Darmstadt: Kampf gegen Lebensmittelverschwendung

Der Verein Foodsharing rettet bei einer Weihnachtsaktion in Darmstadt Nahrung und verteilt sie über die Feiertage. Ein Angebot für alle.
Darf man sich das einfach nehmen?“, fragt eine Frau und lässt ihren Blick staunend über Salatköpfe, Paprika und Tomaten, Feigen, Bananen und Brötchen schweifen – vieles davon sogar mit Bio-Label. Alles sieht noch recht gut aus, die Bananen haben leicht dunkle Stellen, Wurst und Minutensteaks sind tags zuvor abgelaufen.
Der Stand der Foodsafer am Riegerplatz ist gut besucht. Es ist einer von neun Ständen, an denen bis Silvester Lebensmittel „gerettet“ werden. Viele dieser Waren, die Supermärkte und Bäckereien wegwerfen würden, werden sonst von der Tafel abgeholt und an Bedürftige vergeben. Doch die Tafel holt über Weihnachten nichts ab. Deswegen übernimmt der 262 Mitglieder starke Verein Foodsharing Darmstadt die Verteilung. „Wir sind keine Konkurrenz zur Tafel“, sagt Foodsaferin Carina Kipp. Aber „im Unterschied zur Tafel steht bei uns die Rettung der Lebensmittel im Fokus“. Das Angebot sei für alle gedacht, Ziel sei, ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass weniger gekauft und weniger produziert werde.
An neun Standorten in Weiterstadt, Arheilgen, Kranichstein, Martinsviertel, Johannesviertel und Eberstadt werden bis 31. Dezember täglich (auch feiertags) von 11 bis 15 Uhr Lebensmittel verteilt.
Außerdem gibt es ganzjährig mehrere Fairteiler. Standorte und Infos unter foodsharing-darmstadt.de cka
Insgesamt 80 Läden in Darmstadt sind laut Kipp an der Aktion beteiligt, 62 Ehrenamtliche helfen beim Abholen und an den Ständen. Was nicht verteilt wird, wird in „Fairteiler“ gegeben – das sind öffentlich zugängliche Kühlschränke, die das ganze Jahr über von den Foodsafern bestückt werden, erklärt Kipp. Mancher Kunde hat die Aktion, die bereits zum sechsten Mal stattfindet, schon fest eingeplant: „Ich kaufe über Weihnachten bewusst kein Obst und Gemüse, sondern komme gleich hierher“, sagt Marcel Hanizsch.
„Die Verschwendung in unserer Gesellschaft ist schon bedrückend“, sagt eine Frau. Eine Mutter von vier Kindern findet, das Angebot komme gerade zu Weihnachten recht. „Das Zeug könnte man sich sonst nicht leisten“, sagt ein Mann, der von Hartz IV lebt und sich gerade bei der Wurst bedient. Zur Tafel geht er allerdings nicht, das sei ihm peinlich.
„Es ist ein prinzipielles Ding“, sagt eine Frau, die selbst containert – also illegal Lebensmittel aus den Abfalltonnen von Supermärkten holt: „Was hier liegt ist auch Klimamüll, denn es musste alles hergestellt werden.“