadt: Kritik an Gasturbinenkraftwerk der Entega

Umweltaktivist:innen befürchten, dass Entega das Gasturbinenkraftwerk in Darmstadt wieder in Betrieb nehmen will. Derweil prüft Entega aber den Umstieg auf Wasserstoff.
Vor dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs und der Entscheidung der Europäischen Kommission, Erdgas als „grüne“ Brückentechnologie einzustufen, regt sich in Darmstadt Widerstand gegen das zur Stilllegung angezeigte Gasturbinenkraftwerk des kommunalen Energiebetreibers Entega.
Unter dem Hashtag #exitgas ist am Wochenende eine Kampagne gegen die angeblich geplante Modernisierung des Gasturbinenkraftwerks im Sensfelder Weg gestartet. Am Sonntag zogen Umweltaktive aus dem linken Spektrum zum Entega-Hauptsitz und rollten dort ein Banner aus. „Wir wollen für Entegas dreckige Lüge vom sauberen Gas zum Investitionsrisiko werden“, kündigten sie an. Zuvor hatten die Initiator:innen der Kampagne in einer Mitteilung Entega vorgeworfen, die EU-Entscheidung werde vom Unternehmen „als Chance begriffen, das bisher völlig unrentable und für die Versorgung unnötige Gasturbinenkraftwerk wieder in die Gewinnzone zu bekommen“.
Letztem Punkt widerspricht die Entega. Auf Anfrage der Frankfurter Rundschau teilte Unternehmenssprecher Michael Ortmanns mit, das Kraftwerk sei keineswegs „unnötig“, sondern derzeit „unwirtschaftlich“.
Kraftwerk ist für Versorgungssicherheit Süddeutschlands nötig
Seit 2015 wurde das 100-Megawatt-Kraftwerk von Entega alljährlich zur Stilllegung angezeigt. Allerdings habe die Bundesnetzagentur jedes Mal die Stilllegung verboten, weil das Kraftwerk für die Versorgungssicherheit in Süddeutschland erforderlich sei. Deswegen befinde es sich nun in der Netzreserve. „Sollte die Wirtschaftlichkeit der Anlage durch den Ukraine-Krieg oder durch andere regulatorische Änderungen verbessert werden, prüft die Entega die Rückführung der Anlage in den Markt“, so Ortmanns.
Perspektivisch will Entega das Kraftwerk mit grünem Wasserstoff betreiben. Ob dies technisch möglich ist, werde aktuell vom Turbinenhersteller geprüft.
Entega: Betrieb mit Wasserstoff wird geprüft
Die Wasserstoff-Pläne hatte Entega bereits im Januar 2021 angekündigt. Ziel des Unternehmens ist, „dieses moderne und sichere Kraftwerk umweltverträglich zu betreiben“. Nur mit der Unterstützung solcher Kraftwerke könne die Energiewende gelingen. „Ein Betrieb mit grünem Wasserstoff wäre eine ökologisch äußerst wünschenswerte Lösung, die aber technologisch und wirtschaftlich vertretbar sein muss“, sagt Ortmanns.
Doch bis es dahin kommt, wird das Gaskraftwerk vermutlich nicht stillgelegt. „Wir gehen davon aus, dass die Stilllegung weiterhin verboten wird“, so Ortmanns. Die Zahl der Aufrufe des Kraftwerks habe in den vergangenen Monaten zugenommen. Dazu kommt es, wenn aufgrund der Wetterlage – zu wenig Wind oder Sonne – Defizite im Stromnetz entstehen. Das Kraftwerk kann dann laut Ortmanns innerhalb von neun Minuten hochfahren und die Lücke im Stromnetz schließen. 2016 sei es insgesamt nur 16 Stunden betrieben worden. Aktuelle Zahlen würden noch nicht vorliegen. Dass die Energiewende nicht ohne Gas zu stemmen ist, davon ist Entega, eine städtische Tochter, nach wie vor überzeugt.
Für die Gegner und Gegnerinnen des fossilen Brennstoffs ist das keine Option. „Wir sagen: Keinen Cent in klimaschädliches Gas. Die Entscheidung, ob Entega weiter in Gas investieren soll, darf keine unternehmerische, sondern eine gesellschaftliche sein“, fordert Sprecherin Rosa Stark.